Schumann, Ehepaar

Robert: * 8.6.1810 Zwickau, Sachsen/D, † 29.7.1856 Endenich (heute Bonn), Nordrhein-Westfalen /D. Komponist, Musikschriftsteller.

Früher Unterricht in Latein, Französisch, Griechisch und Klavier und dadurch Interesse an Wort- und Tonkunst gleichermaßen. Weiterer Klavierunterricht beim Zwickauer Domorganisten Johann Gottfried Kuntsch (1777–1855) und beim Leipziger Klaviervirtuosen Friedrich Wieck (1785–1873), dem Vater seiner späteren Frau Clara (Heirat am 12.9.1840). Der Einsatz einer Übemaschine brachte eine zeitweilige Lähmung der Hand und verhinderte eine Pianistenkarriere, woraufhin sich Schumann vermehrt dem Komponieren widmete. Außerordentlichen Erfolg hatte Schumann mit der von ihm 1834 gegründeten Neuen Zeitschrift für Musik. Die sonst so glückliche Ehe des Künstlerpaares wurde immer wieder durch Spannungen zwischen dem Komponisten und der durch Hausfrauen- und Mutterpflichten behinderten Pianistin getrübt. 1854 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand (vermutlich progressive Paralyse), nach einem Suizid-Versuch wurde Schumann in einer Privatheilanstalt in Endenich untergebracht.

Die ersten Werke Schumanns, des damals in Österreich noch kaum zur Geltung gekommenen Komponisten der Romantik, die Bruckner kennenlernte, waren (nachweislich seit 1856) vermutlich vor allem von der Liedertafel „Frohsinn“ in Linz aufgeführte Chöre, im Sommer 1858 dann Lieder, die ihm sein Freund Rudolf Weinwurm bei einem der längeren Studienaufenthalte in Wien vorspielte und die auch sein Interesse weckten. In Linz hörte Bruckner neben Chören, Liedern und Kammermusik Schumanns vermutlich auch schon dessen Erste und Vierte Symphonie, die Ende der 1860er Jahre dort aufgeführt wurden.

Johann Herbeck widmete Bruckner 1861 ein Arrangement von Schumanns Zigeunerleben op. 29 Nr. 3 für Männerchor und Klavier zu vier Händen (Hommagen und Widmungen an Bruckner). Sein späterer „Feind“ Eduard Hanslick ließ dem von ihm als Linzer Domorganisten noch besonders Geschätzten 1865 „zur freundschaftlichen Erinnerung“ eine Partitur der Schumann‘schen Messe op. 147 zukommen, in der Bruckner, „um den Periodenbau nachzuprüfen“ (Göll.-A. 3/1, S. 321), die Takte wie in seinen eigenen Werken nummerierte (Metrik, metrische Ziffern). Der Verbleib dieser Partitur ist derzeit nicht bekannt.

Die während Bruckners Studien 1861–1863 bei Otto Kitzler in Linz entstandenen Orchesterwerke Marsch für Orchester in d-Moll und Symphonie in f‑Moll („Studiensymphonie“) zeigen – mit oder ohne Einfluss des Lehrers – im Trio bzw. im Finale Schumann‘sche Züge wie auch das 1. Finalthema der Ersten Symphonie von 1866 (Hansen, S. 164). Ein gewisser Schumann‘scher Ton lässt sich auch in dem Vokalquartett „Du bist wie eine Blume“ (1861) und in den Liedern Im April und Mein Herz und deine Stimme (beide 1868) erkennen (Mayeda, S. 47f.).

In dem Gesellschaftskonzert am 20.2.1876, in dem Bruckner eine auf Anraten Herbecks gekürzte Fassung seiner Zweiten Symphonie dirigierte, standen u. a. auch von Herbeck geleitete Chöre Schumanns (Im Walde, Romanze vom Gänsebuben) auf dem Programm. Konzerte mit Werken von Bruckner und Schumann fanden zu Lebzeiten Bruckners auch 1882 in Karlsruhe (unter Felix Mottl) statt. In einem Brief vom 30.3.1884 beschreibt Josef Schalk seinem Bruder Franz die Begeisterung Arthur Nikischs für Bruckners Siebente Symphonie (die jener dann am 30.12. in Leipzig zur Uraufführung brachte) und dessen Vergleich mit Ludwig van Beethoven und Schumann (Briefe I, 840330). Später in Wien soll Bruckner (nach den Erinnerungen seines Schülers und Vertrauten August Stradal) Schumanns Symphonien als „ihm nicht besonders sympathisch“ und als „Sinfonietten“ (Stradal, S. 973) bezeichnet haben (Urteile über Komponisten).

Schon 1899 wurden in einem Inserat der Wiener Musikalienhandlung Gutmann „Classiker-Ausgaben“ mit Werken von Bruckner, Richard Wagner, Frédéric Chopin (1810–1849), Schumann, Johannes Brahms, Antonín Dvořák und Richard Strauss angeboten (Neue Freie Presse 17.12.1899, S. 10).

Werke
  • Bühnenwerke (u. a. Genoveva. Oper in 4 Akten; Manfred. Dramatisches Gedicht in 3 Abteilungen)
  • Oratorium (Das Paradies und die Peri)
  • Symphonien
  • 1 Messe, 1 Requiem
  • Kammermusik
  • Klavierwerke
  • Chöre
  • Lieder
Schriften
  • Hector Berlioz. Episode de la vie d’un artiste. Leipzig 1835
  • Musikalische Haus- und Lebensregeln. Hamburg–Leipzig 1850
  • Gesammelte Schriften über Musik und Musiker. 4 Bde. Leipzig 1854
  • (Hg.), Neue Zeitschrift für Musik

Clara (geb. Wieck): * 13.9.1819 Leipzig, Sachsen/D, † 20.5.1896 Frankfurt am Main, Hessen/D. Pianistin, Komponistin.

Tochter des Theologen, Musikalienhändlers und Klavierpädagogen Friedrich Wieck und dessen Frau Marianne, geb. Tromlitz. Ihr großes pianistisches Talent wurde vom Vater früh erkannt und methodisch gefördert. Auf ihren Konzerttourneen fokussierte ihr Repertoire weitgehend auf anspruchsvolle artifizielle Musik, sie propagierte auch bis zuletzt die Werke ihres Gatten Robert. Ihre rhythmische Präzision, facettenreiche Anschlagskultur und Innigkeit sowie Genauigkeit der Interpretation galten als einzigartig (Edler u. a., Sp. 330). Allein Hanslick berichtete von „allzu schnelle[n] Tempi“ und einem „etwas frostig angehauchten Vortrag“, durch welche das Konzert im neu eröffneten Musikvereinssaal „an Wirkung einbüßte“ (Neue Freie Presse 14.1.1870, S. 3) oder bemängelte, dass „Neues oder selten Vernommenes“ auch „diesmal nicht vorgeführt“ wurde (Neue Freie Presse 15.12.1869, S. 2). Im Alter litt Clara Schumann an rheumatischen Beschwerden und zunehmender Auftrittsangst. 1878 nahm sie eine Professur am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main an, von der sie sich 1892 wegen gesundheitlicher Probleme zurückzog.

Clara Schumann hatte Bruckner beim Münchner Musikfest im September 1863 kennengelernt und später möglicherweise auch in einigen ihrer Wiener Konzerte getroffen. Als Freundin von Brahms, mit dem sie in Wien gemeinsam auf der Bühne stand und der sie 1895 ein letztes Mal in Frankfurt besuchte, konnte sie allerdings dem Schaffen Bruckners nichts abgewinnen (u. a. hörte sie die Dritte Symphonie 1885 in Frankfurt am Main).

Werke
  • Kammermusik
  • Klavierwerke
  • Lieder, Duette
Literatur

UWE HARTEN, ANDREA SINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 27.5.2019

Medien

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Abbildungen

Abbildung 1: Robert Schumann, in: Neue Zeitschrift für Musik 95 (1928) H. 10, S. 576/1

Abbildung 2: Clara Schumann, in: Neue Zeitschrift für Musik 103 (1936) H. 5, S. 552/1

Abbildung 3: Clara Schumann, in: Neue Zeitschrift für Musik 92 (1925) H. 12, S. 720/4

Normdaten (GND)

Schumann, Clara (geb. Wieck): 11861164X

Schumann, Robert: 118611666

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft