Göhler, (Karl) Georg
* 29.6.1874 Zwickau, Sachsen/D, † 4.3.1954 Lübeck, Schleswig-Holstein/D. Komponist und Dirigent.
Sohn eines Lehrers und Kantors. Ab 1893 Studium am Konservatorium und an der Universität in Leipzig, 1896 Promotion zum Dr. phil. (Musikwissenschaft). Ab 1897 Chorleiter des Riedel-Vereines in Leipzig, Hofkapellmeister ab 1903 in Altenburg und 1907–1909 der Großherzoglich Badischen Hofkapelle in Karlsruhe, ab 1909 erneut in Leipzig als Leiter des Riedel-Vereines und der Musikalischen Gesellschaft, 1913–1915 Leiter des Lehrergesangvereines und der Neuen Oper in Hamburg, 1915 als Nachfolger von Wilhelm Furtwängler Operndirektor in Lübeck, ab 1922 wieder am Landestheater Altenburg (ab 1925 Generalmusikdirektor) sowie Gastdirigate in Schweden, Italien und den Niederlanden. 1932 zog er sich vom öffentlichen Musikleben zurück und widmete sich dem Komponieren.
Engagierter Einsatz für die Musik von Bruckner und Gustav Mahler. In seinem Aufsatz Wichtige Aufgaben der Musikwissenschaft gegenüber Anton Bruckner (1918/19) prangerte der irritierte Dirigent anhand der Sechsten Symphonie den „geradezu schamlose[n] Zustand“ (Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 [1918/19] H. 5, S. 294) des verfügbaren Bruckner-Aufführungsmaterials an (damit eine barsche Kritik an der Universal Edition) und forderte energisch eine Kritische Gesamtausgabe. Mit seiner Ausrichtung auf das, „was Bruckner selbst ursprünglich geschrieben hat“ (Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 [1918/19] H. 5, S. 294), wurde er zu einem Vorreiter der Alten Gesamtausgabe (AGA) und trat gleich in einen produktiven Dialog mit Alfred Orel. Göhler leitete u. a. auch die deutsche Erstaufführung der Messe in e‑Moll in Leipzig (1902).
Werke
- Oper Prinz Nachtwächter
- 5 Symphonien
- Kammermusik
- Klavierwerke
- Chorwerke
- Lieder
Schriften
- Cornelius Freundt. Beitrag zur Geschichte der evangelischen Kirchenmusik insbesondere der sächsischen Kantoreien in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Diss. Zwickau 1896
- Anton Bruckners e-Moll-Messe, in: Neue Musik-Zeitung 23 (1902) H. 13, S. 174ff.
- Wie gründet und leitet man Chorgesangsvereine? (Flugschrift zur Ausdruckskultur 91). München 1912
- Wichtige Aufgaben der Musikwissenschaft gegenüber Anton Bruckner, in: Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 (1918/19) H. 5, S. 293ff.
- Nachschrift (Im Anhang an den Aufsatz von Alfred Orel: Bruckner-Ausgaben. Eine Erwiderung), in: Zeitschrift für Musikwissenschaft 1 (1918/19) H. 7, S. 424f.
Literatur
- Bruckners Symphonien in BearbeitungenWolfgang Doebel, Bruckners Symphonien in Bearbeitungen. Die Konzepte der Bruckner-Schüler und ihre Rezeption bis zu Robert Haas (Publikationen des Instituts für Österreichische Musikdokumentation 24). Tutzing 2001, S. 222ff.
- George W. Loomis, Art. „Göhler, (Karl) Georg“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 10 (2001), S. 90f.
- Schriftleitung/(Wilhelm Mohr), Art. „Göhler, (Karl) Georg“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 7 (2002), Sp. 1227
- Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Auprès des Zombry ²2009 [CD-ROM], S. 2579f.
- ABCD
- Ekkehart Kroher, Art. „Göhler, Georg“, in: www.deutsche-biographie.de [23.10.2019]