Kachelmaier (Kachelmayer, Kachelmayr, geb. Lebach), Katharina (Elisabeth)

* 16.2.1846 Wieden, Niederösterreich/A (heute 4. Bezirk, Wien/A), † 23.3.1911 Wien. Haushälterin.

Tochter des Watteerzeugers Christoph Lebach und dessen Frau Elisabeth, geb. Bachner. Die berühmte „Frau Kathi“ führte Bruckner nach dem Tod seiner Schwester Maria Anna (Bruckner, Familie) am 16.1.1870 in Wien den Haushalt. Sie war eine einfache, mit gesundem Menschenverstand, treffsicherem Urteil, Humor und Schlagfertigkeit ausgestattete Frau, die eine große fürsorgliche Zuneigung zu ihrem Dienstgeber hegte, der sie scherzhaft seinen „Hauskorporal“ nannte und ankündigte, sie werde durch ihn zur historischen Persönlichkeit werden (Göll.-A. 4/3, S. 565). Sie war wohl des Lesens und Schreibens kundig, wie der überlieferte Briefverkehr belegt (Briefe II, 920903/2, 940900/4, 940926, 960719).

Am 15.2.1882 gebar Katharina Lebach Zwillingstöchter, die auf die Namen Leopoldine und Ludovica („Wicki“) getauft wurden. Leopoldine starb im Alter von sechs Wochen am 28.3.1882. Nach Legitimation der Vaterschaft im August 1888 ehelichte Katharina am 12.9.1888 den Apothekenlaboranten Ludwig Kachelmayr (* 18.8.1839 Reichenau, Oberösterreich/A, † 6.3.1893 Wien). So lange ihr Mann lebte, kam Kachelmaier nur tagsüber zu Bruckner. Ihre Entlohnung betrug anfangs 5 fl, später 7 fl pro Monat und mit der Pflege des schwerkranken Bruckner schließlich 15 fl (Quast-Benesch, S. 149). Sie durfte Ludovica, sobald sie laufen konnte, zu Bruckner mitnehmen (Grazer Tagespost 16.7.1936, S. 1f.). Kurz nach dem Tod ihres Ehemanns und nach der Übersiedlung Bruckners ins Belvedere zogen Kachelmaier und ihre Tochter zu Bruckner. Mit größter Geduld und Anteilnahme pflegten sie ihn, während seiner letzten Lebenszeit unterstützt von zwei beigezogenen Krankenwärterinnen (Anna Ortner und Katharina Prechal), und ersparten ihm vermutlich so die schon in Erwägung gezogene Einweisung in eine Anstalt. Katharina Kachelmaier und Ludovica sind auf einem der letzten Fotos Bruckners (IKO 83, aufgenommen vermutlich am 17.7.1896), zusammen mit den Ärzten Leopold Schrötter von Kristelli und Richard Heller zu sehen und waren auch in Bruckners Todesstunde anwesend (Krankheiten und Tod Bruckners). Testamentarisch bedachte Bruckner Kachelmaier mit einer Summe von 700 fl, was ein beträchtliches (laut Bruckners Sekretär Anton Meißner jedoch „spärliches“, vgl. Göll.-A. 4/3, S. 611) Legat bedeutete.

Kachelmaier gab noch wertvolle Erinnerungen an August Göllerich weiter, der Material für seine Biografie sammelte. Aus ihren späteren Jahren weiß man, dass sie, krank, völlig verarmt und deshalb u. a. von Bruckners Bruder Ignaz unterstützt, in der „Versorgung“ in Lainz lebte, in geistiger Umnachtung in der Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ starb und am 27.3.1911 auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben wurde. Theodor Reisch, Bruckners Testamentsexekutor, kümmerte sich um das Begräbnis und die Setzung eines Grabsteins.

Ihre Tochter
Ludovica: * 15.2.1882 Wien/A, † 13.5.1963 Wien. Handarbeiterin, Kassierin.
Sie geriet zum Teil durch die Krankheit ihrer Mutter in große finanzielle Not, erkrankte, war lange arbeitslos und wurde ebenfalls von Ignaz Bruckner unterstützt, wie die im Bruckner-Archiv des Stiftes St. Florian erhaltene Korrespondenz belegt. 1903 heiratete sie Stefan Kragujevic (Göll.-A. 4/3, S. 611), einen Hilfsarbeiter aus Slowenien, nach dessen Tod 1936 Heinrich Kutschera, einen Pfründner aus Wien. Sie starb kinderlos im Alter von 81 Jahren.

Literatur

ELISABETH MAIER, GERTRUDE QUAST-BENESCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 20.9.2019

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