Begräbnis
In seinen letzten Lebensmonaten empfing Bruckner oft den Augustiner-Chorherrn Josef Kluger aus Klosterneuburg, mit dem er über seinen bevorstehenden Tod und sein Begräbnis sprach, das er sich „ganz einfach, aber mit ‚recht viel Geistlichen‘“ (Göll.-A. 4/3, S. 560) wünschte.
Bruckner starb am 11.10.1896 nachmittags (Krankheiten und Tod). Er lag drei Tage aufgebahrt in seiner Wohnung im Belvedere, wo viele Besucher, darunter zahlreiche Freunde und Schüler, Abschied nahmen. Ferry Bératon zeichnete Bruckner am 13.10. auf dem Totenbett (IKO 86). Der von Richard Paltauf einbalsamierte, mit dunklem Frack bekleidete Leichnam wurde dann in einen großen goldbronzierten Metallsarg gebettet.
Am 14.10.1896 um 15 Uhr wurde der Sarg unter den Klängen von „In Odins Hallen ist es licht“ aus dem Germanenzug in feierlichem Trauerzug zur Einsegnung in die zuständige Pfarrkirche St. Karl Borromäus geführt: Voran gingen Chargierte der nationalen Verbindungen, danach folgten Abordnungen von Vereinen, Freunde, Schüler und zahlreiche in Trauer gekleidete Damen. Nach dem sechsspännigen Leichenwagen und der Auszeichnung (Franz Joseph-Orden [Ehrungen]) folgten die Wagen von Bruckners Verwandten, des Bürgermeisters der Stadt Wien sowie von Stadt- und Gemeinderäten. Durch ein Spalier von Zuschauern wurde der Sarg zu St. Karl Borromäus (Ankunft ca. 16 Uhr) geleitet, wo der Leichnam mit Glockengeläute empfangen und von Pfarrer Josef Dobner (1825–1899) unter zahlreicher Assistenz (u. a. P. Heinrich Abel) eingesegnet wurde. Viele Persönlichkeiten aus dem Wiener Kultur- und Musikleben wohnten der Zeremonie bei (u. a. Johannes Brahms, Wilhelm Hartel, Franz Krenn, Ferdinand Löwe, August Silberstein, August Stradal, Rudolf Weinwurm, Hugo Wolf). Der Wiener Männergesang-Verein sang Johann Herbecks Libera und der Wiener Singverein unter der Leitung von Richard Perger (1854–1911) Franz Schuberts Chor Am Tage Aller Seelen, dann folgte das Adagio der Siebenten Symphonie in einer Bearbeitung für Blechbläser von F. Löwe. Anschließend wurde der Sarg in feierlichem Gefolge zum Wiener Westbahnhof geführt und von dort in einem Pracht-Leichenwaggon der Eisenbahn-Waggon-Gesellschaft in Begleitung von Bruckners Wiener Beichtvater P. Karl Graff, Anton Meißner, August Göllerich und Theodor Reisch nach St. Florian, Station Asten, gebracht. Beim Einzug in die Stiftskirche St. Florian ertönte die von Bruckner so geschätzte große Orgel. Der Sarg wurde am Nachmittag des 15.10.1896 nach nochmaliger Einsegnung durch Prälat Ferdinand Moser – wie im Testament gewünscht – in der Gruft unterhalb der Orgel beigesetzt. Josef Gruber improvisierte über Richard Wagners Parsifal, Bernhard Deubler und der Stiftschor brachten Bruckners Libera (WAB 22) zur Aufführung. Cosima Wagner ließ einen Kranz niederlegen.
Am 16.10. war bei der Seelenmesse das Requiem in d‑Moll (WAB 39) zu hören.
Literatur
- Zahlreiche Zeitungsberichte von 1896
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3, S. 560, 576–593
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Andreas Lindner, Die posthumen Reisen des Anton Bruckner, in: Bruckner-Tagung 2011Andreas Lindner/Klaus Petermayr (Hg.), Bruckner-Tagung Ebrach 2012 [recte 2011]. Anton Bruckner auf Reisen. Ebrach, 29. und 30. Juli 2012 [recte 2011]. Bericht (Bruckner-Vorträge). Linz 2012, S. 127–147