Heller, Richard

* 4.1.1862 Wien/A, † 26.10.1934 Salzburg, Salzburg/A. Arzt.

Heller studierte in Wien (Promotion 1893). Später war er Sanitätsrat in Salzburg und u. a. Arzt von Richard Wagners Freundin Mathilde Wesendon(c)k in Gmunden.

Er war unter Leitung von Leopold Schrötter von Kristelli behandelnder Arzt Bruckners vom Dezember 1894 bis zu dessen Tod und stellte August Göllerich und Max Auer zahlreiche Erinnerungsberichte und Briefe aus dieser Zeit zur Verfügung. Darunter ist auch Bruckners Aussage, die Neunte Symphonie „dem lieben Gott“ widmen zu wollen. Heller, der selbst Klavier und Harmonium spielte, sollte – da er keine Honorare verlangte – von seinem Patienten dessen Harmonium geschenkt bekommen, das aber schließlich Schrötter erhielt (Instrumente Bruckners). Ein für Heller komponierter Choral (WAB 226) Bruckners war im Nachlass nicht mehr aufzufinden (Kompositionsprojekte, Verschollenes).

Später geriet Heller mit Schrötter in Konflikt, als dessen Sohn Hermann von Schrötter (1870–1928) eine medizinische Arbeit von Heller und Wilhelm Mager (1871–1935), an der er mitgewirkt hatte, allein unter seinem Namen veröffentlichte (Zur Kenntnis der Bergkrankheit, 1899. 1900 erschienen unter dem Titel Luftdruck-Erkrankungen.) Dieses Plagiat wurde von einem Ehrenrat der Universität Wien als unehrenhafte Handlung verurteilt, und auch ein öffentliches Gericht entschied zugunsten Hellers. Dieser Vorfall wurde in vielen Wiener Blättern, sogar von Karl Kraus (1874–1936) in seiner Zeitschrift Die Fackel, gründlich besprochen. Der Streit führte u. a. dazu, dass auf einer Fotografie, die Bruckner zusammen mit Schrötter sen., Bruder Ignaz Bruckner (Bruckner, Familie), Haushälterin Katharina Kachelmaier und (vermutlich, da verdeckt) deren Tochter Ludovika vor der Tür seiner letzten Wohnung im „Kustodenstöckl“ des Belvedere zeigt, auf Veranlassung von Schrötter sen. die Figur Hellers wegretuschiert werden musste (es ist allerdings auch die „unbearbeitete“ Version erhalten; IKO 83a und b). – Wahrscheinlich auf Wunsch Auers verfaßte Heller 1931 (!) eine Krankengeschichte Bruckners, in der er als Diagnose eine „chronische Herzmuskelerkrankung mit Wasseransammlungen, Stauungsleber und Herzerweiterung“ angab.

Seit 1999 vergibt die Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin e.V. (GTÜM) den Heller-Mager-von Schrötter-Preis für die beste Arbeit aus dem Fachgebiet der Tauch- und Überdruckmedizin.

Schriften
  • Über eine seltene Compilation bei Leucaemie. Berlin–Wien 1902
  • Weitere Mitteilungen zur Therapie der Basedowschen Krankheit. Wien–Berlin 1905
  • Richard Heller, Handschriftliche Krankengeschichte Bruckners von Richard Heller. [Wien 1931] (Manuskript, Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien)
Literatur

UWE HARTEN, MANFRED SKOPEC

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 9.9.2020

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Normdaten (GND)

Heller, Richard: 1054653321

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft