Bernuth, Julius von

* 8.8.1830 Rees, Nordrhein-Westfalen/D, † 24.12.1902 Hamburg/D. Dirigent.

Neben einem Studium der Rechtswissenschaft in Bonn und Berlin sowie Referendariat in Wesel bei Düsseldorf musikalische Ausbildung bei Wilhelm Taubert (1811–1891) und Siegfried Wilhelm Dehn (1799–1858) in Berlin sowie 1854–1857 am Leipziger Konservatorium. 1857 gründete er in Leipzig den Verein Aufschwung, 1859 den Dilettanten-Orchesterverein, 1857–1868 war er Dirigent der Leipziger Singakademie, des Männergesangvereins und leitete auch Konzerte des Musikvereins Euterpe (1860, 1864–1867 als deren Musikdirektor). 1863 studierte Bernuth zudem Gesangsunterrichtsmethodik bei Manuel Patricio Rodríguez García (1805–1906) in London. 1867–1894 erhöhte er als Dirigent der 1828 gegründeten Philharmonischen Konzertgesellschaft in Hamburg (heute Philharmoniker Hamburg) die Anzahl der Konzerte von sechs auf zehn pro Jahr und leitete gleichzeitig die seit 1819 bestehende, seit 1844 auch so genannte Singakademie in Hamburg (in beiden Positionen Nachfolger von Julius Stockhausen [1826–1906]). Dort gründete Bernuth 1873 ein Konservatorium, das bis 1922 bestand und dessen erster Direktor er auch war. 1878 wurde er zum königlich preußischen Professor ernannt. 1882 Jury-Mitglied (zusammen mit Niels Wilhelm Gade [1817–1890] und Carl Reinecke [1824–1910]) beim internationalen Kompositionswettbewerb für Cello in Hamburg (Gewinnerin Luise Adolpha Le Beau [1850–1927]).

Der als Brahms-Anhänger bekannte Bernuth dirigierte in Hamburg mit seinem Philharmonischen Orchester statt des ursprünglich vorgesehenen Bruckner-Bekannten und Kapellmeisters des Hamburger Stadttheaters Joseph Sucher (1843–1908) die erste Aufführung eines Bruckner‘schen Werkes: wie in vielen anderen Städten war es die Siebente Symphonie, die am 19.2.1886 beim Publikum allerdings geteilte, bei der Kritik durchwegs positive Aufnahme fand. Bernuth lieh nach dem Konzert dem Hamburger Kritiker und Bruckner-Verehrer Wilhelm Zinne die Partitur dieser Symphonie, der sie dann – nach Benachrichtigung Bruckners – Eduard Marxsen, dem fast 80‑jährigen Hamburger Lehrer von Johannes Brahms, vorlegte und ein begeistertes Echo erntete. Bruckner revanchierte sich mit Fotografien, die er an Bernuth, Zinne und Marxsen schickte. Als Bernuth mit seiner Singakademie das Te Deum als Programmpunkt vor Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie aufführen wollte, stieß er auf Widerstand der Komitee-Mitglieder. Gustav Mahler stellte dieses Werk dann 1892 erfolgreich den Hamburgern in ihrem Stadttheater vor.

Werke
  • Orchesterwerke
  • Vokalwerke
Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 8.4.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Julius von Bernuth, in: Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung 9 (1882) H. 31, S. 325

Normdaten (GND)

Bernuth, Julius von: 116147989

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