Zinne, (Carl) Wilhelm

* 10.10.1858 Hannover, Niedersachsen/D, † 17.7.1934 Hamburg/D. Volksschullehrer, Komponist, Musikkritiker.

Kritiker zunächst der Frankfurter Zeitung, dann der Neuen Hamburger Zeitung (1922–1944 durch Fusion mit einem anderen Blatt: Hamburger Anzeiger). In den 1920er Jahren berichtete er auch in der Zeitschrift Die Musik.

Zinne war einer der eifrigsten Anhänger und Vorkämpfer für Bruckner im Norden Deutschlands und stand mit dem Komponisten nachweislich von 1886 (dem Jahr der von etlichen Zuhörern missgünstig aufgenommenen Hamburger Erstaufführung der Siebenten Symphonie unter Julius Bernuth) bis 1893 in Briefkontakt (Briefe). Er nutzte im Juli 1892 seinen Besuch bei der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien, um Bruckner auch persönlich kennenzulernen. Im Herbst 1889 bedauerte Bruckner noch, Zinne in Bayreuth nicht gesehen zu haben. In Wien klagte er dann – wie Zinne in einem ausführlichen Bericht überliefert – nachdrücklich sein Leid über seine in Wien zu erduldende Missachtung durch einflussreiche Kritiker und Johannes Brahms. Aber auch Einzelheiten über Bruckners Werke und deren Aufführungen sowie seine nie abreißenden Beziehungen zum weiblichen Geschlecht (Frauen) kamen zur Sprache. Bruckner arrangierte sogar im Schweizerhaus im Prater ein Treffen mit zwei bei der Ausstellung auftretenden Hamburger Balletttänzerinnen, die Zinne später in Hamburg wieder traf. Als Abschiedsgeschenk erhielt er von Bruckner die Erstdruck-Partitur der Messe in d‑Moll.

Zinne, der schon 1886 Bruckners Siebente mit Ludwig van Beethovens Neunter gleichsetzte und nach Wien meldete, dass Bernuth ein Konzert mit dem Te Deum und Beethovens Neunter plane, konnte später Gustav Mahler, mit dem er befreundet war, zu weiteren Aufführungen Bruckner‘scher Werke in Hamburg anregen und überließ ihm auch seine Partituren zur Achten Symphonie und zur Messe in d‑Moll. Kritiken, auch von seinen Kollegen, schickte Zinne jeweils umgehend und ausführlich kommentiert nach Wien. Er galt als Musikkritiker von „strengem, fast hartem Urteil“ (zit. n. Blaukopf, S. 241); umso mehr muss ihn wohl 1887 die unfreundliche Äußerung des Bruckner-Gegners Hans Guido von Bülow getroffen haben, bei dem er sich persönlich für Bruckner verwenden wollte: Bülow mokierte sich über Zinnes „Wertschätzung des musikalischen resp. antimusikalischen Blödsinns des Querkopfs Bruckner“ (Auer, S. 394). Zinne veröffentlichte auch nach Bruckners Tod noch zahlreiche Aufsätze über ihn.

Werke
  • Symphonie in c‑Moll
  • Orgelsonate in d‑moll
  • Choralvorspiele
  • Lieder
Schriften
Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 5.3.2019

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