Boulez, Pierre

* 26.3.1925 Montbrison/F, † 5.1.2016 Baden-Baden, Baden-Württemberg/D. Dirigent, Komponist.

Nach dem Studium der Mathematik in Lyon 1941–1943 besuchte er das Konservatorium in Paris und wurde Kompositionsschüler von Olivier Messiaen (1908–1992) und René Leibowitz (1913–1972). In den 1950er Jahre erlangte er Bekanntheit als Komponist und Dirigent. 1946–1956 war er musikalischer Leiter der Compagnie Madeleine Renaud/Jean-Louis Barrault in Paris und 1954–1967 Organisator und Dirigent der von ihm unter deren Patronage gegründeten Domaine Musical-Konzerte für Neue Musik. In den 1950er und 1960er Jahren war er wiederholt Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, lehrte 1960–1963 an der Musikakademie Basel, wo er auch später Dirigierkurse gab, und hatte 1963 eine Gastprofessur in Harvard inne. 1971–1975 war er künstlerischer Leiter des BBC Symphony Orchestra sowie 1971–1977 des New York Philharmonic. Zu den weiteren Orchestern, die für seine Karriere bedeutsam waren, zählen u. a. das Große Orchester des Südwestfunks (das heutige SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg), das Cleveland Orchestra und die Wiener Philharmoniker. Bei den Bayreuther Festspielen dirigierte er 1966–1970 sowie erneut 2004–2005 Parsifal und 1976–1980 den Ring der Nibelungen. In Frankreich wirkte er am Aufbau des Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique mit, dessen Leiter er von der Eröffnung 1977 bis 1991 war, und wurde 1976 zum Professor am Collège de France ernannt. Das von ihm 1976 gegründete Ensemble Intercontemporain ist auf dem Gebiet der Aufführung der Musik des 20. Jahrhunderts international führend.

Zwar liegt seine Bedeutung vor allem in seinem Schaffen und Wirken für die Neue Musik, doch hat er sich als Dirigent mit seinen analytischen, von klanglicher Klarheit geprägten Interpretationen auch eine herausragende Position auf dem Gebiet der früheren europäischen Kunstmusik erworben.

Mit Bruckners Symphonien begann er sich erst in den 1990er Jahren und auch nur peripher auseinanderzusetzen, doch waren seine unkonventionellen und originären Wiedergaben stets überzeugend und von Emotion und Ésprit erfüllt. Im Bruckner-Gedenkjahr 1996 brachte er im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz am 21. und 22.9.1996 in St. Florian mit den Wiener Philharmonikern die Achte zur Aufführung. Aus den späten 1990er und den frühen 2000er Jahren liegen von ihm Einspielungen der Fünften (Fassung der Neuen Gesamtausgabe [NGA] von Leopold Nowak) mit dem Chicago Symphony Orchestra, der Siebenten (Fassung der NGA von Nowak), Achten (Mischfassung der Alten Gesamtausgabe von Robert Haas) und Neunten Symphonie (Fassung der NGA von Nowak) mit den Wiener Philharmonikern sowie der Neunten (Fassung der NGA von Nowak) mit dem Los Angeles Philharmonic vor.

Werke
  • Bühnenmusik
  • Orchesterwerke
  • Kammermusik
  • Klaviermusik
  • Filmmusik
  • Elektroakustische Musik
  • Werke für Singstimme und Orchester
  • Lieder
Schriften
  • Aufsätze zu Claude Debussy, Arnold Schönberg, Anton Webern, Olivier Messiaen etc.
  • Aufsätze über elektronische Musik
  • Bücher und Aufsatzsammlungen zum gegenwärtigen Denken über Musik, Komponieren und Dirigieren
LITERATUR

CLEMENS HÖSLINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 18.2.2019

Medien

Kategorien

Abbildungen

Abbildung 1: Boulez-Stern auf der Wiener Ringstraße (© Andrea Singer)

Normdaten (GND)

Boulez, Pierre: 118514024

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft