Choral (WAB 12) „Dir Herr, dir will ich mich ergeben“
Choral für vierstimmigen gemischten Chor a cappella in A‑Dur
Text: | unbekannt |
EZ: | um 1844/45 in Kronstorf (lt. NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet)); zwischen 1858 und 1868 in St. Florian (lt. Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974) |
UA: | ? |
Aut.: | Stift St. Florian, Bruckner‑Archiv (20/29) |
ED: | Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 2/2, S. 114f. |
NGA: | Band XXI (Hans Bauernfeind/Leopold Nowak, 1984) und Revisionsbericht (1984) |
Die Entstehungszeit dieses Stückes ist vermutlich in die Kronstorfer oder in die ersten St. Florianer Jahre anzusetzen: Das Autograf findet sich auf S. 4 der Niederschrift (S. 1–3) des Tantum ergo (WAB 43) in A‑Dur, das Bruckner dem Stiftorganisten Joseph Anton Pfeiffer (1776–1859) in Seitenstetten 1848 zur Durchsicht und Korrektur vorlegte (Nowak, S. 26). Die Komposition dürfte also nicht, ebenso wie das Tantum ergo, Bruckners „leicht verwundbarem und zu dieser Zeit [1850–1855] tiefbedrückten Herzen entpreßt“ worden sein (Göll.-A. 2/1, S. 108), sondern entstand wohl auf Anregung Leopold von Zenettis, der Bruckner mit dem evangelischen Kirchenlied bekannt machte. Dies ist dahingehend aufzufassen, dass Bruckner bei Zenetti den Typus des evangelischen Chorals in seiner Ausformung bei Johann Sebastian Bach kennenlernte.
Die 32 Takte umfassende Komposition auf den Text eines unbekannten Verfassers, der u. a. Röm 14,8 etwas variiert zitiert, ist im vierstimmigen Satz Note gegen Note komponiert, jede der ungleich langen Verszeilen (4+5+7+5+3+3+5 Takte) schließt mit der charakteristischen Fermate des protestantischen Chorals. An der Harmonik lassen sich schon die im Unterricht bei Zenetti gewonnenen Fortschritte erkennen, wenngleich Pfeiffer auch hier (wie im Tantum ergo) einige Satzungeschicklichkeiten mit roter Tinte anzumerken hatte. August Göllerich und Max Auer bemerken hierüber: „Das kleine Werk ist eines der besten Zeugnisse von Bruckners Vorliebe für die volkskräftige Gebetsform des protestantischen Chorals, die ihn zeitlebens nicht verließ. Gerade in diesen kurzen Kadenz-Sätzen zeigte er zuerst seine harmonische Begabung. In diesem Choral […] zeigt sich auch der Harmoniker Bruckner in weiter gespannten Kadenzierungen und von innerer Wahrheit des Ausdruckes.“ (Göll.-A. 2/1, S. 110).
Das vier Seiten (2 Doppelbögen) umfassende Autograf mit den beiden Kompositionen befand sich zunächst im Besitz von Bruckners Freund Karl Aigner, wie der mit Bleistift geschriebene Besitzvermerk auf S. 1 links oben beweist.
Literatur
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 2/1, S. 108ff.
- Leopold Nowak, Revisionsbericht zu NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet) XXI (1984), S. 26, 31f.