Dürrnberger, Johann August
* 10.3.1800 Pernstein bei Kirchdorf an der Krems, Oberösterreich/A, † 6.2.1880 Steyr, Oberösterreich/A. Komponist und Musikpädagoge.
Sohn des Hofschreibers Michael Dürrnberger, besuchte seit 1809 das Stiftsgymnasium Kremsmünster, wo seinerzeit sein Großvater Michael Dürrnberger d. Ä. als Regens chori gewirkt hatte. Hier waren Joseph Preinfalk (* 21.6.1791 Kremsmünster, Oberösterreich/A, †1.1.1854 Kremsmünster) und Wenzel Thomas Wawra (* 1765 Niemtschitz/Böhmen [Němčice/CZ], † 25.1.1844 Kremsmünster) seine Musiklehrer. Nach abgebrochenem Jus-Studium in Jena (seit 1817) kehrte er nach Österreich zurück und war in Linz als Buchhaltungspraktikant tätig. Daneben studierte er Musik in Wien. Am 5.9.1834 legte er an der Wiener Lehrerbildungsanstalt St. Anna eine Prüfung in Harmonielehre und Generalbassspiel ab (Note „sehr gut“). Tags darauf unterzog er sich einer weiteren Prüfung „in der gesamten höheren Tonwissenschaft“ und fand hinsichtlich seiner „Befähigung ehrendste Anerkennung“ (zit. n. Maier, S. 40). Nach einer weiteren öffentlichen Prüfung 1843 stellte ihm das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ein Diplom aus, das von Joseph Eybler und Joseph Drechsler, unterzeichnet ist. Darin wird Dürrnberger das Recht erteilt, sich „Professor“ zu nennen. Das veranlasste Bruckner 1861, dort ebenfalls um Verleihung des Professorentitels zu bitten, was zu dieser Zeit allerdings nicht mehr üblich war (Briefe I, 611020, 611025/1).
Seit 1832 erteilte Dürrnberger unentgeltlich – trotz zahlreicher Kinder mit seiner Frau Elisabeth (* 1805) – Unterricht in den Fächern Harmonie- und Generalbasslehre, Choralgesang und Orgelspiel an der Linzer Präparandie, schaffte die Instrumente für ein komplettes Orchester inklusive Orgelpositiv aus eigenen Geldmitteln an und trat mit den Präparanden bei großen öffentlichen Darbietungen in der Linzer Minoritenkirche auf, wobei die Werke der Wiener Klassiker im Vordergrund standen. Im Laufe der Jahre nahmen an die 1.000 Schüler daran teil. Dürrnbergers Wirken an der Präparandie dauerte insgesamt 29 Jahre. Zu seinen Schülern zählten hier außer Bruckner, der seinen Unterricht 1840/41 genoss, Josef Seiberl, Karl Waldeck und Johann Evangelist Habert.
Zu Dürrnbergers weiteren von großem Idealismus getragenen Unternehmungen gehörten der Unterricht der Gymnasialschüler in Kirchengesang und Orgelspiel, die Mitwirkung bei den akademischen Gottesdiensten, die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in der Provinzial-Zwangsarbeits- und Besserungsanstalt, die Komposition von Kirchenliedern für die Gottesdienste des Lyzeums, die Gestaltung der Festgottesdienste für den Industrieverein und die Leitung der Musikkapelle des Linzer Bürgerkorps. 1861 nahm Dürrnberger eine Stelle als oberösterreichischer Landesbuchhalter an und erhielt für seinen selbstlosen Einsatz als (Musik‑)Pädagoge das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. In seinem Sterbeort Steyr war sein Sohn Johann (1834–1914), mit dem Bruckner ebenfalls in Kontakt stand, Pfarrer. Ein weiterer Sohn, Hugo (1838–1913), wählte ebenso den geistlichen Stand und trat ins Stift Wilhering ein. Der älteste Sohn, August (1827–1866), hatte eine sehr musikbegabte Tochter namens Paula (eigentl. Paulina Augusta Sophia Maria, * 31.1.1854 Wien/A, † 19.5.1915 ebd.), die eine bekannte Pianistin wurde.
Dürrnberger kommt das bleibende Verdienst zu, Bruckner den ersten geregelten und sehr gediegenen Unterricht in Musiktheorie erteilt zu haben. Dieser Unterricht war für Bruckner so grundlegend, dass er seinem eigenen Lehrplan unter anderem auch das Theoriebuch Dürrnbergers zugrunde legte. Ein Reprint dieses Elementar-Lehrbuchs mit Bruckners autografen Eintragungen erschien 2017 in der Reihe Anton Bruckner Dokumente und Studien.
Werke
- Kirchenwerke: Messen; 2 Gesangbücher für Schulgottesdienste; Salvum fac imperatorem (aufgeführt 1837 in Anwesenheit des Kaiserpaares); mindestens 48 Fest-Hymnen für die Schulgottesdienste; 60 kleinere Kirchenkompositionen (u. a. Grabgesang Ruhe sanft im Mutterschoß der Erde, für Johann Georg Wessicken, 1843)
- Bühnenwerke: Die goldene Braut (Wenzel Stangelhofer 1829); Das Alpenfest (Michael Dürrnberger 1832)
- Instrumentalmusik: VI Trompeten-Aufzüge mit willkührlicher Begleitung der Pauken, op. 13. Gedruckt in Linz, bei Hafner; Neun Originalwalzer mit Trios zur gesellschaftlichen Belustigung in Privat-Circeln für eine Flöte oder Violine mit Begleitung der Guitarre. Linz o. J.
Schriften
- Elementar-Lehrbuch der Harmonie- und Generalbaß-Lehre abgesondert in den theoretischen und practischen Theil mit systematisch geordneten, vollständig ausgeführten Cadenzen und eigenen Orgelsätzen als Leitfaden zu den öffentlichen Vorlesungen und auch zum Selbst-Unterrichte. Linz 1841
Literatur
- Elisabeth Maier, Bruckners oberösterreichische Lehrer, in: Bruckner-Symposion 1988Othmar Wessely (Hg.), Bruckner-Symposion. Anton Bruckner als Schüler und Lehrer. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1988. 21.–25. September 1988. Bericht. Linz 1992, S. 35–49
- Briefe IAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. I. 1852–1886 (NGA XXIV/1). 2., rev. und verbesserte Aufl. Wien 2009
- Bruckner and the Generalbass TraditionDavid F. Chapman, Bruckner and the Generalbass Tradition (Wiener Bruckner-Studien 2). Wien 2010
- Johann August Dürrnberger, Elementar-Lehrbuch der Harmonie- und Generalbass-Lehre. Reprint der Ausgabe Linz 1841 mit den handschriftlichen Eintragungen Anton Bruckners. Kommentiert und mit einer Studie versehen von Daniel Hensel (Anton Bruckner Dokumente und Studien 17). Linz 2017
- Barbara Boisits, Art. „Dürrnberger, Johann August“, in: www.musiklexikon.ac.at [6.5.2019]
- Taufbuch 1788–1809 der Pfarre Kremsmünster, pag. 9 [ad Preinfalk]
- Sterbebuch-Duplikat 1844 der Pfarre Kremsmünster, pag. 3 [ad Wawra]
- Taufbuch 1852–1855 der Pfarre St. Stephan (Wien I), fol 228 [ad Paula Dürrnberger]
- Sterbebuch-Duplikat 1854 der Pfarre Kremsmünster, pag. 1 [ad Preinfalk]
- Sterbebuch 1914–1916 der Pfarre Alservorstadt (Wien VIII), fol. 59 [ad Paula Dürrnberger]