„Tota pulchra es, Maria“ (WAB 46)

Antiphon für vierstimmigen gemischten Chor, T-Solo und Orgel, phrygisch

EZ: 30.3.1878
W: Franz Joseph Rudigier („Illustrissimo ac reverendissimo Domino Francisco Josepho Episcopo. […]“)
UA: 4.6.1878 in Linz, Votivkapelle des Neuen Domes (während einer Vesper; Johann Baptist Burgstaller)
Aut.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.37286); Diözesanarchiv Linz (Widmungsexemplar mit autografer Signatur)
ED: 2 Kirchen-Chöre. Wetzler (Julius Engelmann), Wien 1887 (zusammen mit Ave Maria [WAB 6])
NGA: Band XXI (Hans Bauernfeind/Leopold Nowak, 1984) und Revisionsbericht (1984)

Der Text dieser „Dem Hochwürdigsten H. Bischof Fr. J. zum 5. Juni 1878 in tiefster Ehrf. AB.“ (so der von fremder Hand stammende Widmungsentwurf im Partiturautograf; in der Widmungspartitur lautet er – gedruckt am Einband – wie folgt: „Illustrissimo ac reverendissimo Domino Francisco Josepho Episcopo. Antonius Bruckner.“) zum 25‑jährigen Amtsjubiläum (4.6.1878) gewidmeten Antiphon entstammt der ersten Antiphon der Vesper und dem Alleluja-Vers der Messe vom Fest Mariä Empfängnis (8.12.). Er ist aus mehreren Elementen zusammengesetzt: Aus einem um eine Verszeile („Vestimentum tuum candidum quasi nix, et facies tua sicut sol“) verkürzten alten Mariengebet (nachweisbar bereits im 4. Jahrhundert; es zitiert Hld 4,7 sowie das Buch Judith 15,9), Versen aus der Lauretanischen Litanei (16. Jhdt.), sowie einer Anrufung Mariens als Fürsprecherin bei ihrem Sohn.

Mit dieser Motette liegt nach der Festkantate (zur Grundsteinlegung) und der Messe in e‑Moll (zur Einweihung der Votivkapelle) das dritte auf den Neuen Dom in Linz bezogene Werk Bruckners vor. Speziell mit der Messe in e‑Moll verbinden das Tota pulchra es, Maria auch musikalische Bezüge, nämlich die Tonart e‑Moll/phrygisch und die sparsamste instrumentale Stützung.

Die Form dieser Vertonung ist zweiteilig: Im 1. Teil alternieren Solo-Tenor und Chor, der 2. Teil (ab „intercede pro nobis“) wird durchgängig vom Chor vorgetragen. An textlich und musikalisch exponierten Stellen („Tu gloria Jerusalem. Tu laetitia Israel“ und „Ora pro nobis“) tritt die Orgel hinzu.

Mit Ausnahme einiger harmonisch kühnerer Wendungen – wie z. B. bei „mater clementissima“ – kam die Motette mit ihren Choralanklängen, ihrer modalen (phrygischen) Anlage und ihrer Nähe zur Harmonik des Palestrinastils mit Sicherheit dem „cäcilianischen“ (Cäcilianismus) Geschmack des Chordirektors Burgstaller entgegen.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 29.5.2017

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Quellen (Werkverzeichnis)

Erstdruck

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft