Hruby, Karl (Carl)
* 9.8.1869 Wien/A, † 11.8.1940 Wien. Musikschriftsteller und Komponist.
Vom Schuljahr 1883/84 (14‑jährig!) bis vermutlich 1885/86 neben seiner Violinausbildung (seit 1879) bei Joseph Hellmesberger Harmonielehre- und Kontrapunkt-Schüler Bruckners am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. War später als Konzertmeister in Riga, als Orchestermitglied am Theater Unter den Linden in Berlin sowie am Theater an der Wien und als Kurkapellmeister in Abbazia (Opatija/HR) tätig. Trat auch als Dramatiker und Komponist in Erscheinung.
Hruby, wegen seiner oft in die Nacht verlegten Unterrichtsvorbereitungen von Bruckner „Nachtlicht“ (Erinnerungen, S. 9; Spitznamen) genannt, hat in seinem schon 1901 im Wiener Verlag Friedrich Schalk publizierten anekdotisch gehaltenen Bändchen Meine Erinnerungen an Anton Bruckner, in denen er sich besonders als Zeuge von dessen Leidenszeit („wos i‘ g‘litt‘n hob‘“, Erinnerungen, S. 26) in Wien deklariert, auch Äußerungen seines Lehrers und zeitweiligen Gesprächspartners überliefert, die einige Ansichten von und über Bruckner richtigstellen wollten. So habe Hruby von Bruckner durchaus Positives über den „Antipoden“ (Erinnerungen, S. 35) Johannes Brahms gehört, der „nicht der große Gegner Wagners“ gewesen sei, „als den ihn die gewisse Clique hinstellen will“ (Erinnerungen, S. 37). Von mehreren Zeugen geschilderte Begegnungen von Brahms und Bruckner im Wiener Gasthaus „Zum roten Igel“ stellte er überhaupt in Abrede. Bruckners Gegner, die diesen „durch Jahrzehnte in den Koth“ (Erinnerungen, S. 7) zogen, fühlte er sich „verpflichtet schonungslos festzunageln“ (Erinnerungen, S. 7). Den namentlich zwar nicht genannten, aber unschwer zu dechiffrierenden Bruckner-Schülern und -Freunden Ferdinand Löwe und Josef Schalk warf er hinsichtlich der häufigen Aufforderungen zu Umarbeitungen künstlerische Bevormundung des Komponisten vor (Fassungen, Bearbeitungen). Theodor Helm gehörte zu den Kritikern, die Einwände gegen diese Publikation äußerten. 1888 hatte Hruby mit Bruckner an der Exhumierung der sterblichen Überreste Ludwig van Beethovens teilgenommen. – Dieser zum problematischen Teil der Erinnerungsliteratur zählende Zeitzeuge ist in vieler Hinsicht auf seine Glaubwürdigkeit zu prüfen.
Werke
- Lieder
Schriften
- Meine Erinnerungen an Anton Bruckner. Wien 1901
- Peter Tschaikowsky. Eine monographische Studie. Leipzig 1902
- Opernlibretti: Gothische Treue (nach Felix Dahns Kampf um Rom), Ancien regime (Eugenie), Tschandala; nicht erschienen: Die Decadence in der Wiener Volksmusik (Ziehrer, Drescher u. a. „Wiener Meister“)
Literatur
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/1–2
- Willi Gorzny (Hg.), Deutsches Biographisches Archiv. N. F. München 1986
- ABCD