Marinelli, Ernst CanReg (Ernest von)

* 21.8.1824 Innsbruck, Tirol/A, † 25.5.1887 Wien/A. Geistlicher und Schriftsteller.

Chorherr des Stiftes St. Florian, begabter Prediger, Dichter anlassbezogener Lyrik und Dramatiker. 1845 Eintritt ins Kloster, 1849 Primiz, 1850–1854 Kooperator an der Stiftskirche St. Florian. Seit 1854 Professor in mehreren österreichischen Militär-Bildungsanstalten, seit 1869 in Wien, ab 1881 Militärpfarrer. Wilhelm Pailler CanReg (1838–1895) beschrieb Marinelli in einem Nachruf als „reichbegabten, sprachkundigen, musikverständigen und hochgebildeten Mann“ (Linzer Volksblatt 3.6.1887, S. 1). Er verbrachte seine Ferienzeit oft im Stift St. Florian.

Ein persönlicher Kontakt mit Bruckner als Volksschullehrer und Organist in St. Florian ergab sich ohne Zweifel – wenn auch darüber keine direkten Berichte vorliegen – durch sein Wirken als Stifts-Seelsorger und als Religionslehrer an der Volksschule des Marktes (1850/51) und ganz besonders durch sein Können als Dichter qualitätsvoller Gebrauchsliteratur. Bruckner verwendete von keinem anderen Autor so viele Texte für Vokalwerke, die sowohl für feierlich-festliche Anlässe im Stift als auch für profane Zwecke dienten: „Auf, Brüder! auf, und die Saiten zur Hand!“, „Auf, Brüder, auf zur frohen Feier“, „Des Dankes Wort sei mir vergönnt“, „Ein jubelnd Hoch in Leid und Lust“ (Motti), „Heil, Vater! Dir zum hohen Feste“, Herz Jesu-Lied (Incerta und Falsa), „Lebt wohl, ihr Sangesbrüder“ und Sternschnuppen.

Die zweimalige Vertonung einzelner Gedichte (Am Grabe/Vor Arneths Grab, Das edle Herz [WAB 65]/Das edle Herz [WAB 66], Duetto/Ständchen) lässt auf eine Vorliebe Bruckners für diesen Autor schließen.

Beim Männerchor Der Lehrerstand und beim Liedentwurf „Mild wie Bäche“ wird Marinelli als Textdichter vermutet; allerdings handelt es sich bei der ersten Zeile des Liedentwurfs um ein Zitat aus der Elegie. In den Ruinen eines alten Bergschlosses geschrieben, die von dem Freimaurer Friedrich von Matthisson (1761–1831) stammt.

Schriften
  • Ein Christnachtstraum. Linz 1852
  • Des Sängers Pilgerfahrt. Wien 1854
  • Saul. Trauerspiel in 5 Acten. Wien 1869
  • Glockentöne zur Feier des 800jährigen Jubiläums des Collegiatstiftes der reg. lat. Chorherren in St. Florian. Wien 1871
  • Gedenk-Blätter an die Feier des 800-jährigen Jubiläums des regulirten Chorherrenstiftes St. Florian. Wien 1872
  • Umfangreicher handschriftlicher Nachlass im Archiv des Stiftes St. Florian (Gedichte, Predigten, Reiseberichte, religiöse und germanistische Abhandlungen)
Literatur
  • Wilhelm Pailler, Ernest von Marinelli †. Ein Todtenbildchen, in: Linzer Volksblatt 3.6.1887, S. 1f.
  • Lambert Guppenberger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz von deren Gründung bis zur Gegenwart. 1875–1893. Linz 1893, S. 127
  • Berthold Otto Černík, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österreichs. Von 1600 bis auf den heutigen Tag. Wien 1905, S. 127–133
  • Franz Zamazal, Bruckners Namenstag-Kantate für Propst Michael Arneth (1852), in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1989/90, S. 205–212
  • Friedrich Buchmayr, Art. „Ernst von Marinelli“, in: Friedrich Wilhelm Bautz/Traugott Bautz/Uta Timpe-Bautz (Hg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Nordhausen 2008, Bd. 29, Sp. 906–910
  • Karl Rehberger/G. Weiß, Art. „Marinelli, Ernst von“, in: www.biographien.ac.at [14.1.2019]

MARGARETE WAGNER, FRANZ ZAMAZAL

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.1.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Ernst Marinelli (© Archiv Stift St. Florian)

Normdaten (GND)

Marinelli, Ernst CanReg (Ernest von): 139727930

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