Jochum, Brüder
Eugen: * 1.11.1902 Babenhausen, Bayern/D, † 26.3.1987 München,
Bayern/D. Dirigent.
Nach Klavier- und Orgelunterricht in Augsburg besuchte Jochum
die Musikakademie in München, wo u. a. Siegmund von Hausegger sein Lehrer war.
Nach Wirken als Organist betätigte er sich als Korrepetitor an der Münchener
Staatsoper. Am 16.3.1926 debütierte er als Dirigent mit Bruckners Siebenter
Symphonie, die er mit den Münchener
Philharmonikern aufführte. Zeitlebens galt seine große Zuneigung Bruckner,
dessen Symphonien und Chorwerke er zu festlichen Wiedergaben führte. Im
Laufe seines langen Wirkens hat er sich den Ehrentitel eines berufenen
Bruckner-Dirigenten erworben. 1978 erhielt er den Brucknerring der Wiener Symphoniker.
Nach Tätigkeit in zahlreichen deutschen Städten wurde er 1934 Generalmusikdirektor der Oper und des Philharmonischen Orchesters in Hamburg. 1949 wurde er Erster Dirigent des von ihm gegründeten Symphonie-Orchesters des Bayerischen Rundfunks, das sich bald ausgezeichneten Ruf erwarb. Es folgten Verpflichtungen an das Concertgebouw Orchester Amsterdam, als Chefdirigent an das Symphonieorchester Bamberg und das London Symphony Orchestra.
Jochums Bruckner-Wiedergaben, von denen viele als Tondokumente (zum Teil nach Editionen von Robert Haas und Leopold Nowak; Diskografie) erhalten sind, zeichnen sich durch große emotionale Beteiligung und Ehrfurcht vor dem Werk aus. Jochums musikalische Herkunft aus der Orgelkunst blieb nicht ohne Nachwirkung auf seine Orchesterleitung. In mehreren Publikationen erläuterte er seinen Interpretationszugang.
Schriften
- Zur Interpretation des Finales der vierten Symphonie von Anton Bruckner, in: Karlheinz Schmidthüs (Hg.), Christliche Verwirklichung. Romano Guardini zum 50. Geburtstag dargebracht von seinen Freunden und Schülern (Die Schildgenossen, Beiheft 1). Rothenfels am Main 1935, S. 55–60
- Zur Interpretation der Fünften Symphonie von Anton Bruckner. Ein Rechenschaftsbericht, in: Bruckner-Studien 1964Franz Grasberger (Hg.), Bruckner-Studien. Leopold Nowak zum 60. Geburtstag. Wien 1964, S. 53–59
- Zur Interpretation der Symphonien Anton Bruckners, in: Eugen Jochum 1902–1987. Ein Lebensbild zum 90. Geburtstag. Ottobeuren 1994, S. 39–44
Georg Ludwig: * 10.12.1909 Babenhausen, Bayern/D, † 1.11.1970
Mühlheim an der Ruhr, Nordrhein-Westfalen/D. Dirigent.
Wie sein Bruder erlebte er
die musikalische Ausbildung in Augsburg und München (Dirigieren bei Hausegger,
Klavier bei Josef Pembaur [1875–1950], Komposition bei Joseph Haas [1879–1960]).
1932–1934 war er Musikdirektor in Münster, danach wurde er zum Kapellmeister an die
Frankfurter Oper berufen. 1940 baute er in Linz das
Städtische Symphonieorchester Linz auf, 1943 übernahm er
das Reichs-Bruckner-Orchester des Großdeutschen
Rundfunks sowie die Leitung der Brucknerfeste in St. Florian. Nach dem Krieg war er Leiter des
RIAS-Symphonie-Orchesters in Bamberg. Jochum war maßgeblich
an jenem Bruckner-Kult beteiligt, der während der NS-Jahre (Nationalsozialismus) gepflegt
wurde.
Literatur
- Art. „Jochum“, in: RiemannHugo Riemann, Musik-Lexikon (Riemann Musik Lexikon). 1.-12. Aufl. Mainz 1882-1975 1959, S. 881
- Franz Junghanns, Bruckner auf Goldgrund. Die erste Gesamtaufnahme seiner neun Sinfonien unter Eugen Jochum, in: Fono forum (1967) H. 12, S. 659ff.
- Karl Schumann, Der Bruckner-Dirigent Eugen Jochum, in: Bruckner 9 Symphonien (Schallplatten-Beiheft). Deutsche Grammophon. [o. J.], S. 11
- Bruckner-Stift St. FlorianHanns Kreczi, Das Bruckner-Stift St. Florian und das Linzer Reichs-Bruckner-Orchester (1942–1945) (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 5). Graz 1986
- Walter Dobner, Nicht mit Schlagworten beizukommen. Der Bruckner-Interpret Eugen Jochum, in: IBG-MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 29 (Dezember 1987), S. 5–13 [mit Diskografie]
- Bruckner und die NachweltChrista Brüstle, Anton Bruckner und die Nachwelt. Zur Rezeptionsgeschichte des Komponisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 1998, S. 264, 268
- Wolfgang Kühn, Der Brucknerring der Wiener Symphoniker, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1989/90, S. 322f.
- William D. Gudger/Noël Goodwin, Art. „Jochum“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 13 (2001), S. 132f.
- Martin Elste, Art. „Jochum, Eugen“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 9 (2003), Sp. 1073f.
- Eugen Jochum [Aufsatzsammlung]. Hg. v. Eugen-Jochum-Gesellschaft. Annweiler 2005
- Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Auprès des Zombry ²2009 [CD-ROM], S. 3682–3687
- www.abruckner.com/sitesearch/searchdiscographyd/default.htm?search=jochum [4.9.2019]
- www.eugenjochumstiftung.de/ [4.9.2019]