Hausegger, Familie

Friedrich (Johann Thomas): * 26.4.1837 St. Andrä im Lavanttal, Kärnten/A, † 23.2.1899 Graz, Steiermark/A. Jurist und Musikschriftsteller.
Musikalische Ausbildung in Wien, u. a. bei Felix Otto Dessoff. Nach seiner Habilitation als Privatdozent für Geschichte und Theorie der Musik an der Universität Graz (1872) setzte er sich vor allem mit den damals heftig diskutierten musikästhetischen Positionen „Formalästhetik“ vs. „Ausdrucksästhetik“ auseinander (Die Musik als Ausdruck). Als Musikkritiker der Grazer Zeitung sowie ständiger Mitarbeiter des Steiermärkischen Musikvereins und des Grazer Richard Wagner-Vereins trat er vor allem für die Werke Richard Wagners ein. Sein Haus war ein Mittelpunkt des Grazer Musik- und Geisteslebens.

Bruckner lernte Hausegger anlässlich der Aufführung der Siebenten Symphonie am 14.3.1886 in Graz persönlich kennen. Zu engeren Beziehungen kam es nicht. Hausegger äußerte sich erst seit 1895 über Bruckners Werke, die ihn zunächst „irritiert“ hatten, deren Komponisten er jedoch als „bedeutendste[n] Symphoniker“ (Flotzinger, S. 206, 208) der Zeit bezeichnete.

Schriften
  • Richard Wagner und Schopenhauer. Eine Darlegung der philosophischen Anschauungen Richard Wagners an der Hand seiner Werke. Leipzig 1878
  • Die Musik als Ausdruck. Wien 1885
  • Bismarck, ein Vertreter deutschen Geistes. Festrede. Graz 1885
  • Das Jenseits des Künstlers. Wien 1893
  • Die künstlerische Persönlichkeit. Wien 1897

Sein Sohn
Siegmund: * 16.8.1872 Graz, Steiermark/A, † 10.10.1948 München, Bayern/D. Dirigent und Komponist.
Musikalische Ausbildung durch seinen Vater und Karl Pohlig. Er war nach Musik- und Universitätsstudien seit 1899 als Dirigent in München (Debüt mit Bruckners Achter Symphonie), später in Frankfurt am Main, Hamburg, Berlin und seit 1920 als Direktor (später auch Präsident) der Akademie der Tonkunst in München tätig. 1920 wurde er Präsident des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. Ehrenmitglied der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, 1929 wurde unter seiner Führung eine Ortsgruppe in München gegründet. Als Komponist Vertreter der Neudeutschen Schule, des Weiteren Herausgeber der Aufsatzsammlung seines Vaters Gedanken eines Schauenden.

Als Dirigent und Pädagoge setzte er sich vor allem für die Werke Ludwig van Beethovens, Franz Liszts und Bruckners ein. Bahnbrechend wirkte er für die Durchsetzung der Bruckner‘schen Originalfassungen (Fassungen), indem er am 2.4.1932 in München mit der Neunten Symphonie erstmals eine solche zur Diskussion stellte. Am 27. und 28.10.1935 leitete er dort die Uraufführung der Originalfassung der Fünften. Hausegger ließ sich in den Bruckner-Kult der Nationalsozialisten (Nationalsozialismus) einbinden und dirigierte 1937 bei der Enthüllung der Bruckner-Büste in der Walhalla (Gedenkstätten) die Siebente Symphonie.

Werke
  • Opern (Zinnober; Helfried. Ein dramatisches Märchen in einem Aufzug)
  • Orchesterwerke (Dionysische Phantasie)
  • Chöre (Schmied Schmerz; Schlachtgesang; Stimme des Abends; Sonnenaufgang; Weihe der Nacht)
  • Lieder
Schriften
  • (Hg.), Friedrich von Hausegger, Gedanken eines Schauenden. Gesammelte Aufsätze. München 1903
  • Alexander Ritter, ein Bild seines Charakters und Schaffens (Die Musik 26,7). Berlin 1907
  • Betrachtungen zur Kunst. Gesammelte Aufsätze (Die Musik 39–41). Leipzig um 1920
  • (Hg.), Richard Wagners Briefe an Frau Julie Ritter. München 1920
  • (Hg.), Briefwechsel zwischen Peter Rosegger und Friedrich von Hausegger. Leipzig 1924
Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 23.7.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Neue Zeitschrift für Musik 72 (1905) H. 22/23, Beilage [o. S.]

Abbildung 2: Neue Zeitschrift für Musik 103 (1936) H. 10, S. 1208/1

Normdaten (GND)

Hausegger, Friedrich (Johann Thomas): 118546996

Hausegger, Siegmund: 116537620

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft