Schmidt-Isserstedt, Hans (eigentl. Paul Hans Ernst Schmidt)
* 5.5.1900 Berlin/D, † 28.5.1973 Holm (Kreis Pinneberg), Schleswig-Holstein/D. Dirigent, Komponist, Musikwissenschaftler.
Sohn des Kaufmannes Paul Schmidt und dessen Frau Therese. Künstlername nach seiner Mutter, geb. Isserstedt. Nach dem Studium von Philosophie, Musik und Musikwissenschaft (Dr. phil. 1923) in Heidelberg, Münster und Berlin war er Kompositionsschüler von Franz Schreker (1878–1934). Nach einer Laufbahn als Konzertmeister, Korrepetitor und Opernkapellmeister an kleineren und größeren deutschen Opernhäusern wurde er 1935 erster Kapellmeister der Hamburgischen Staatsoper und 1943 Operndirektor der Deutschen Oper in Berlin (seit 1944 Generalmusikdirektor). Trotz intensiver künstlerischer Betätigung im Deutschen Reich (seit 1938 Staatskapellmeister) war er nie NSDAP-Mitglied (Nationalsozialismus) und wurde nach Kriegsende mit der Gründung und dem Aufbau des Sinfonieorchesters des Nordwestdeutschen Rundfunks (ab 1956 Norddeutscher Rundfunk) in Hamburg (nach Vorbild des BBC Symphony Orchestra) betraut, das er bis 1971 leitete (dann Ehrendirigent). Gastspiele absolvierten in seiner Zeit als Leiter des NDR-Sinfonieorchesters z. B. Wilhelm Furtwängler, Hans Knappertsbusch, Erich Kleiber, Otto Klemperer und Karl Böhm. 1955–1964 war er zusätzlich Chefdirigent des Stockholmer Kungliga Filharmoniska Orkestern, daneben führten ihn Gastspiele zu fast allen bedeutenden Orchestern (auch in Wien) und fallweise zu Opernproduktionen. Zeitweise leitete er die Dirigentenklasse der Hamburger Musikhochschule.
Neben dem klassisch-romantischen Repertoire dirigierte er vor allem zeitgenössische, während des Dritten Reichs verfemte Musik (besonders von Béla Bartók [1881–1945], Igor Strawinsky [1882–1971] und Paul Hindemith [1895–1963]). Das symphonische Werk Bruckners führte Schmidt-Isserstedt nicht nur mit dem NDR-Sinfonieorchester, sondern auch mit weiteren Orchestern erfolgreich auf. Auf Tonträgern erhalten sind die Dritte (Ausgabe von Fritz Oeser), die Vierte und die Siebente (Ausgaben von Robert Haas) sowie die Neunte Symphonie (Ausgabe Leopold Nowak).
Werke
- Hassan gewinnt (komische Oper)
- Schauspielmusiken
- Orchesterwerke
- Kammermusik
- Lieder
Schriften
- Die Einflüsse der Italiener auf die Instrumentation der Mozartschen Jugendopern. Diss. Münster 1923
- (Hg.), Semiramis. Pantomimisches Ballett von Christoph Willibald Gluck. Wien–Leipzig 1942
Literatur
- Hans Schmidt-Isserstedt zum 100. Geburtstag. Andeutungen einer Biographie. Zusammengestellt von Helmut Werner. Hg. v. Kulturverein Holm e. V. Holm 2000
- Hans Christoph Worbs, Art. „Schmidt-Isserstedt, Hans“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 22 (2001), S. 540
- Jörg Jewanski, Art. „Schmidt-Isserstedt, Hans, eigentl. Paul Hans Ernst Schmidt“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 14 (2005), Sp. 1458–1459
- Hubert Rübsaat, Hans Schmidt-Isserstedt. Hamburg 2009
- Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Auprès des Zombry ²2009 [CD-ROM], S. 6647–6650
- www.abruckner.com/sitesearch/searchdiscographyd/default.htm?search=schmidt-isserstedt [27.5.2019]
- Stephan Hörner, Art. „Schmidt-Isserstedt (früher Schmidt), Paul Hans Ernst“, in: www.deutsche-biographie.de [27.5.2019]