Böhm, Karl (August Leopold)
* 28.8.1894 Graz, Steiermark/A, † 14.8.1981 in Salzburg, Salzburg/A. Dirigent.
Schon während seiner Schulzeit erhielt er Klavierunterricht. Neben seinem Jusstudium in Graz (Promotion 1919) nahm er während eines Studienjahrs in Wien 1913/14 Unterricht in Musiktheorie bei Eusebius Mandyczewski (1857–1929). Sein Debüt als Dirigent gab er 1917 am Grazer Stadttheater, wo er zuvor schon als Korrepetitor tätig gewesen war; 1920 erhielt er dort eine Anstellung als Kapellmeister. 1921 wurde er von Bruno Walter an die Oper in München geholt, wo er im Laufe seines Lebens über 600 Mal am Dirigentenpult stehen sollte. 1927 erfolgte die Ernennung zum Generalmusikdirektor von Darmstadt; 1931–1933 war er Generalmusikdirektor am Stadt-Theater in Hamburg; 1934–1942 trat er die Nachfolge des vom NS-System vertriebenen Fritz Busch (1890–1951) als Generalmusikdirektor der Sächsischen Staatskapelle und Direktor der Dresdner Semperoper an. 1943–1945 sowie 1954–1956 übernahm er die Direktion der Wiener Staatsoper. Zwischenzeitlich leitete er von 1950–1953 das deutsche Gastspiel am Teatro Colón in Buenos Aires. Weitere Stationen waren unter anderem New York (1957), Moskau (1971) und London (1977). Er dirigierte bei zahlreichen Festspielen, u. a. bei den Bayreuther Festspielen und den Salzburger Festspielen sowie an den meisten der großen Konzert- und Opernhäuser. Neben vielen weiteren Auszeichnungen erhielt er 1962 den Brucknerring der Wiener Symphoniker; 1964 wurde er zum Österreichischen Generalmusikdirektor ernannt.
Böhm galt als Genauigkeitsfanatiker, der allen Extravaganzen der Interpretation feindlich gegenüberstand. Zu seinen musikalischen Favoriten zählten vor allem Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Strauss, Richard Wagner und Bruckner. Den Symphonien Bruckners bescherte er oftmals herausragende Wiedergaben, in denen sich seine künstlerische Gediegenheit und Souveränität widerspiegelten.
Mit der Sächsischen Staatskapelle und den Wiener Philharmonikern spielte er Bruckners Dritte, Vierte, Fünfte, Siebente und Achte Symphonie auf Schallplatte ein.
Literatur
- Hans Weigel (Hg.), Karl Böhm, Ich erinnere mich ganz genau. Autobiographie. Zürich 1968
- Karl Schumann, Karl Böhm und Bruckner, in: Symphoniekonzerte 1971/72. 2. Konzert. 21./22. Oktober 1971, München (Programmheft). Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks 21./22.10.1971
- Franz Endler, Karl Böhm. Ein Dirigentenleben. Hamburg 1981
- Karl Böhm an der Wiener Staatsoper. Eine Dokumentation. Wien 1981
- Ludwig Flich, Karl Böhm und Anton Bruckner. Versteckte Begegnung, in: IBG-MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 20 (Dezember 1981), S. 5–8
- Franzpeter Messmer, Karl Böhms Bruckner-Vermächtnis, in: Fono-Forum 27 (1982) H. 11, S. 46
- Ingo Harden, Art. „Böhm, Karl“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 3(2000), Sp. 250f.
- Art. „Böhm Karl“, in: CzeikeFelix Czeike (Hg.), Historisches Lexikon Wien. 6 Bde. Wien 1992–2004. Online abrufbar unter: 1 (2004), S. 417f.
- Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Böhm, Familie“, in: www.musiklexikon.ac.at [21.1.2019]