Arneth, Brüder

Michael CanReg: * 9.1.1771 Leopoldschlag, Oberösterreich/A, † 24.3.1854 St. Florian, Oberösterreich/A. Propst (1823–1854) des Stiftes St. Florian.

1794 Eintritt ins Stift St. Florian, Theologiestudien in Linz und Wien. Nach der Priesterweihe 1797 als Kooperator der Stiftskirche tätig, ab 1801 Professor am Theologischen Lyzeum in Linz, ab 1815 dessen Direktor. 1814 zunächst Kanzleidirektor, ab 1823 Abt des Stiftes und zugleich Generaldirektor der Gymnasien in Oberösterreich und Salzburg. Arneth verfasste einige wissenschaftliche Arbeiten zu Theologie, Philosophie und Pädagogik. 1846 Errichtung der theologischen Hauslehranstalt in St. Florian. Er war auch Ehrenmitglied des Linzer Musikvereins.

Im Oktober 1824 traf Arneth eine Neuregelung bezüglich der Stiftssängerknaben, die in ihrer alten Struktur den von Kaiser Joseph II. verordneten Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen waren. Ihre Erziehung und Ausbildung für Kirchen- und Kammermusik wurde dem St. Florianer Schullehrer und seinem Gehilfen übertragen. 1828 verfasste Arneth im Auftrag des Linzer Bischofs Gregor Thomas Ziegler (1770–1852) ein Gutachten über die bessere Ausbildung der Lehrer. 1836 trug er den Pfarrern der inkorporierten Stiftspfarren auf, sich besonders um den Lehrernachwuchs und dessen Musikausbildung, v. a. in Gesang, Orgel und auf Saiteninstrumenten, zu kümmern.

Obwohl sich das Stift aus finanziellen Gründen nur drei Stiftssängerknaben gestattete, nahm Arneth 1837 den 13-jährigen Bruckner knapp vor dem Stimmbruch noch auf und legte die Basis für dessen musikalische Laufbahn (Barak, S. 25). Später setzte er sich für Bruckners Versetzung von Windhaag nach Kronstorf ein. Bald nach seinem Dienstantritt 1845 als Lehrgehilfe in St. Florian wurde Bruckner als supplierender Stiftsorganist eingesetzt und mit 1.3.1850 zum provisorischen Stiftsorganisten bestellt, was er bis zu seiner Übersiedlung nach Linz 1855 blieb.

Bruckner widmete seinem Förderer, der für den Knaben, aber auch noch für den jungen Lehrer eine Art Vaterfigur blieb, folgende Werke: die Kantate Entsagen (1851 zum Namensfest), „Heil, Vater! Dir zum hohen Feste“ (1852 zum Namensfest). Das Duetto und der Liedentwurf Mild wie Bäche waren ihm ebenfalls zugedacht. Bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Arneth am 28.3.1854 wurden Bruckners für diesen Anlass geschriebene Werke Libera (WAB 22) und Vor Arneths Grab aufgeführt. Am 4.4. erklang das Requiem in d-Moll (WAB 39).

Schriften
  • Akademische Rede über die Verbindung der Philosophie mit der Theologie zur Feier der Wiedereröffnung der Studien am K. K. Lyzeum zu Linz. Linz 1802
  • Die Unterschiede zwischen der bloß rationellen und der katholischen Schriftenauslegung. Linz 1816
  • Zwei Abhandlungen: Die eine über Gymnasial-Studien in Österreich, die andere über wahre menschliche Schrift-Auslegung als Beitrag zur Lösung der Unterrichtsfrage. Linz 1849/53
Literatur

Joseph Calasanz (Ritter von): * 12.8.1791 Leopoldschlag im Mühlviertel, Oberösterreich/A, † 31.10.1863 in Karlsbad/Böhmen (Karlovy Vary/CZ). Historiker, Numismatiker und Archäologe.

Seit Juni 1817 war er mit der Schauspielerin Antonie Adamberger (1790–1867), einer Tochter des aus der Mozart-Biografie bekannten Tenors Valentin Adamberger (1740–1804), verheiratet, die danach nur mehr im privaten Kreise, auch bei Besuchen in St. Florian, sang.

Ab 1810 studierte er Jus an der Universität Wien, hörte dort jedoch auch Vorlesungen zu Altertumskunde und Numismatik bei Franz Neumann (1744–1816), der ihm 1811 eine Praktikantenstelle am k. k. Münz- und Antikenkabinett verschaffte. 1813 wurde er Custos, 1840 Direktor des k. k. Münz- und Antikenkabinetts. Zugleich war er ab 1813 Erzieher des Grafen Joseph Franz von Dietrichstein (1798–1858), den er in dieser Funktion 1816–1819 auf Reisen nach Deutschland, Italien und in die Schweiz begleitete. In den 1850er Jahren unternahm er weitere Reisen nach Paris, London, Berlin, München und in mehrere italienische Städte. An der Universität Wien wurde er, nachdem er dort schon 1824–1828 Weltgeschichte, österreichische Geschichte und diverse Hilfswissenschaften gelehrt hatte, 1841 Professor der Numismatik und Altertumskunde. Ab 1847 war er wirkliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (heute Österreichische Akademie der Wissenschaften), für deren Gründung er sich eingesetzt hatte. 1861 wurde er mit der Erhebung in den erblichen Adelsstand und dem Ritterkreuz des österreichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens geehrt.

Ebenso wie sein älterer Bruder Michael Arneth war er musikalisch sehr interessiert. Am 28.8.1862 hörte er Bruckner in St. Florian die Orgel spielen. Bei dieser Gelegenheit kam es auch zu einer persönlichen Begegnung und in Folge zu einem Briefverkehr. Bruckner berichtete Rudolf Weinwurm in einem Brief von der Begegnung: „Er forderte mich auf (durch seine sehr gut musikal. Frau aufgestachelt) ihm aufzuschreiben, wo u. bei wem ich studirt habe etc. Ich thats!“ (Briefe I, 620907). In den darauffolgenden Tagen richtete J. C. Arneth ein Schreiben an Hofrat Philipp Draexler von Carin (1797–1874), in dem er sich für Bruckner verwendete. Bruckner selbst schrieb an Hofkapellmeister Benedict Randhartinger (1802–1893) und bat diesen, ihn im Falle einer frei werdenden Stelle oder Exspektanz an der Wiener Hofmusikkapelle zu berücksichtigen. Vorerst wurde daraus nichts. J. C. Arneth riet Bruckner jedoch, mit Randhartinger und Simon Sechter „in gutem Einvernehmen zu bleiben.“ (Briefe I, 621020, Bruckner an R. Weinwurm).

Schriften
  • Hannibal’s Zug über die Alpen. Wien 1823
  • Geschichte des Kaiserthumes Oesterreich. Wien 1827
  • Das k. k. Münz- und Antiken-Kabinet. Wien 1845
  • Die antiken Gold- und Silber-Monumente des k. k. Münz- und Antiken-Cabinettes in Wien. Wien 1850
Literatur

FRIEDRICH BUCHMAYR, KARL REHBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.3.2022

Medien

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Abbildung 1: Michael Arneth (© Archiv Stift St. Florian)

Normdaten (GND)

Arneth, Joseph Calasanz (Ritter von): 100016642

Arneth, Michael CanReg: 102455295

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft