Kammermusik

Bruckner schrieb als ausgewiesener Kirchenmusiker und Symphoniker nur sehr wenig Kammermusik. Davon sind die Abendklänge für Violine und Klavier als frühes Gelegenheitswerk sowie das viersätzige Streichquartett in c‑Moll und das Scherzo für Streichquartett in g‑Moll für dieselbe Besetzung als Studienwerke einzustufen. Einzig das Streichquintett in F‑Dur beansprucht Gültigkeit für den Konzertsaal. Das Rondo für Streichquartett in c‑Moll hängt entstehungsgeschichtlich mit dem Streichquartett in c‑Moll zusammen; das Intermezzo in d‑Moll ist ein Alternativsatz zum Scherzo des Streichquintetts in F‑Dur.

Bruckners berufliche Laufbahn, seine künstlerische Entwicklung, aber ebenso das aufführungspraktische Umfeld standen einer eingehenden Beschäftigung mit der Gattung Kammermusik entgegen. So kam es auch nie zu eigenen kammermusikalischen Erfahrungen. Zudem war die Symphonie als öffentlich hochrepräsentative Gattung in Bruckners persönlichem Lebensplan zentral.

Repräsentiert das Werk Abendklänge den im 19. Jahrhundert beliebten Typus des Charakter‑ bzw. Salonstücks, so hängt das Streichquartett in c‑Moll mit Bruckners musikalischer Ausbildung zusammen. Nicht zufällig steht es im Kitzler-Studienbuch. Bruckner erprobte anhand der Gattung gängige Formmodelle, zweifellos von klassischen Traditionen beeinflusst (Einflüsse und Vorbilder).

Das Streichquintett in F‑Dur schließlich stellt eine höchst individuelle Auseinandersetzung mit den Gattungsnormen dar. Es weist eine durchsichtige Stimmführung mit kontrapunktischen Strukturen auf, ist aber ebenso von Erfahrungen des Symphonikers geprägt. Indem er dieses Werk testamentarisch eigens zu den Nachlass-Manuskripten für die Hofbibliothek (Österreichische Nationalbibliothek) zählte, dokumentierte er auch dessen Bedeutung im Gesamtschaffen.

Literatur

ERICH WOLFGANG PARTSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.9.2017

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft