Das hohe Lied (WAB 74,1-2) „Im Tale rauscht die Mühle“

Vier- bis achtstimmiger Männerchor a cappella (teils als Brummstimmen), 2 T- und 1 Bariton‑Solo (1. Fsg.) bzw. zusätzlich 4 Hr., 3 Pos., Tb., 2 Va., 2 Vc., Kb. (2. Fsg.) in As‑Dur, „Gemäßigt“

Text: Heinrich Wallmann
EZ: 1. Fsg.: vollendet 31.12.1876
2. Fsg.: Anfang 1879
W: Wiener Akademischer Gesangverein („Dem löblichen akademischen Gesangs-Verein in innigster Verehrung gewidmet […]“)
UA: 1. Fsg.: 10.12.1879 in Wien (nur Probe; Wiener Akademischer Gesangverein; Bruckner)
2. Fsg.: 13.3.1902 in Wien (Bearbeitung von Hans Wagner-Schönkirch; Wiener Akademischer Gesangverein; Wagner-Schönkirch)
Aut.: 1. Fsg.: Universitäts-Sängerschaft „Barden zu Wien“ (o. Sign.; o. Sign., As., Widmungsexemplar)
2. Fsg.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.45352, Teil-Autograf, teilweise von einem unbekannten Kopisten)
ED: 1. Fsg.: s. NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet)
2. Fsg.: Doblinger, Wien 1902 (Bearbeitung für Männerchor und T-Solo mit Orch. bzw. Kl.-Begleitung von Wagner-Schönkirch)
NGA: Band XXIII/2 (Angela Pachovsky/Anton Reinthaler, 2001)

Das hohe Lied entstand offenbar als Dank für die Aufführung des Germanenzuges durch den Wiener Akademischen Gesangverein am 6.7.1876. Der dreiteilige Chor schildert die Abendstimmung, das Murmeln des Baches, das Rauschen des Mühlrades in tremolierenden Sechzehntelnoten (Natur und Naturbildliches). Den beiden ersten, von den über Brummstimmen sich erhebenden Solostimmen dominierten Strophen stellte Bruckner in der dritten als dramaturgisches Gegenstück einen kräftigen Doppelchor im homophonen Satz gegenüber („Die Höhe ist erklommen“). Das Werk endet kontrastreich im pp („ins Abendrot hinein“). Der dem Liedertafelstil seiner Zeit verhaftete Chor reiht sich in die Werke der Bruckner‘schen Naturromantik ein.

Nach der Probe der 1. Fassung am 10.12.1879 fertigte Bruckner auf Anregung des damaligen Chormeisters des Wiener Akademischen Gesangvereins, Richard Heuberger, eine 2. Fassung an, in der der offensichtlich kaum ausführbare, harmonisch heikle Brummchor, notengetreu übertragen, von Streichern und der Doppelchor sogar von Blechbläsern unterstützt wird (eine teil-autografe Partitur befand sich im Verlagsarchiv Robitschek; dass je ein vollständiges Autograf existierte, ist unwahrscheinlich). Bruckner leitete Ende der 1880er einige Proben und Josef Neubauer setzte den Chor 1895 auf das Programm eines Konzertes; die Aufführung fand jedoch nicht statt. So kam es erst nach Bruckners Tod zu einer öffentlichen – erfolgreichen – Aufführung, und zwar in einer Bearbeitung (ohne Brummchor, mit nur einer Solostimme [Tenor] und den vorhandenen Instrumentalstimmen) von H. Wagner-Schönkirch, der auf Anregung August Göllerichs auch einen Klavierauszug herstellte (vgl. ED, Doblinger 1902).

Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 13.11.2019

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft