Bayer, Franz Xaver

* 25.6.1862 Lambach, Oberösterreich/A, † 14.7.1921 Steyr, Oberösterreich/A. Organist und Kapellmeister.

Früher Musikunterricht; Sängerknabe und Sopransolist im Chor der Votivkapelle des Neuen Doms in Linz, später dort Organist. Nach der Lehrerausbildung in verschiedenen Orten Tätigkeit als Chorleiter und Kapellmeister. Theorieunterricht beim Dresdner Hoforganisten und Komponisten Edmund Kretschmer (1830–1908). Seit 1888 Regens chori an beiden Stadtpfarrkirchen in Steyr, daneben auch 1894–1918 Chormeister des Männergesangvereins „Kränzchen“ sowie 1899–1918 künstlerischer Leiter der Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr. Bayer war auch als Komponist tätig.

Bayer, nebenbei auch Schüler Bruckners, zählte zu dessen engstem Freundeskreis in Steyr und als Musiker zu den Bruckner-Pionieren. Anfang 1892 entstand der Plan, am Christi Himmelfahrtstag das Te Deum aufzuführen (Briefe II, 920207, 920218), dies konnte aber nicht realisiert werden. Gewissermaßen als „Ersatz“ brachte Bayer am 18.8.1892 (zum Geburtsfest des Kaisers) das phrygische Pange lingua et Tantum ergo (WAB 33). Dieses Werk hat sich auch in einer Abschrift Bayers erhalten (ÖNB-MS, Mus.Hs.19714).

1893 fand mit über 60 Musikern die denkwürdige Aufführung der Messe in d‑Moll statt, über deren Qualität sich der Komponist bewundernd zu Theodor Helm äußerte: „H. Chorregent Bayer führte am Ostersonntag in der Stadtpfarrkirche zu Steyr meine D Messe (mit 26 Proben) staunenswerth gut auf. Betrachtet man die Schwierigkeit des Werkes u[nd] die musikalischen Verhältnisse, so steigert sich das Urtheil bis zum Erstaunen; auch in Bezug auf die Mitwirkenden.“ (Briefe II, 930422/2).

Während des Steyrer Sommeraufenthalts 1892 überarbeitete Bruckner sein in St. Florian komponiertes Requiem in d-Moll (WAB 39), das dann 1895 und 1896 von Bayer bei Trauergottesdiensten aufgeführt wurde.

Die enge Freundschaft wird auch durch einige Briefe dokumentiert. Besonders erwähnenswert ist ein Zeugnis für Bayer (1895), in dem ihm Bruckner hohes musikalisches Können – auch als Organist – attestiert und er „der vorzüglichste seines Faches in Oberösterreich“ (Briefe II, 951210/1) genannt wird.

Auch nach Bruckners Tod setzte sich Bayer für ihn ein. 1896 wurde er im Komitee für das erste Bruckner-Denkmal (IKO 104) aktiv. 1901 kam es in großer Besetzung zu einem Konzert mit dem Te Deum, 1904 leitete er die Zweite Symphonie. 1908 initiierte Bayer die Gedenktafel am Stadtpfarrhof und eine silberne Bruckner-Medaille (Ikonografie) für außerordentliche musikalische Leistungen.

Jula (Juliane) Bayer (1883–1965), seine zweite Frau, erzählte und sammelte Erinnerungen und Anekdoten, die in dem kleinen Band Anton Bruckner in Steyr erschienen sind. Der Sohn Julius Bayer (?–?) wirkte ebenfalls als Musiker und publizierte mehrfach über die Steyrer Orgel-Geschichte.

Werke
  • 2 Messen
  • 2 Tantum ergo
Literatur

ERICH WOLFGANG PARTSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 6.5.2019

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Normdaten (GND)

Bayer, Franz Xaver: 130103608

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft