Hanel (Hahnel), Anton

* 3.4.1820 Hennersdorf/Österreichisch-Schlesien (Jindřichov/CZ), † 8.4.1880 Urfahr, Oberösterreich/A (Linz, Oberösterreich/A). Orgelbauer.
Nach seiner Ausbildung machte er sich selbständig und fand aufgrund der soliden Mechanik und des schönen charakteristischen Tons seiner Instrumente bald Anerkennung, etwa durch Reparaturarbeiten an der von Ludwig Mooser erbauten Orgel der Stadtpfarrkirche Linz 1859 und durch den Umbau der 1825 von Simon Anton Hötzl errichteten Orgel der Pfarrkirche Ischl 1868. Nach Vorgaben des diözesanen Orgelrevisors Johann Evangelist Habert realisierte er den vom Cäcilianismus geprägten Klangstil. Seine Witwe Anna Hanel (1844–1930) heiratete am 3.10.1880 seinen Mitarbeiter Johann Lachmayr, der den Betrieb übernahm.

In seiner Funktion als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist spielte Bruckner bis zu seinem Weggang nach Wien 1868 regelmäßig auf der von Hanel verbesserten Orgel der Linzer Stadtpfarrkirche. Die von Hanel 1862 gebaute Orgel der Pfarr- und Wallfahrtskirche Pöstlingberg kollaudierte Bruckner am 5.11.1863. Sie wurde in den Jahren 1941–1943 durch eine Orgel von Matthäus Mauracher (1885–1954) ersetzt.

Bei Besuchen seines Freundes Johann Nepomuk Attwenger (erstmals 1863) und bei Gottesdiensten zu festlichen Anlässen des Kaiserhauses spielte Bruckner auf der Orgel der Stadtpfarrkirche Ischl. Für die Zeit nach dem Umbau der Orgel durch Hanel bis zu ihrer Ersetzung durch eine neue Orgel von Matthäus Mauracher 1888 sind zwar keine Aufenthalte Bruckners in Ischl belegt, allerdings ist davon auszugehen, dass viele seiner Besuche nicht dokumentiert wurden, da sie rein privater Natur waren.

Auch, ob Bruckner bei seinen häufigen mehrwöchigen Sommeraufenthalten in Steyr ab Mitte der 1870er Jahre jemals auf der 1877 von Hanel renovierten Orgel der Vorstadtpfarrkiche St. Michael gespielt hat, ist nicht bekannt. Jedoch hat ihm der Organist Albert Pfändtner (1876–1959) in den 1890er Jahren als Musikschüler vermutlich Franz Xaver Bayers auf dieser Orgel vorgespielt.

Literatur
  • Johann Evangelist Habert, Ueber Orgelreparaturen und Neubauten, in: Zeitschrift für katholische Kirchenmusik 2 (1869) H. 11/12, S. 92ff.
  • Linzer Volksblatt 24.8.1872, S. 5
  • Joh. Buchner, Anempfehlung, in: Linzer Volksblatt 17.11.1872, S. 4
  • Orgelbau, in: Neuigkeits-Welt-Blatt 26.11.1874, S. 24
  • Steyrer Zeitung 21.1.1877, S. 3
  • Linzer Volksblatt 1.2.1877, S. 2
  • Kirchenverwaltung Urfahr, Oeffentlicher Dank, in: Linzer Volksblatt 26.10.1879, S. 6
  • Nekrolog [Anton Hanel], in: [Linzer] Tages-Post 14.4.1880, S. 4
  • [Linzer] Tages-Post 14.4.1880, S. 6
  • Justus Schmidt, Die Linzer Kirchen (Österreichische Kunsttopographie 36). Wien 1964, S. 340, 380, 426
  • Wolfgang Kreuzhuber, Der Orgelbau in Oberösterreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluß des Cäcilianismus. Diss. Salzburg 1990
  • Klaus Sonnleitner, Die Restaurierung der Kaiserjubiläumsorgel in Bad Ischl, in: Österreichisches Orgelforum 11 (1993) H. 1–3, S. 489–495
  • Andrea Harrandt, Bruckner in Ischl. ... der Organist des Kaisers im Salzkammergut, in: Der Hahnbaum 15.8.1996, S. 13–17
  • Isfried Heinrich Pichler/Eleonore Uhl, Biographische Notizen zu oberösterreichischen Orgelbauern, in: Rupert Gottfried Frieberger (Hg.), Beiträge zum oberösterreichischen Orgelbau (Musikwissenschaftliche Beiträge der Schlägler Musikseminare 5). Innsbruck 1996, S. 204–209
  • Klaus Petermayr, Zwei Kerzenleuchter von Anton Bruckner?, in: ABIL-MitteilungenABIL-Mitteilungen. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz. Linz 2008ff. Nr. 9 (Juni 2012), S. 22f.
  • Karl Mitterschiffthaler, Bruckner-Orgeln, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2011‒2014, S. 157‒226
  • Taufbuch 1808‒1825 der Pfarre Hennersdorf, pag. 640
  • Sterbebuch 1880 der Stadtpfarre Urfahr (Linz), [pag. 4]
  • Sterbebuch-Duplikat 1930 der Stadtpfarre Urfahr (Linz), pag. 117 [Anna Lachmayr, verw. Hanel]

MIRJAM KLUGER, KARL MITTERSCHIFFTHALER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.7.2019

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