Zappe, Familie

Karl (I) Joseph: * 1.9.1812 Prag/Böhmen (Praha/CZ), † 15.6.1871 Linz, Oberösterreich/A. Violinist und Kirchenmusiker.

Sohn des Gastwirtes Anton Zappe und dessen Frau Aloisia, geb. Kraus. Ausbildung zum Geiger am Prager Konservatorium. Engagements in den Theaterorchestern Prag und Graz (1827–1832) und als 2. Konzertmeister („Orchesterdirektor“) am Theater in der Josefstadt (1832–1834) in Wien. Am 2.10.1837 ehelichte er die verwitwete, aus der Wiener Leopoldstadt (2. Bezirk) stammende Sängerin und Schauspielerin Johanna Nepomuzena Salinger (25.6.1813 Leopoldstadt [Wien/A], † 25.8.1843 Linz). Dieser Ehe entstammten fünf Kinder: Karl (II) Caspar Anton, Eduard Franz (* 28.2.1839 Linz), Aloisia-Franzisca (* 6.3.1840), Maria Franziska (* 2.9.1841) und Franz Seraph Anton (* 13.1.1843). Nach Johannas Tod heiratete er am 28.1.1845 Maria Neubauer (* 28.1.1824 Linz, † 30.12.1871 Linz). Sie gebar ihm weitere acht Kinder: Pauline (* 12.12.1845), Aloisia (* 1.12.1846), Anton (* 6.2.1848), Augustin (* 18.7.1850), Heinrich (* 12.5.1852), Clementine (* 23.1.1855), Pauline (* 22.4.1857), Anna (* 28.6.1858).

Seit 1834 ist die günstige Entwicklung des Linzer Musiklebens durch sein vielseitiges Wirken eng mit seinem Namen verbunden: 1834–1866 Orchesterdirektor am Theater, dem er entscheidende Impulse verlieh; 1839–1855 und 1867–1871 Violinlehrer an der Linzer Musikvereinsschule. Weiters Konzertmeister und gelegentlich auch Solist bei den Aufführungen des Linzer Musikvereins. 1840–1871 Dom- und Stadtpfarrkapellmeister. 1842 Begründer der öffentlichen Kammermusikabende mit seinem Streichquartett (Besetzung 1863: Zappe, Josef Schnierer, Franz Gamon, Otto Kitzler); 1870/71 Lehrer für Violine an der k. k. Lehrerbildungsanstalt. Als Mitwirkender ein gerne gesehener Gast bei Aufführungen in den Stiften St. Florian und Kremsmünster sowie bei Veranstaltungen der Linzer Gesangvereine.

Zappe war Sachverständiger der Prüfungskommission beim Probespiel Bruckners (13.11.1855) für die Bewerbung um den Linzer Organistenposten und dann als Dom- und Stadtpfarrkapellmeister (Regens chori) der Vorgesetzte. Ein engerer persönlicher Kontakt zwischen den beiden, der über die gemeinsamen musikalischen Aufgaben hinausging, ergab sich auch dadurch, dass sie in dem 1872 abgetragenen alten Mesner- bzw. „Musikantenstöckl“ (Pfarrplatz 164) ihre Dienstwohnungen hatten. Daraus folgte auch ohne Zweifel die Bekanntschaft mit den Familienmitgliedern, wenn auch im Einzelnen nichts Nennenswertes überliefert ist.

Einer alten, auch in den Familien allgemein beachteten Tradition zufolge lud jeweils am 1. Adventsonntag der Regens chori seine Musiker nach dem Hochamt zu einem gemeinsamen „Bratwürstlessen“ (Zappe 1982/83, S. 139) ein; anschließend spielte Bruckner Ländler, in späteren Jahren Teile aus Opern von Richard Wagner. Unbeschadet durch die Übersiedlung nach Wien hielt Bruckner den Kontakt zu Zappe und seiner großen Familie aufrecht.

Karl (II) Caspar Anton: * 8.12.1837 Linz, Oberösterreich/A, † 1.7.1890 Linz. Violinist und Kirchenmusiker.

Sohn von Karl (I). Ausbildung zum Geiger an der Linzer Musikvereinsschule. Engagements als Primgeiger am Linzer Theater und am Theater in der Josefstadt (Ostern 1855–1859) in Wien. Orchesterdirektor am Theater in Laibach und Konzertmeister sowie Violinlehrer der Philharmonischen Gesellschaft (1859 bis Frühjahr 1871). Bedingt durch die Erkrankung des Vaters Rückkehr nach Linz und Übernahme von dessen Funktionen als Dom- und Stadtpfarrkapellmeister, Violinlehrer an der k. k. Lehrerbildungsanstalt sowie Musikvereinsschule. Dazu kamen noch die Verpflichtungen als Konzertmeister bei den Aufführungen des Musikvereins, Privatunterricht, Konzerteinladungen bei Linzer Vereinen und das Mitwirken bei der Gründung des Cäcilienvereins (Cäcilianismus). Seine Frau Rosa, geb. Schimatschek (* 30.8.1846 Linz, † 14.5.1897 Linz), war 24 Jahre lang Alt-Solistin im Dom- wie auch im Stadtpfarrchor.

Bruckners Beziehungen zur Familie Zappe setzten sich auch bei ihm fort. Sie äußerten sich im Orgelspiel bei den Hochämtern, in Besuchen in der Wohnung und in gemeinsamen Ausflügen. Seine Trauer um den verstorbenen Freund brachte er persönlich, begleitet von August Göllerich, bei der Witwe und ihren Kindern zum Ausdruck (Zappe 1982/83, S. 148).

Karl (III): * 27.8.1879 Linz, Oberösterreich/A, † 18.4.1963 Wels, Oberösterreich/A. Lehrer.

Sohn von Karl (II). Ausbildung an der Linzer Musikvereinsschule (Klavier, Violine, Orgel), Besuch der k. k. Lehrerbildungsanstalt, Lehrer in verschiedenen Orten Oberösterreichs. In seiner zweiten Heimat Wels ab 1904 Hauptschullehrer und 1922–1936 Hauptschuldirektor. Fruchtbares Wirken bei Welser Gesang- und Orchestervereinigungen, verbunden mit Bemühungen um die Anerkennung Bruckners.

Hermann: * 19.12.1909 Wels, Oberösterreich/A, † 1.4.1994 Gmunden, Oberösterreich/A. Gymnasiallehrer.

Sohn von Karl (III). Klavier- und Geigenunterricht. Während des Studiums der Geschichte und Geografie an der Universität Wien besuchte er „auch Vorlesungen über Musik“ (Zappe 1982/83, S. 155). Die Quellen im Universitätsarchiv bestätigen für das Wintersemester 1928/29 eine Inskription bei Hans Gál (1890–1987) sowie eine gestrichene Inskription bei Egon Wellesz. Weitere Belegungen – z. B. der Vorlesung von Alfred Orel über Bruckner im Wintersemester 1928/29 – sind zwar möglich, aufgrund der Quellenlage aber nicht nachweisbar. 1929 Chormeisterkurs. Bis zur Pensionierung 1976 übernahm er immer wieder die Leitung von Schülerchören, Bläserensembles oder Schülerakademien (Zappe 1982/83, S. 154f.). Er war Gründer der Ortsgruppe Gmunden des Brucknerbundes für Oberösterreich und setzte entscheidende Impulse für das kulturelle Leben in Gmunden.

Schriften
Literatur

FRANZ ZAMAZAL

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2019

Medien

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Normdaten (GND)

Zappe, Hermann: 126693404

Zappe, Karl (I) Joseph: 104759322X

Zappe, Karl (II) Caspar Anton: 1047593963

Zappe, Karl (III): 1047595761

Zappe, Rosa (geb. Schimatschek): 1047594552

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft