Linzer Musikverein

Die 1821 gegründete Gesellschaft der Musikfreunde in Linz, seit 1864 Musikverein in Linz genannt, spielte im kulturellen Leben der Stadt über mehr als hundert Jahre eine führende Rolle. Die für derlei Institutionen satzungsgemäße primäre Aufgabe war, „durch Vereinigung der bisher getrennten Musikfreunde die Aufführung größerer Musikstücke zu bewirken und die Musik durch Begründung eines Fonds zur Unterstützung für die zur Ausbildung in der Musik fähigen Knaben und Mädchen emporzubringen“ (Brunner, S. 5). Neben regelmäßigen „Gesellschaftskonzerten“ wurden noch weitere („außerordentliche“) Aufführungen angeboten, bei denen zuweilen auch andere Vereine (etwa die Liedertafel „Frohsinn“) mitwirkten.

Den Anfang machte die Wiedergabe von Joseph Haydns Die Jahreszeiten am 23.12.1821 unter der Leitung von Anton Mayer (1780–1854), dem verdienstvollen Musterlehrer (Schulmeister) und Regens chori an der Linzer St. Matthias-Pfarre. Das allgemeine Interesse an der neuen Gesellschaft war groß; so konnten bereits im ersten Bestandsjahr rund 450 Mitglieder verzeichnet werden. Zu den frühen Mitgliedern zählten Bruckners Vater (Bruckner, Familie), Leopold von Zenetti, Johann August Dürrnberger und Josef Dierzer von Traunthal.

Der Unterricht in Gesang für Knaben und Mädchen begann mit 1.3.1823, für Geige 1826, für Klavier und Violoncello 1869, weitere Instrumente folgten nach und nach bis Ende des 19. Jahrhunderts.

Trotz finanzieller Zuwendungen – zumeist von öffentlichen Stellen – waren den Aktivitäten oft enge Grenzen gesetzt, und die künstlerischen Leistungen des hauptsächlich aus musikbegeisterten Liebhabern bestehenden Orchesters schwankten beträchtlich. Maßgeblich hierfür war auch der zeitweise rasche Wechsel bei den Dirigenten. Deren Liste enthält u. a. die Beamten Franz Xaver Mayr († 1848), Emil Mayer (1822–1868), Eduard Hauptmann und Eduard Eberl (ca. 1824–1886), die Kapellmeister Theodor Neubert-Abendroth und Anton M. Storch, die Lehrer Anton Mayer und Engelbert Lanz.

Nach dem Rücktritt von Lanz 1863 erging an Domorganist Bruckner die Einladung zur Übernahme der Dirigentenstelle (Dirigent). Doch seine organisatorischen und von künstlerischer Gewissenhaftigkeit bestimmten Vorschläge (Brief vom 6.11.1863: konkrete Aufgaben für ausübende und materielle Förderung durch unterstützende Mitglieder, Probendisziplin, Majestätsgesuch zwecks Unterstützung, eigene Honorarwünsche [Briefe I, 631106]) schienen dem Musikverein (noch) nicht realisierbar zu sein, und die Verhandlungen zerschlugen sich. Nachweisbar ist Bruckner allerdings 1864 in einem Konzert als Klavierbegleiter.

Eine allmähliche Aufwärtsentwicklung setzte 1874 unter Max Brava (1845–1883) ein. Eine erste Blütezeit erlebte das Orchester ab 1883 unter Adalbert Schreyer, der es an größere Aufgaben – Bruckners Messe in e‑Moll, Dritte und Vierte Symphonie – heranführen konnte. Ein weiterer Aufschwung war ab 1896 mit August Göllerich als Musik- und Schuldirektor verbunden, der in den Konzerten regelmäßig Kompositionen von Bruckner, Franz Liszt, Richard Wagner und Richard Strauss zu Gehör brachte. Göllerich richtete die Musikvereinsschule nach modernen Grundsätzen aus und führte neue Unterrichtsmethoden ein. Über sein „I. Bruckner-Concert“ (Bruckner-Stiftungen) am 20.3.1898 mit der Ersten Symphonie im Zentrum war in der Linzer Montagspost (21.3.1898, S. 5) zu lesen: „Durch eine mustergiltige Vorführung seiner Musenkinder wird das Andenken Bruckners indes sicherlich ungleich besser geehrt als durch Errichtung eines Denkmales aus starrem Erz. […] Dank der liebevollen Hingabe des Dirigenten, dank der unermüdlichen Ausdauer unserer Philharmoniker [!], die diesmal in der Stärke von 84 Mann auf den Plan traten, kann man von der gestrigen Aufführung des großartigen Werkes als von einer hochanständigen sprechen, für Linz bedeutet sie eine musikalische That allerersten Ranges.“

Die Musikvereinsschule erhielt 1932 die Bezeichnung „Konservatorium“ – sie heißt seither Bruckner-Konservatorium bzw. Anton Bruckner Privatuniversität (seit 2004) – und hat seit 1935 das Öffentlichkeitsrecht. Im März 1939 übernahm der Gau Oberdonau (Oberösterreich) das Lehr- und Verwaltungspersonal des Konservatoriums. Der Musikverein löste sich nach Wegfall seiner Aufgaben als Konzertveranstalter und seiner Unterrichtsstätte am 23.12.1941 auf.

Literatur

ERICH WOLFGANG PARTSCH, FRANZ ZAMAZAL

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.9.2017

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft