Herbstkummer (WAB 72) „Die Blumen vergehen, der Sommer ist hin“

Lied für Singstimme (Tenor) und Klavier in e‑Moll, „Mäßig bewegt“

Text: Matthias Jacob Schleiden
EZ: (April) 1864 in Linz
UA: gesichert erst am 2.12.1937 in Linz (Maria Stitz, S; Robert Keldorfer, Kl.)
Aut.: verschollen; Archiv der Stadt Linz (o. Sign., As.); ÖNB‑MS (Mus.Hs.19781, As.)
ED: Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 3/2, S. 151–157 (1930)
NGA: Band XXIII/1 (Angela Pachovsky, 1997)

Diese romantisch geprägte Vertonung ist nur in Abschriften überliefert und Bruckners einziges Lied, das in einer Moll-Tonart steht. Die acht Strophen sind musikalisch in einer großen zweiteiligen Form (A‑A‘) realisiert. Die düstere Grundstimmung wird durch abwärts geführte Triolenfiguren über einem Orgelpunkt im Klavierpart und rhythmische Monotonie der deklamatorisch behandelten Singstimme erzeugt. Chromatische Fortschreitungen und Rückungen (z. B. G‑Dur/Es‑Dur bei „es hält ihn, so dacht‘ ich, den Winter wohl aus“), Fermaten und Pausen, wie auch der Kontrast E‑Dur/e‑Moll am Schluss verraten den Versuch einer stark emotionalen Textvertonung.

Ob, und wenn ja, wann diese brucknersche Vokalkomposition je zu Lebzeiten des Komponisten aufgeführt wurde, ist bisher nicht zu belegen. Eine erste posthume Aufführung des Werkes zur Bruckner-Gedächtnisfeier in Vöcklabruck am 5.11.1927, zu der Maria Zunt zusammen mit Maximilian Krackowizer neben den Liedern Frühlingslied und Mein Herz und deine Stimme auch den Herbstkummer beitragen sollte, fand entgegen der Ankündigung (Linzer Volksblatt 29.10.1927, S. 9) nicht statt. Eine nachweisliche, erste Aufführung des Werkes muss somit auf den 2.12.1937 datiert werden, bei der Maria Stitz (1904–1983) begleitet von Robert Keldorfer (Keldorfer, Brüder) das Lied im Rahmen eines Vokalkonzertes des Sängerbundes „Frohsinn“ (siehe: Liedertafel „Frohsinn“) im Linzer Redoutensaal vortrug: „Als Konzerteinlage sang das Vereinsmitglied Fräulein Maria Stitz vier Lieder von Anton Bruckner […] Es ist so aufrichtige Seelenstimmung darin, so viel an unbefangener Liebenswürdigkeit, ja Zärtlichkeit, daß man viel Freude und Genuß daran hat. Der freundlich helle und leicht ansprechbare Sopran der Sängerin war für die Wiedergabe sehr geeignet; besonders fiel auch das seltsam schöne Piano auf.“ (Linzer Tages-Post 3.12.1937, Abendblatt, S. 3). Am gleichen Abend sang Stitz zudem die Lieder Mein Herz und deine Stimme, Im April und Amaranths Waldeslieder.

Literatur

ERICH WOLFGANG PARTSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 6.9.2021

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Erstdruck

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft