Dvořák, Antonín (Leopold)

* 8.9.1841 Mühlhausen/Böhmen (Nelahozeves/CZ), † 1.5.1904 Prag (Praha/CZ). Komponist, Musikpädagoge, Dirigent.

Ältestes von acht Kindern des Fleischhauers František Dvořák, der die Begabung seines Sohnes erkannte und förderte. Ab 1846 erster Geigenunterricht, ab 1853 weitere musikalische Ausbildung (Geige, Klavier, Orgel, Musiktheorie) in Slonitz (Zlonice/CZ), 1856–1857 in Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice/CZ) und ab 1857 in Prag. 1859–1873 Bratschist in der Kapelle Karl Komzáks d. Ä. (1823–1893), in diese Zeit fallen auch die ersten Kompositionen. In den 1870er Jahren erhielt er fünfmal in Folge das staatliche Stipendium des Wiener Unterrichtsministeriums für mittellose, talentierte Künstler, in dessen Fachkommission Eduard Hanslick, Johann Herbeck, Felix Otto Dessoff und später Johannes Brahms über die Zuteilung bestimmten. Konzertreisen und Dirigate führten ihn u. a. nach London, Cambridge, Moskau, St. Petersburg, Chicago und Wien. Als Musikpädagoge wirkte er ab 1865 als Klavierlehrer sowie in den 1890er Jahren als Professor für Komposition am Prager Konservatorium und am New Yorker National Conservatory of Music.

„Als im Gasthause von [Josef] Förster die Sprache auf Dvořak gelenkt wurde und jener diesen rühmte, wehrte Bruckner mit den Worten ab: ‚Ich bin kein Verehrer von ihm‘.“ (Göll.-A. 4/2, S. 164). Es sind kaum Äußerungen Bruckners über Dvořák bekannt, aber diese zielen in die gleiche Richtung. Einmal sprach er sich über ein Streichquartett des tschechischen Komponisten sogar „äußerst abfällig, ja verächtlich“ (Göll.-A. 4/2, S. 130) aus, was wohl auf künstlerische Eifersucht zurückzuführen war.

Aber auch auf der anderen Seite war offenbar Distanz vorhanden. In seinem berühmten Schubert-Aufsatz für The Century Illustrated Monthly Magazine (1894) bemerkte der tschechische Komponist kurz über Bruckners Achte, „daß diese Symphonie eine bessere Chance hätte, ihren Weg durch die Welt zu machen, wenn sie kürzer wäre“ (zit. n. Döge, S. 353). Dies ist seine einzige bekannte Äußerung über Bruckner. Am 27.3.1896 kam es zu einem kurzen persönlichen Zusammentreffen der beiden Komponisten (Dvořák war in Begleitung von Josef Suk [1874–1935] gekommen) in Bruckners Wohnung in Wien. In dieser Zeit hörte Dvořák auch Bruckners Streichquintett in F-Dur im Konzertsaal.

Mangels genauerer Angaben lassen sich nur Vermutungen über seine Bruckner-Kenntnis und deren Datierung anstellen (Streichquintett in F-Dur, Dritte, Siebente Symphonie; Vysloužil, S. 107). So sind auch bis jetzt keine konkreten musikalischen Einflüsse nachgewiesen worden. Ähnliche Strukturen und Phänomene in der Zeit zwischen 1860 und 1870 sind eher auf gemeinsame Quellen (z. B. Franz Schubert), aber wohl ebenso auf voneinander unabhängige kompositorische Lösungen zurückzuführen. Ab dem Ende der 1860er Jahre trennten sich die Wege der beiden Komponisten. Übereinstimmend im Schaffensprozess haben beide Komponisten ihre Werke immer wieder revidiert (Gabrielová).

Werke
  • 10 Opern
  • 9 Symphonien
  • Konzertouvertüren, Symphonische Dichtungen
  • Messen
  • Kammermusik (u. a. 14 Streichquartette)
  • Klavier- und Orgelwerke
  • Lieder
Literatur

ERICH WOLFGANG PARTSCH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.5.2019

Medien

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Abbildungen

Abbildung 1: Musikalisches Wochenblatt 11 (1879) H. 1, S. 7

Abbildung 2: Neue Zeitschrift für Musik 96 (1929) H. 5, S. 264/2

Normdaten (GND)

Dvořák, Antonín (Leopold): 11852836X

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft