Ehrungen

Bruckner legte großen Wert auf Auszeichnungen und Ehrungen aller Art. Sein rastloses Streben danach äußerte sich u. a. darin, dass er keine Hemmungen hatte, sich des Öfteren selbst darum zu bemühen. Seine Wünsche wie Ehrendoktorate im Ausland, die Erringung der Achtung mancher zeitgenössischer Kritiker (Musikkritik) oder Aufführungen seiner Werke wurden nicht immer erfüllt. Umso dankbarer war er für die Zeichen der Anerkennung, die ihm nach den ersten Erfolgen im Ausland (seinen Orgelreisen [Reisen Bruckners]), durch Freunde und in seiner Heimat zuteil wurden. Noch zu Lebzeiten erfuhr er durch viele Institutionen und auch Städte Ehrungen, die sein oft durch Misserfolge gekränktes Selbstbewusstsein wieder aufrichteten. Er erhielt auch mehrere ehrende finanzielle Zuwendungen, selbst Kaiser Franz Joseph I. ließ ihm mehrfach Geldmittel zukommen.

Die erste seiner zahlreichen Auszeichnungen, darunter 19 Ehrenmitgliedschaften, erhielt Bruckner 1868 vom Dom-Musik-Verein und Mozarteum in Salzburg. Im Sommer 1861 sowie im April 1868 hatte er sich erfolglos um den Direktionsposten am Mozarteum beworben (Bewerbungen). Als Entschädigung trug man ihm aufgrund seiner „wiederholt bewiesenen Theilnahme für die Zwecke des Vereines durch gef. Unterstützung mit Ihren Compositionen und mit dem Wunsche der Fortdauer dieser Theilnahme“ (Briefe I, 680511/1) die Ehrenmitgliedschaft an. Die letzten Ehrenmitgliedschaften wurden ihm am 4.9.1894 anlässlich seines 70. Geburtstages vom Wiener Schubertbund sowie von der Steyrer Liedertafel verliehen.

Bruckners Ehrenmitgliedschaften

11.5.1868 Dom-Musik-Verein und Mozarteum in Salzburg
20.5.1869 Männergesang-Verein Wels
9.6.1869 Liedertafel „Frohsinn“
21.10.1869 Linzer Diözesan-Kunstverein
27.9.1870 Oberösterreichischer Landeslehrerverein
19.11.1870 Währinger Liedertafel
13.11.1883 Liedertafel Vöcklabruck
22.1.1885 Wiener Akademischer Wagner-Verein
17.5.1885 „Paixhanslia“ in Vöcklabruck
22.1.1889 Wiener Akademischer Gesangverein
19.10.1889 Männergesangverein „Kränzchen“ in Steyr
29.3.1890 Linzer Diözesan-Cäcilienverein
1890/91? (Dankbrief vom 27.1.1891 [Briefe  II, 910127/1]) Kirchenmusikverein Pressburg
15.1.1891 Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
30.1.1892

Austria Wien

18.4.1893 Gesellschaft der Musikfreunde in Steyr
22.9.1893 Wiener Männergesang-Verein
1.12.1893 Troppauer Männergesangverein
4.9.1894 Steyrer Liedertafel
4.9.1894 Wiener Schubertbund

Bruckner wurde fast ausschließlich von Chor- und Männerchorvereinen des Habsburgerreiches geehrt, was Bruckners gesellschaftliches Ansehen erhöhte. Wirkliche Bedeutung hatten nur das Ehrendoktorat der Universität Wien sowie die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die er beide 1891 erhielt. Seine Ehrenbürgerschaften in Ansfelden (22.11.1870) und Linz (11.7.1894) können eher als lokale Tribute an den schon berühmten Komponisten gesehen werden. Der Wortlaut der Ansfeldener Urkunde, von Bernhard Deubler verfasst, bestätigt dies: „Nachdem Sie nun durch Ihr edles talentvolles und eifriges Wirken und Schaffen auf dem Gebiete der Tonkunst einen europäischen Ruf sich errungen, fällt notwendig ein Wiederschein Ihres Glanzes und Ruhmes auch auf jenen Ort, wo ihr geschätzter Herr Vater unermüdlich und eifrig als Lehrer gewirkt, wo ihre Wiege gestanden, wo Sie die frohen Tage Ihrer Jugend verlebt haben. Unserer Freude darüber, unserer Liebe, Bewunderung und Verehrung für Sie, Herr Professor, glauben wir einen freilich nur schwachen Ausdruck dadurch geben zu können, daß wir Ihnen die Rechte eines Ehrenbürgers von Ansfelden verleihen“ (Göll.-A. 4/1, S. 135).

Am 9.7.1886 wurde Bruckner in seiner Wohnung durch Obersthofmeister Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem dazugehörigen Dekret verliehen. Verbunden mit der Ordensüberreichung war eine Audienz bei Kaiser Franz Joseph I. in der Hofburg, die am 23.9.1886 nach elf Uhr vormittags stattfand, allerdings nur sehr kurz dauerte. Verbunden war damit auch eine jährliche Personalzulage von 300 fl. Zusätzlich wurde ihm finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt, sollte sie notwendig sein (vgl. Göll.-A. 4/2, S. 490). Der Orden, den Bruckner nur sehr selten trug, sowie die jährliche Personalzulage entsprachen nicht ganz Bruckners Vorstellungen, denn er hätte sich etwas „Bleibenderes“ versprochen. So tätigte er gegenüber seiner Schwester in Vöcklabruck den Ausspruch: „Wann i’ Dokter wir’, so is’ mir das liaba wia All’s vom Kaiser!“ (Göll.-A. 4/2, S. 492).

Der Ritterkreuz-Orden war zum 1. Jahrestag der Thronbesteigung Franz Josephs I. (2.12.1849) gestiftet worden und war für „ausgezeichnete Verdienste ohne Rücksicht auf Geburt, Religion und Stand“ vorgesehen, zur Belohnung für jene österreichischen Reichsbürger, die „sich durch unerschütterliche tätig bewährte Anhänglichkeit an Kaiser und Vaterland, im Krieg oder Frieden durch besonders wichtige, für das allgemeine Wohl geleistete Dienste, durch nützliche Erfindungen oder Verbesserungen [...], oder sich durch hervorragende Leistungen um Kunst oder Wissenschaft, [...] um Unseren Thron oder Unser Reich verdient gemacht, und sich gegründete Ansprüche auf den Dank des Vaterlandes und auf eine öffentliche Anerkennung erworben hat“ (zit. n. Hofmusikkapelle, S. 113). Das Ritterkreuz wurde als eine der niedrigsten Auszeichnungen im Habsburgerreich ca. 100–200 Mal pro Jahr verliehen und hatte demnach für die gesellschaftliche Stellung wenig Bedeutung. Zugleich war es aber die einzige höfische Auszeichnung, die einem Musiker zugänglich war. Weitere Träger aus Bruckners Umfeld waren u. a. Hofkapellmeister Benedict Randhartinger (1802–1893) und Johann Herbeck.

Offensichtlich hatte sich Bruckner zuvor mit großer Anstrengung um eine Anerkennung des Kaiserhauses bemüht. Auf der Suche nach einer dauerhaften Subvention, die ihm mehr Zeit für sein kompositorisches Schaffen ermöglichen sollte, hatte er über Hofkapellmeister Hermann Levi Kontakt zu Prinzessin Amalie Maria und deren Cousine Erzherzogin Marie Valerie aufgenommen und auf inoffiziellem Wege die Verleihung des Ordens erreicht. Da die Auszeichnung nicht über den üblichen Dienstweg geschah, handelte sich Bruckner durch das Übergehen zweier bedeutender Entscheidungsträger, Hofkapellmeister Joseph Hellmesberger und Obersthofmeister Hohenlohe-Schillingsfürst, deren Verstimmung ein.

Neben der mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verbundenen Personalzulage erhielt Bruckner im Laufe seines Lebens folgende weitere ehrende finanzielle Förderungen: Das Ministerium für Kultus und Unterricht unterstützte ihn 1868 und 1870 jeweils mit einem einjährigen Künstler-Stipendium vom 500 fl bzw. 400 fl. Im November 1894 bewilligte das Ministerium zunächst nur für 1895 einen Ehrensold von 600 fl (sowie eine Subvention von 150 fl für 1894; ÖNB, Mus.Hs.19817/4), der aber noch im Sommer 1895 als lebenslänglich jährlich auszuzahlender Ehrensold beschlossen wurde. Ab 1890 gewährte der Oberösterreichische Landtag Bruckner „zum Zeichen der Anerkennung [seines] dem Lande Oberösterreich zur hohen Ehre gereichenden Wirkens als vaterländischer Tonkünstler“ (Briefe II, 901111) eine zeitlebens jährliche Ehrengabe von 400 fl.

Seinen einzigen Preis eines Kompositionswettbewerbs (2. Platz) erwarb Bruckner am 5.6.1865 beim 1. Oberösterreichisch-Salzburgischen Sängerbundesfest in Linz mit dem Germanenzug.

Literatur

SANDRA FÖGER, RENATE GRASBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 2.9.2020

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Abbildungen

Abbildung 1: Ehrung durch den MGV Kränzchen in Steyr (© ACDH-CH, Abt. Musikwissenschaft, Bruckner-Forschung)

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