Silberstein, August (Karl)

* 5. (nach anderen Angaben 1.) 7.1827 Alt-Ofen/Ungarn (Budapest/H), † 7.3.1900 Wien/A. Schriftsteller.

Mosaisch, ab 1868 protestantisch. Als Kaufmannssohn nach dem frühen Tod des Vaters selbst zum kaufmännischen Beruf bestimmt, zog er es jedoch vor, an der Universität Wien Vorlesungen zu hören und sich literarisch-journalistisch zu betätigen. Als Mitglied der Akademischen Legion politisch engagiert, wurde er in Dresden zweimal verhaftet, dann nach Österreich ausgeliefert, wo er bis 1855 als politischer Häftling am Spielberg bei Brünn (Brno/CZ) interniert war. Silberstein lebte danach als Herausgeber und Schriftsteller in Wien. 1863 Dr. phil. der Universität Freiburg im Breisgau, 1865 Ehrenmitglied und Meister des Frankfurter Freien Deutschen Hochstifts. Silbersteins Bedeutung als Publizist liegt – neben seiner Herausgabe von Volkskalendern – in seinem Beitrag zur Entwicklung der Dorfgeschichte und seinem Einfluss auf Peter Rosegger (1843–1918). Daneben bleiben seine Lyrik und seine zeitkritischen Romane weitgehend epigonal.

Neben anderen Komponisten wie Josef Strauss (1827–1870), Johann Herbeck, Eduard Kremser oder Franz von Suppé (1819–1895) vertonte auch Bruckner vier von Silbersteins Gedichten, von denen die ersten drei in die von Silberstein veröffentlichte Gedichtsammlung Lieder (1864) bzw. in verschiedene Auflagen von Trutznachtigall. Lieder aus dem deutschen Walde (1859) aufgenommen wurden. Wohl am bekanntesten wurde der Germanenzug, den Bruckner in seinem Dankschreiben vom 29.7.1863 an den Dichter als ein „über alle Maßen gelungenes, prachtvolles ausgezeichnetes Gedicht“ (Briefe I, 630729) bezeichnete. Der Männerchor wurde von Bruckner als Beitrag für den im Juni 1863 vom „Ausschuß des oberösterreichischen Sängerbundesfestes“ ausgeschriebenen Kompositionswettbewerb komponiert, am 5.6.1865 beim 1. Oberösterreichisch-Salzburgischen Sängerbundfest von der Liedertafel „Frohsinn“ unter seiner Leitung uraufgeführt und mit dem 2. Preis ausgezeichnet.

Germanenzug, Bruckners erste gedruckte Komposition (Erstdrucke), wurde häufig bei Bruckner-Feiern aufgeführt. Da Silberstein im Dritten Reich jedoch aus rassischen Gründen als nicht mehr tragbar galt, wurde anlässlich der Aufstellung der Bruckner-Büste in der Walhalla bei Regensburg ein neuer Text unterlegt. Der Germanenzug wurde auch von Franz Mair (1821–1893), Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) und John Reinhard Lund (1859–1925) vertont.

Ebenso wie den Chorwerken Vaterlandslied und Vaterländisches Weinlied, beide gemeinsam 1868 von der Liedertafel „Frohsinn“ unter Bruckners Leitung uraufgeführt, liegt auch Silbersteins Helgoland ein „recht stark deutschnationalistisch gefärbter Text“ (Mayer, S. 23) zugrunde, der gleichfalls im Nationalsozialismus aufgrund der Herkunft seines Verfassers in Misskredit geriet. Die Chorballade Helgoland, von Bruckner selbst als „symphonischer Chor“ (ÖNB-MS, Mus.Hs.19485) bezeichnet, entstand 1893 und wurde im selben Jahr von den Wiener Philharmonikern und dem Wiener Männergesang-Verein anlässlich von dessen 50-jährigen Bestehen uraufgeführt.

Schriften
  • Dorfschwalben aus Oesterreich. 2 Bde. München 1862f.
  • Die Alpenrose von Ischl. 2 Bde. Berlin 1866
  • Mein Herz in Liedern. Stuttgart 1868
  • Glänzende Bahnen. 3 Bde. Berlin 1872
  • Die Kaiserstadt am Donaustrand. Wien und die Wiener in Tag- und Nachtbildern […]. Wien 1873
  • Büchlein Klinginsland. Dichter-Weisen und Weisungen. Wien 1879
Literatur

ELISABETH LEBENSAFT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.1.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: An der Schönen Blauen Donau 7 (1892) H. 5, S. 120/3

Normdaten (GND)

Silberstein, August (Karl): 11738464X

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft