Walter, Bruno (eigentl. Bruno Walter Schlesinger)

* 15.9.1876 Berlin/D, † 17.2.1962 Beverly Hills, Californien/USA. Dirigent.

Nach dem ersten Klavierunterricht bei seiner Mutter ab 1884 Ausbildung am Stern‘schen Konservatorium in Berlin bei Heinrich Ehrlich (1822–1899), Robert Radecke (1830–1911) und Arno Kleffel (1840–1913). Nach raschem Bekanntwerden als Pianist begann Walter seine Dirigentenlaufbahn 1893 an der Kölner Oper. Im Jahr danach erhielt er eine Berufung an das Opernhaus Hamburg, wo er die schicksalsbestimmende Bekanntschaft mit Gustav Mahler machte. Als Mahler Operndirektor in Wien war, holte er Walter als Kapellmeister an die Hofoper. Beide Künstler verband Freundschaft und ein inniges Kunstverständnis. 1913–1922 war Walter Generalmusikdirektor der Münchener Oper. Ab 1925 verlegte er sein Wirken hauptsächlich nach Berlin, 1929 übernahm er auch die Leitung der Gewandhauskonzerte in Leipzig. Die Machtübernahme des NS-Regimes (Nationalsozialismus) beendete sein Wirken in Deutschland. Walter bekam an der Wiener Staatsoper eine Aufgabe als musikalischer Direktor, ebenso dirigierte er 1925–1937 regelmäßig bei den Salzburger Festspielen, an deren Gründung er beteiligt gewesen war. 1938 musste er emigrieren und fand in Amerika seine neue Heimat. Als Dirigent an der Metropolitan Opera und als Leiter der großen amerikanischen Orchester gelangte er zu hohen Ehren.

Walter zählt zu den Dirigenten-Berühmtheiten seiner Epoche, seine Wiedergaben zeichneten sich durch liebevolle Hingabe und Gefühlswärme aus. Er galt als der große „Humanist“ unter den Dirigenten seiner Zeit. Im Zentrum seines Wirkens standen die Werke Wolfgang Amadeus Mozarts und Mahlers, aber auch das gesamte klassische und moderne Repertoire fand in ihm einen getreuen Hüter. Zu Bruckners Musik fand er – nach eigenem Bekenntnis – erst in seinen späten Lebensjahren Zugang. Von da an wurde er zum verehrungs- und verständnisvollen Diener der Bruckner‘schen Kunst. Die Wiener Philharmoniker spielten unter Walter am 4.4.1936 Bruckners Achte Symphonie und am 9.5.1937 die Siebente. Einspielungen von Bruckner-Symphonien liegen u. a. vom Columbia Symphony Orchestra, dem NBC Symphony Orchestra und dem New York Philharmonic Orchestra vor. Über seine Bruckner-Pflege in New York (Achte), Boston und Philadelphia (Neunte) setzte Walter Max Auer brieflich in Kenntnis (OÖN 20.3.1948, S. 2). Das Te Deum erklang 1948 unter seinem Dirigat in der Royal Albert Hall in London.

Werke
  • 2 Symphonien
  • Kammermusik
  • Lieder
Schriften
  • Gustav Mahler’s III. Symphonie. Zur Aufführung am 25. Oktober, in: Der Merker 1 (1909) H. 1, S. 9ff.
  • Mahlers Weg. Ein Erinnerungsblatt, in: Der Merker 3 (1912) H. 5, S. 166–171
  • Von den moralischen Kräften der Musik. Vortrag gehalten im Kulturbund zu Wien. Wien u. a. 1935
  • Gustav Mahler. Wien u. a. 1936
  • Bruckner and Mahler, in: Chord and Discord 2 (1940) Nr. 2, S. 3–12
  • Thema und Variationen. Erinnerungen und Gedanken. Stockholm 1947
  • Vom Mozart der Zauberflöte. Frankfurt am Main 1955
  • Von der Musik und vom Musizieren. Frankfurt am Main 1957
Literatur

CLEMENS HÖSLINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 23.10.2019

Medien

Kategorien

Normdaten (GND)

Walter, Bruno (eigentl. Bruno Walter Schlesinger): 118628879

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft