Frankfurt am Main

Größte Stadt des deutschen Bundeslandes Hessen. Seit dem Hochmittelalter Freie Reichsstadt, seit 1562 auch Krönungsstadt der römisch-deutschen Kaiser. Heute wichtiges internationales Finanzzentrum. 1875: ca. 100.000 EW, 2019: ca. 753.000 EW.

1875 erwähnt Bruckner in einem Brief an Moritz von Mayfeld einen bislang nicht identifizierbaren „Frankfurter Schüler“ (Briefe I, 750213). 1885 schließlich berichtete Hermann Levi, „auch Müller in Frankfurt hat sich zu mir gewendet“ (Briefe I, 850413). Im 5. Konzert der Museums-Gesellschaft wurde am 4.12.1885 die Dritte Symphonie als erstes Werk Bruckners in Frankfurt am Main unter der Leitung von Carl Müller (1818–1894), 1860–1891 Leiter der Museumskonzerte, aufgeführt. Das Werk erfuhr eine kühle Aufnahme und Clara Schumann äußerte sich gegenüber Johannes Brahms über den ungünstigen Eindruck, den die Symphonie auf sie gemacht habe: „Neues gibt es nicht von hier zu erzählen, höchstens daß ich neulich die phänomenale Symphonie von Bruckner gehört und mich wahrhaft erleichtert fühlte, daß ich nun weiß, woran ich bin. Das ist ja ein greuliches Stück, nichts wie Fetzen aneinandergereiht und viel Bombast; dazu nun noch von unverschämter Länge. Die Aufnahme war ein Durchfall. Die Wagner-Anhänger, die ja auch Bruckner‘s sind, sagten, Müller habe sie absichtlich zu Grunde gerichtet“ (Weber, S. 77).

Anders fiel die Reaktion auf die Siebente Symphonie aus, die am 18.12.1895 unter der Leitung von Ludwig Rottenberg (1864–1912) im 3. Opernhaus-Konzert gespielt wurde. Engelbert Humperdinck (1854–1921) berichtete vom großen Erfolg und nannte das Adagio „einen Satz von fast transcendentaler Schönheit, den herrlichsten Eingebungen der Tonmuse beizuzählen“ (Deutsche Zeitung 22.12.1895, S. 1).

Am 30.10.1896 leitete Gustav Kogel (1849–1921) die Vierte Symphonie, im Dezember 1898 folgte die Fünfte unter Rottenberg. Nach Kogel führten Siegmund von Hausegger in den Jahren 1903–1906 und Willem Mengelberg (1871–1951) 1907–1920 als Leiter der Museumskonzerte die Brucknerpflege weiter. Bis 1911 fanden insgesamt 19 Aufführungen von Symphonien Bruckners in Frankfurt am Main statt. In jüngerer Zeit widmeten sich vor allem Michael Gielen als Leiter der Museumskonzerte sowie Eliahu Inbal als Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters den Werken Bruckners, letzterer vor allem durch seine Einspielungen der Erstfassungen (Fassungen).

Der 1818 gegründete Frankfurter Cäcilien-Verein führte 1893 erstmals Bruckners Messe in e‑Moll und 1921 die Messe in f‑Moll auf. 1980 produzierte der Chor das Te Deum beim Südwestfunk. Die Frankfurter Singakademie führte am 18.11.1953 unter der Leitung von Ljubomir Romansky (1912–1989) Helgoland mit neuem Text von Fritz Wilhelm Paul Oeser auf: „ein lobenswerter, jedoch problematischer Versuch Dr. Fritz Oesers, Anton Bruckners früher sehr beliebtes Männerchorwerk ‚Helgoland‘ von seinem heute nicht mehr tragbaren patriotischen Engagement zu befreien und für gemischten Chor zu setzen. Die Anlehnung des neuen Textes an die Psalmen rechtfertigte die vom Dirigenten gewagte Zusammenstellung des Konzertprogramms“ (Mohr, S. 55).

Im Besitz der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt befindet sich ein Brief Bruckners an Nicolas Manskopf (1869–1928, Weinhändler und Sammler) vom 23.7.1887 (Briefe II, 870723).

Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.8.2020

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