Gilhofer (Gillhofer), Joseph
* 24.11.1826 Kirchberg bei Linz, Oberösterreich/A, † 30.1.1894 Gmunden, Oberösterreich/A. Lehrer, Komponist.
Sohn des Uhrenzurichters Josef Gillhofer und seiner Frau Anna, geb. Strohmayr. 1843 Lehrerausbildung an der Präparandie in Linz, anschließend Schulgehilfe in Windhaag bei Freistadt, Asten bei Enns und 1852–1854 in St. Florian. Schließlich wurde er 1854 aus 17 Bewerbern ausgewählt, die Stelle des Anstaltslehrers an der k. k. Strafanstalt in Garsten (bis 1889) zu übernehmen, deren Anstellungserfordernisse auch Kenntnis im Orgelspiel enthielt. Zudem erteilte er 1863–1888 Gesangunterricht an der k. k. Staats-Oberrealschule in Steyr. Er wirkte 20 Jahre lang als Chormeister der Steyrer Liedertafel, war an der Gründung des Gesangvereines „Stahlklang“ in Steyr beteiligt, komponierte zahlreiche Männerchöre für diese Gesangvereine und leitete den 1870 gegründeten Steyrer Damenchor. Am 19.6.1854 ehelichte er Barbara Wimmer (* 1.11.1827 Asten, Oberösterreich/A, † ?). Nach seiner Pensionierung zog Gilhofer – vermutlich bereits verwitwet – zu seiner Tochter Emma (* 26.2.1863 Steyr, Oberösterreich/A, † ?), verehelicht mit dem Buchhalter und Kaufmann Carl Traunmüller (* 13.12.1862 Wels, Oberösterreich/A, † ?), nach Wels bzw. Gmunden.
Robert Führer verbüßte 1859/60 in Garsten eine Freiheitsstrafe und nutzte diese Zeit zum Komponieren. Gilhofer, der auch als Verleger tätig war, wurde hier mit Führer bekannt und publizierte einige seiner Kompositionen.
Bruckner traf auf seinen Lehrerkollegen Gilhofer, als dieser in der Nachfolge Karl Ebmers ab 1852 die Stelle des 2. Schulgehilfen in St. Florian erhielt (Zamazal 2005, S. 33). Im Vorfeld zum 1. Oberösterreichisch-Salzburgischen Sängerbundesfest in Linz (Juni 1865) komponierte Gilhofer – wie auch Bruckner (Germanenzug) und Rudolf Weinwurm (Germania) – für den Kompositionswettbewerb einen Männerchor mit dem Titel Der Alpensöhne Heimkehr (Text: Wenzel Wenhart [1834–1912]) und gehörte gleichzeitig neben Hans Schläger, Karl Seiberl, Anton M. Storch, Alois Weinwurm u. a., der Jury an, die über die aufzuführenden Gesamtchöre zu entscheiden hatte (Linzer Tages-Post 31.5.1865, S. 3). Bei seinem ehemaligen Kollegen erkundigte sich Bruckner 1866 über die 18-jährige Henriette Reiter (Frauen) und beauftragte seinen Freund R. Weinwurm, weitere Informationen über „ihre pecunären Verhältnisse […] bei Leuten aus der Nachbarschaft, beim Bezirksamte“ zu erkunden (Briefe I, 660830).
Werke
- Männerchöre
- Orgelwerke
- (Hg.), Sammlung klassischer Orgelstücke als Praeludien, Andante, Adagio, Versetten, Fugen etc. o. O. o. J.
Schriften
- Das Büchlein von der Geige. Geschichte und Charakteristik der Violine. Nebst einer gründlichen Anweisung, wie sich jeder Spieler selbst sein Instrument verbessern und in gutem Zustande erhalten könne. Wien–Leipzig 1857
Literatur
- Erstes Sängerbundes-Fest für Oberösterreich und Salzburg am 4., 5. und 6. Juni 1865 in Linz, in: [Linzer] Tages-Post 31.5.1865, S. 3
- Todesfälle, in: [Linzer] Tages-Post 2.2.1894, S. 6
- Franz Zamazal, Bruckner als Volksschullehrer in St. Florian. Anmerkungen zum Schulwesen und zur Lehrerschaft, in: Bruckner-Tagung 2005Theophil Antonicek/Andreas Lindner/Klaus Petermayr (Hg.), Bruckner-Tagung St. Florian 2005. Der junge Bruckner. Stift St. Florian, 15.–18. September 2005. Bericht (Bruckner-Vorträge). Wien 2008, S. 27–35
- Briefe IAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. I. 1852–1886 (NGA XXIV/1). 2., rev. und verbesserte Aufl. Wien 2009
- Franz Zamazal, Josef Gilhofer – ein Lehrerkollege Anton Bruckners, in: Bruckner-Symposion 2010Theophil Antonicek/Andreas Lindner/Klaus Petermayr (Hg.), Bruckner-Symposion. Ergebnisse und Desiderata. Anton Bruckner und Oberösterreich in der Musikforschung. Brucknerhaus Linz, 16.–18. September 2010. Bericht. Linz 2013, S. 69–132
- Martin L. Fiala, „Hoch! Hoch! Hoch der Verein!“ Anton Bruckners Ehrenmitgliedschaft in zwei Steyrer Männerchören, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2011–2014, S. 45–61
- ABCD
- Taufbuch-Duplikat 1826 der Pfarre Kirchberg bei Linz, pag. 8
- Trauungsbuch-Duplikat 1854 der Pfarre Asten, [pag. 4]
- Taufbuch-Duplikat 1862 der Stadtpfarre Wels, pag. 17
- Taufbuch-Duplikat 1863 der Pfarre St. Michael (Vorstadtpfarre) in Steyr, pag. 12
- Trauungsbuch-Duplikat 1888 der Stadtpfarre Wels, [pag. 8]