Führer, Robert (Johann Nepomuk)

* 2.6.1807 Prag/Böhmen (Praha/CZ), † 28.11.1861 Wien/A. Organist, Komponist.

1817–1824 Ausbildung bei Johann Wittassek (1770–1839), ab 1823 Organist am Prager Veitsdom, ab 1830 Organist an der Stiftskirche des Prämonstratenserstifts Strahov sowie Lehrer an der neu gegründeten Orgelschule in Prag, 1839–1845 Domkapellmeister. Nach Verlust dieses Postens (u. a. wegen Veruntreuung) begann ein unstetes Wanderleben, er wirkte 1846–1849 als Aushilfsorganist und Vizedirektor des Theaterorchesters in Salzburg, dann u. a. in Bayern (Verurteilung wegen Betrugs), 1853–1855 als Organist in Gmunden, kam auch nach St. Florian, war nach weiteren Betrügereien an verschiedenen oberösterreichischen Orten 1857–1859 Organist in Ried im Innkreis. Nach erneuter Verurteilung und Haft in Garsten ging er im August 1860 schließlich nach Wien, wo er bald darauf völlig verarmt starb. Führer war ein weithin bekannter Organist und ein für seine eher kurze Lebenszeit unglaublich fruchtbarer, „Gebrauchsmusik“ schreibender Kirchenkomponist.

Max Auer (Göll.-A. 2/1, S. 108f.) vermutete, dass Korrekturen auf dem Autograf von Bruckners 1844/45 komponiertem Tantum ergo (WAB 43), die August Göllerich als aus späterer Zeit und von Bruckners Linzer Lehrer Otto Kitzler stammend beschrieben hatte, von Führer eingetragen worden sein könnten. Leopold Nowak konnte sie jedoch durch Schriftvergleich dem Stiftsorganisten von Seitenstetten, Joseph Anton Pfeiffer, zuordnen.

Führer soll Bruckner um 1854/55 aber tatsächlich – wie dieser sich 1888 in einer Universitätsvorlesung erinnerte – „verschiedene Aufgab‘n g‘stellt“ haben. „Der Führer aba hat’s ausg’strichen und i hab‘ mi unbändi g’ärgert!“ (Göll.-A. 2/1, S. 184). Führer soll Bruckner auch empfohlen haben, zu Simon Sechter nach Wien zu gehen. Dem jungen Hilfslehrer und Organistenkollegen bestätigte Führer jedenfalls in einem Zeugnis vom 27.4.1855 u. a. „eine gründliche und umfassende Kenntniß in der Harmonie und im Kontrapunkte“ und zählte ihn „zu den talentreichsten, fleißigsten und geübtesten Orgelspielern unserer Zeit“ (Göll.-A. 2/1, S. 185, vgl. Dom- und Stadtpfarrorganist, Dokumente, S. 44). Als es Ende 1855 um die Nachfolge des Linzer Dom- und Stadtpfarrorganisten Wenzel Pranghofers ging, bei der Bruckner Favorit war, zeigte sich Führer, der aufgrund seines nicht einwandfreien Lebenswandels sicherlich nicht in Betracht kam, in einem vermutlich an Ignaz Traumihler gerichteten langen Brief (Briefe I, 551216) in teils larmoyantem, teils selbstbewusstem Ton allerdings als schlechter „Verlierer“. So versuchte er, Bruckner zu verleumden, sich gleichzeitig aber um dessen frei werdenden St. Florianer Posten zu bewerben, für den aber schon Josef Seiberl vorgesehen war.

Auch als Bruckner Anfang September 1856 während der Mozart-Zentenarfeier im Salzburger Dom Orgel spielte, hatte der zuhörende Führer manches daran auszusetzen. Ein ad hoc angesetztes „Wettspiel“ zwischen beiden zeigte den Gegensatz zwischen dem das frei zu bearbeitende Thema „sehr ruhig und kurz“ variierenden Führer und dem mit „allen Registern“ arbeitenden, mit einer „großartigen Fuge“ schließenden Bruckner. Trotzdem war das Urteil unter den Hörern „ein sehr geteiltes“ (Göll.-A. 3/1, S. 23).

Werke
  • Oratorium Christus im Leiden und im Tode
  • ca. 100 Messen
  • zahlreiche weitere Kirchengesänge
  • Orgelwerke
  • Der Land-Organist. Ein praktisches Präludir-Buch für minder geübte Orgelspieler. Ried im Innkreis [ca. 1860]
  • Handbuch für den Praktischen Organisten-Dienst bestehend in belehrenden und leicht fasslichen Abhandlungen über die einzelnen Zweige des Orgelspieles, und als Hilfsmittel für alle Fälle dieses Geschäftes, vorzüglich zum Gebrauche für Anfänger oder minder Geübte. Augsburg 1880
Schriften
  • Die Tonleitern der Griechen auf das fünfzeilige Notensystem. Prag 1847
Literatur

UWE HARTEN, KLAUS PETERMAYR

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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Führer, Robert (Johann Nepomuk): 12963414X

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