Epstein, Julius
* 7.8.1832 Agram/Kroatien-Slawonien (Zagreb/HR), † 2.3.1926 Wien/A. Pianist und Musikpädagoge.
Seit 1850 in Wien Privatschüler von Anton Halm (1789–1872, Klavier) und Johann Rufinatscha (1812–1893, Komposition), lebte dort bis 1867 als freischaffender Künstler. 1867–1901 wirkte er als hochgeachteter Klavierlehrer am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Schüler: Gustav Mahler, Ignaz Brüll [1846–1907], Franz und Josef Schalk u. a.). Mitarbeiter bei der Gesamtausgabe der Werke Franz Schuberts.
Epstein war einer der wenigen Professoren am Konservatorium, der dem Kollegen Bruckner mit Freundschaft begegnete und von dessen Musik er begeistert war, obwohl er zum Freundeskreis von Johannes Brahms gehörte. Auf dessen Frage, was Epstein an Bruckner so bewundere, soll er laut August Göllerich/Max Auer geantwortet haben: „Die Urkraft seiner Erfindung […] und seine bewundernswerte Phantasie.“ (Göll.-A. 4/3, S. 555f.). So verwundert es nicht, dass er den 1878 von Mahler (evtl. unter Mitarbeit von Rudolf Krzyzanowski) hergestellten vierhändigen Klavierauszug (Bearbeitungen) der Dritten Symphonie redigierte, der – von den Bearbeitern selbst gespielt – von einem anderen Brahms-Freund, Karl Goldmark, immerhin „wohlwollend reserviert“ (Göll.-A. 4/1, S. 482) zu Kenntnis genommen wurde. Doch hat Epstein offenbar nichts gegen die Entwicklung einer 1879 von ihm begründeten, auch von Brahms oft besuchten geselligen Runde von einigen Wiener Musikern zum als „Hochburg der Bruckner-Gegnerschaft“ (Göll.-A. 4/2, S. 395) bezeichneten Wiener Tonkünstlerverein unternehmen können. – In dem Konzert vom 20.2.1876, auf dessen Programm auch die zweite Wiener Aufführung der Zweiten Symphonie – unter Bruckners Leitung – stand, wirkte Epstein bei Ludwig van Beethovens Tripelkonzert op. 56 mit. Der Kontakt Bruckners zur Familie Kralik war im Mai 1876 auf Empfehlung Epsteins zustande gekommen. Im Juli 1877 war dieser u. a. neben Bruckner Jurymitglied beim „Concurs für gesanglich-dramatische Darstellung der Opernschule“ des Konservatoriums. Im November 1894 trafen beide in einem Abonnementskonzert der Wiener Philharmoniker unter Hans Richter aufeinander, in dem Epstein das Es‑Dur-Klavierkonzert von Franz Liszt vor der Wiedergabe von Bruckners Zweiter Symphonie (der ersten Aufführung in den Philharmonischen Konzerten) spielte. Vermutlich Ende März 1896 machte Epstein zusammen mit Edvard Grieg (1843–1907) einen kurzen Besuch bei Bruckner. 1899 war er auch unter den zahlreichen Spendern für das im Wiener Stadtpark enthüllte Bruckner-Denkmal vertreten.
Werke
- Herausgeber und Bearbeiter von Klaviermusik François Couperins, Jean-Philippe Rameaus, Wolfgang Amadeus Mozarts, Ludwig van Beethovens, Felix Mendelssohn Bartholdys etc.
Literatur
- Heinrich Schuster, Julius Epstein. Ein tonkünstlerisches Charakterbild zu seinem 70. Geburtsfeste. Wien 1902
- -ron, Julius Epstein gestorben, in: Neues Wiener Journal 3.3.1926, S. 4
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/1–3
- Willi Kahl, Art. „Epstein, Julius“, in: MGG¹Friedrich Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 17 Bde. Kassel u. a. 1949–1986 3 (1954), Sp. 1457f.
- Maria Menczigar, Julius Epstein. Sein Leben und Wirken unter besonderer Erforschung seiner Beziehung zu Johannes Brahms. 3 Bde. Diss. Wien 1957
- ABCD
- Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Epstein, Familie“, in: www.musiklexikon.ac.at [23.7.2019]