Kabasta, Oswald (Joseph Johann)
* 29.12.1896 Mistelbach, Niederösterreich/A, † 6.2.1946 Kufstein, Tirol/A. Dirigent.
Sohn des Regens chori Josef Kabasta (1861–1907) und dessen Frau Stefanie Maria (1876–?). Nach Studium an der Wiener Musikakademie (1913–1916) bei Ferdinand Löwe und Joseph Marx (1882–1964) sowie als Privatschüler von Franz Schmidt begann Kabasta seine Tätigkeit als Konzertdirigent mit verschiedenen österreichischen Orchestern. 1921 heiratete er in Klosterneuburg die Geigerin Rosa Josefa Bartonek (Partonek, * 2.9.1893 Wolfpassing, Niederösterreich/A, † 13.8.1946 Kufstein), die Anfang der 1920er Jahre in Wien und Niederösterreich immer wieder als Solistin – auch unter der Leitung ihres Mannes – auf der Bühne stand. Sie wirkte u. a. im Mai 1920 in Klosterneuburg bei einer Bruckner-Gedächtnisfeier des Augustiner-Chorherrn Vinzenz Oskar Ludwig (1875–1959) unter der Leitung von Vinzenz Goller mit (Neues Wiener Tagblatt 1.5.1920, S. 8).
1926 wurde Kabasta zum Generalmusikdirektor in Graz ernannt, 1930 zum leitenden Kapellmeister und Musikdirektor der österreichischen Radiostation RAVAG. Als Leiter der Dirigentenklasse an der Musikakademie, als Dirigent der Wiener Philharmoniker und Chefdirigent der Wiener Symphoniker, ebenso als Rundfunk-Dirigent erreichte er eine hohe Position im österreichischen Musikleben. In den NS‑Jahren (Nationalsozialismus) gelangte er zum Höhepunkt seiner Laufbahn (Parteimitglied seit 1938). 1938 wurde er zum Generalmusikdirektor in München und zum Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker ernannt. 1945 erhielt er Berufsverbot, im darauffolgenden Jahr beging er Selbstmord.
Kabasta leitete zahlreiche Uraufführungen zeitgenössischer Werke, darunter die Alpensymphonie von Richard Strauss (1927) und mehrere Werke seines einstigen Lehrers F. Schmidt (Vierte Symphonie, Das Buch mit sieben Siegeln).
Kabastas Name ist mit seinem Wirken für Bruckner aufs Engste verbunden. Beim 7. Brucknerfest der Internationalen Bruckner-Gesellschaft 1936 führte er mit den Wiener Symphonikern die Erstfassungen (Fassungen) der Vierten und Neunten auf, am 12.11.1939 brachte er die Originalfassung der Achten mit den Münchener Philharmonikern zur Uraufführung. Bei zahlreichen Brucknerfesten trat er in führender Position in Erscheinung. Kabastas Interpretationen sind auf zahlreichen Tonaufnahmen dokumentiert. Seine Aufnahmen der Vierten, Siebenten und Neunten mit den Münchener Philharmonikern (1942/43) besitzen bis heute hohen Rang in der Bruckner-Diskografie. An Kabasta schätzte man v. a. die eminente Sorgfalt der Wiedergabe. Er galt als Dirigent, der sich von allem „Spektakulären“ fernhielt.
Werke
- Bühnenwerke (u. a. Rosentraum)
- Kammermusik
- Klavierwerke
Schriften
- Mein Weg zu Bruckner und den Originalfassungen. Manuskript o. J. (ÖNB-MS, F60.BRGA.178)
- Originalfassung oder Erstdruck, in: Neues Wiener Journal 11.10.1936, S. 28
Literatur
- Neues Wiener Tagblatt 1.5.1920, S. 8
- Engelbert Manfred Exl/Michael Nagy (Hg.), „... mögen sie meiner still gedenken“. Die Beiträge zum Oswald Kabasta-Symposion in Mistelbach vom 23. bis 25. September 1994. Wien 1995
- Engelbert M. Exl (Hg.), Musik soll nicht bloß tönen, sie muß leben. Die Beiträge zum 2. Internationalen Oswald Kabasta-Symposion vom 16. bis 19. Mai 1996 in Mistelbach. Graz 1998
- Walter Kreyszig, Art. „Kabasta, Oswald Joseph Johann“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 9 (2003), Sp. 1329ff.
- Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Auprès des Zombry ²2009 [CD-ROM], S. 3756–3761
- Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Kabasta, Oswald“, in: www.musiklexikon.ac.at [18.2.2019]
- Taufbuch 1893–1901 der Pfarre St. Andrä/Hagenthale, fol. 15
- Taufbuch 1895–1898 der Pfarre Mistelbach, fol. 75