Instrumente Bruckners

Anton Bruckner besaß (zumindest) vier Musikinstrumente: eine Violine, ein Clavichord, einen Hammerflügel und ein Harmonium.

Wie nahezu alle Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts war auch Bruckner mit der musikalischen Idiomatik der Geige als wichtigstes Orchesterinstrument vertraut (u. a. sind heute noch Streichinstrumente der folgenden Komponisten erhalten: Leopold Mozart [1719–1787], Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Joseph Lanner [1801–1843], Niccolò Paganini [1782–1840]). Er verwendete außerdem das für die Komponisten des Barock und der Klassik unerlässliche Clavichord (W. A. Mozart, Ignaz Assmayr, Joseph Leopold Eybler, Adalbert Gyrowetz [1763–1850]) als Komponierbehelf. Dies geschah in einer Zeit, in der sich die meisten Tonschöpfer (Beethoven, Franz Schubert, Johannes Brahms, Robert Schumann, Hugo Wolf, Gustav Mahler) nur mehr des Hammerflügels bedienten. Die Klangerzeugung des Harmoniums (Franz Liszt) kam dagegen Bruckner bei der Imitation der Bläserstimmen wohl sehr entgegen. Es war als Tasteninstrument mit Zungenstimmen dem Hauptinstrument Bruckners, der Orgel, am ähnlichsten.

Violine

  • Josef Pauli, Linz 1734
  • Druckzettel: „Josephus Pauli me fecit / Linci 1734“ (die letzten zwei Ziffern handschriftlich)
  • Decke und Boden zweiteilig; rötlich brauner Lack; originaler, hochgesetzter Hals; nicht mehr originale Wirbel in nicht ausgebüchsten Wirbellöchern; Sattel, Griffbrett, Saitenhalter und Steg 20. Jahrhundert
  • Corpuslänge 36,3 cm; obere Breite 16,4 cm; mittlere Breite 11,1 cm; untere Breite 36,3 cm; Deckenmensur 19,7 cm; Gesamtlänge 60 cm; schwingende Saitenlänge 32,2 cm
  • Marktgemeinde Kronstorf

Die Marktgemeinde Kronstorf besitzt diese von Josef Pauli (1769–1846) in Linz im Jahre 1734 gebaute Violine, die im „Kronstorfer Brucknerzimmer“ (Gedenkstätten) ausgestellt ist. Die Geige wurde 1989 aus Kronstorfer Privatbesitz erworben. Franziska Steinleithner (1901–1985) erzählte, dass sie diese Violine von ihren Eltern übernommen habe. Ihr Vater, Josef Lehofer, erhielt sie wiederum von seinem Vater, Franz Seraph Lehofer, der während Bruckners Kronstorfer Lehrgehilfentätigkeit in den Jahren 1843–1845 dort Schulmeister war. Laut Familienüberlieferung war die Geige ein Pfand, das Bruckner für den Betrag von 3 Gulden bei F. S. Lehofer eingesetzt, aber nicht mehr ausgelöst hatte.

Gebundenes Clavichord

  • Österreich, Ende 18. oder Anfang 19. Jahrhundert
  • Gehäuse aus Hartholz, Unterboden aus Weichholz, Untertasten mit Zwetschgenholz, Obertasten mit Bein belegt; Umfang C–f3 (4 ½ Oktaven, chromatisch); Tangenten aus Messingblech; doppelchöriger Bezug mit Eisensaiten
  • Länge 110,6 cm; Breite 34,5 cm; Zargenhöhe 8 cm; Stichmaß 48,2 cm; c2 = 24,4 cm
  • OÖ. Landesmuseum Linz, Inv.Nr. Mu 227

In Bruckners Geburtshaus (Gedenkstätten) in Ansfelden wird das hier beschriebene Clavichord gezeigt, das zum Inventar des OÖ. Landesmuseums gehört. Das Instrument wurde im Jahr 1977 aus dem Besitz von Paula Sücka aus Tragwein angekauft. Franz Sücka, ein Vorfahre der Verkäuferin, stand in Windhaag bei Freistadt mit Bruckner in Verbindung, wo dieser das Clavichord benützte. Wahrscheinlich ist es mit dem in der Literatur angegebenen „Spinett“ identisch, das F. Sücka für Bruckner kaufte und das seitdem in dieser Familie blieb.

Hammerflügel

  • Ignaz Bösendorfer, Wien, kurz nach 1845
  • Eingelegte Metallinschrift: „Bösendorfer, Wien, Kaiserl. Königl. Hof Piano‘s Verfertiger“
  • Nussbaumfurnier; Klaviaturumfang A2–a4 (7 Oktaven); Opusnummer 1493
  • Länge 219 cm; Breite 137 cm; Höhe 93 cm
  • Bruckner-Gedenkräume (Gedenkstätten) des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Florian

In den Bruckner-Gedenkräumen des Stiftes St. Florian wird ein Bösendorfer-Flügel gezeigt, den Bruckner in Linz und Wien benützte. Bruckner erbte dieses Klavier von seinem Freund Franz Sailer, Gerichtsaktuar und Hofschreiber des Stiftes St. Florian, als dieser 1848 starb. Nach Bruckners Tod gelangte das Instrument zunächst zu dessen Großnichte Laura Hueber in Vöcklabruck, von wo es auf Initiative von Ignaz Bruckner in das Stift überstellt wurde.

Harmonium

  • Ph. J. Trayser u. Co., Stuttgart, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
  • Glasschild: „B. Kohn u. C[ompan]ie Harmoniumfabrik / Prag u. Stuttgart“
  • Gehäuse: außen: Eiche, schwarz gebeizt; innen: Nuß, Palisander, Esche
  • Tasten aus Elfenbein und Ebenholz; 2 Manuale C–c4 (5 Oktaven)
  • 15 Registerknöpfe: 4 Basson; 3 Clarion; 2 Bourdon; 1 Cor anglais; Pedal 16f.; Pedal Coppel; G Grand Jeu; Manual Coppel; Pedal 8f.; 1 Flöte; 2 Clarinette; 3 Flageolet; 4 Hautbois; Forte
  • Maße (Deckel geschlossen ohne Pedal): Länge 145 cm; Breite 95 cm; Höhe 117 cm
  • Bruckner-Gedenkräume des Chorherrenstiftes St. Florian

Ebenfalls in den Bruckner-Gedenkräumen des Stiftes St. Florian ist das zweimanualige Harmonium ausgestellt. Dieses Instrument wurde von den Erben Leopold Schrötters von Kristelli dem Stift geschenkt. Schrötter hatte Bruckner seit 1893 intensiv behandelt und noch vor dessen Tod das Harmonium von seinem Patienten als Geschenk erhalten. Er ließ es bei der Firma Teofil Kotykiewicz (1849–1920) reparieren und erweitern (Pedalklaviatur und elektrisches Gebläse).

Literatur
  • Paul de Wit, Internationales Adressbuch der gesammten Musikinstrumenten-Branche […]. Leipzig 1886
  • Paul de Wit, Weltadressbuch der gesammten Musikinstrumenten-Industrie. Leipzig 1893
  • Willibald Leo Frh. von Lütgendorff, Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart 2. Frankfurt am Main 1922, S. 372, Zettel Nr. 621
  • Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 1, S. 129, 137f., 167f., 191f., 194ff., 216ff., 2/1, S. 67f., 333ff.
  • Florian Födermayr, Vom Pflug ins Parlament. Lebenserinnerungen eines oberösterreichischen Bauern. Braunau/Inn 1954, S. 6ff.
  • Victor Luithlen/Kurt Wegerer, Katalog der Sammlung alter Musikinstrumente 1. Saitenklaviere (Führer durch das Kunsthistorische Museum 14). Wien 1966, S. 8ff., 35f., 49f., 61, 67f., 74ff., 89–92
  • Bruckner. Musik und LebenLeopold Nowak, Anton Bruckner. Musik und Leben. Linz 1973, S. 51, 55f., 74f.
  • Bob Pierce, Pierce Piano Atlas. Long Beach 1976, S. 40
  • Klaus Gernhardt/Hubert Henkel/Winfried Schrammek, Orgelinstrumente, Harmoniums (Katalog/Musikinstrumenten-Museum der Karl-Marx-Universität Leipzig 6). Leipzig 1983, S. 138
  • Walter Hamma, Geigenbauer der deutschen Schule des 17. bis 19. Jahrhunderts. Bd. 2. Tutzing 1986, S. 105f., Zettel: S. 106, Nr. 28 a, b
  • Veronika Birke/Rotraud Bauer, Die Kunstsammlungen des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Florian (Österreichische Kunsttopographie 48). Wien 1988, S. 280
  • Gottfried Kraus (Hg.), Musik in Österreich. Eine Chronik in Daten, Dokumenten, Essays und Bildern. Klassische Musik, Oper, Operette, Volksmusik, Unterhaltungsmusik, Avantgardemusik, Komponisten, Dirigenten, Virtuosen, Sänger, Musikstätten, Festspiele, Instrumentenbau. Wien 1989, S. 210
  • Edward Neill, Niccolò Paganini. München–Leipzig 1990, S. 353ff.
  • Gerhard Stradner, Die Klangwelt Mozarts. Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums, 28. April bis 27. Oktober 1991. Ausstellungskatalog. Wien 1991, S. 2–37, 73–78, 194f., 238
  • Alfons Huber, Der österreichische Klavierbau im 18. Jahrhundert, in: Gerhard Stradner (Hg.), Die Klangwelt Mozarts. Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums, 28. April bis 27. Oktober 1991. Ausstellungskatalog. Wien 1991, S. 47–72
  • Alfons Huber, Instrumentenbau, in: Gernot Gruber (Hg.), Musikgeschichte Österreichs. Bd. 2. Vom Barock zum Vormärz. Wien 1995, S. 65ff., 207–214, 335f.
  • Manfred Wagner, Anton Bruckner. Sein Werk – sein Leben (Musikportraits 1). Wien 1995
  • Franz Haselböck, Das Romantische Harmonium (Da Camera Magna SM 93001) ca. 1973

GERHARD STRADNER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 13.9.2017

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