Boston

Größte Stadt in Neuengland und Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts an der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika. Standort der Harvard University, 1881 Gründung des Boston Symphony Orchestra, 1900 Bau der Symphony Hall, Sitz eines katholischen Erzbistums. 1880: 362.839 EW; 2017: ca. 685.000 EW.

Bereits 1885 sprach Bruckner in Kremsmünster von einer geplanten Aufführung in Boston (Göll.-A. 4/2, S. 345).

Am 23.11.1886 wurde das Adagio aus dem Streichquintett in F-Dur in der Chickering Hall in Boston durch das Kneisel Quartett, dem ersten professionellen Streichquartett Amerikas, aufgeführt: Die 1. Violine spielte der aus Bukarest (București/RO) gebürtige Franz Kneisel (1865–1926), der u. a. 1879 bei Joseph Hellmesberger in Wien studierte und seit 1885 Konzertmeister des Boston Symphony Orchestra war. Der 2. Violinist Emanuel Fiedler (1858–1944) aus Sambor (Sambir/UA) studierte bei Jakob Moritz Grün (1837–1916) in Wien. Louis Svečenski (1862–1926) aus Esseg (Osijek/HR), der 1. Bratschist, studierte in Agram (Zagreb/HR) und in Wien ebenfalls bei J. M. Grün und Hellmesberger. Max Zach (1864–1921) aus Lemberg, der 2. Bratschist, studierte am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, u. a. bei Robert Fuchs und Franz Krenn. Cellist war der Niederländer Fritz Giese (1859–1896). Das Programmheft vermerkte zu dieser Aufführung: „None of Brückner‘s [sic!] music has been heard in Boston.“ Die mehrfach erwähnte Aufführung der Siebenten Symphonie unter Theodore Thomas (1835–1905) 1886 (u. a. Göll.-A. 4/4, S. 244) könnte vielleicht eine Verwechslung mit der Aufführung in Chicago sein.

Wilhelm Gericke, der 1884–1889 Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra war, führte am 4. und 5.2.1887 die Siebente Symphonie auf. Bruckner berichtete in seinen Briefen davon, u. a. an Hermann Levi (Briefe II, 870904). Anlässlich Bruckners Tod erschien am 12.10.1896 die kurze Notiz im Boston Globe: „Herr Bruckner, the celebrated musical composer, is dead.“ (zit. n. Betz, S. 168).

1898–1906 war Gericke wieder als Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra engagiert und dirigierte am 10. und 11.2.1899 die Vierte (Fassung 1880), am 8. und 9.3.1901 die Dritte und am 31.3. und 2.4.1904 die Neunte Symphonie (in der Edition von Ferdinand Löwe). Seine Nachfolger Karl Muck (1. und 2.11.1907 Neunte) und Max Fiedler ([1859–1939]; 12. und 13.3.1909 Achte) führten die Bruckner-Tradition weiter. Die erste Gesamtaufführung des Streichquintetts in F-Dur fand am 31.10.1916 statt (Danek, S. 303).

Auch im 20. und 21. Jahrhundert ist Bruckner ein wichtiger Bestandteil des Repertoires des Boston Symphony Orchestra, unter Dirigenten wie Serge Koussevitzky (1874–1951), Seiji Ozawa (* 1935), Bernard Haitink, Kurt Masur und dem derzeitigen Leiter Andris Nelsons. Die Houghton Library der Harvard University verwahrt zwei Briefe Bruckners an Gericke (Briefe II, 920521, 920818/2).

Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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