Krauss, Clemens (Heinrich)

* 31.3.1893 Wien/A, † 16.5.1954 Mexico City/MEX. Dirigent.

Ab 1901 Sängerknabe der Hofmusikkapelle, ab 1907 Studium der Musiktheorie und Komposition bei Richard Heuberger und Hermann Grädener (1844–1929) sowie Klavier bei Hugo Reinhold (1854–1935) an der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien (vormals Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien). Krauss debütierte als Chorleiter in Brünn und gelangte danach über Riga, Nürnberg, Stettin (Szczecin/PL) nach Graz, wo er eine Position als 1. Kapellmeister erhielt. Bereits zu dieser Zeit dirigierte er häufig an der Wiener Staatsoper und übernahm die Dirigentenklasse an der Wiener Musikakademie. 1924 wurde er Intendant in Frankfurt am Main, 1929 Direktor der Wiener Staatsoper. Krauss bereitete diesem Haus mit exzellenten Wolfgang Amadeus Mozart‑ und Richard Strauss-Aufführungen eine Glanzperiode. 1934 verließ er Wien und übernahm 1935 als Nachfolger Wilhelm Furtwänglers die Direktion der Berliner Staatsoper. 1937 wurde er in München zum Generalmusikdirektor und zum Direktor der dortigen Staatsoper ernannt. Als Mitläufer des NS‑Regimes (Nationalsozialismus) und Günstling Adolf Hitlers war er nach 1945 zunächst mit einem Auftrittsverbot belegt, setzte aber ab 1947 seine Tätigkeit als einer der wichtigsten Dirigenten seiner Epoche fort. Bei den Festspielen in Salzburg und Bayreuth zeichnete er sich als exzellenter Konzert‑ und Operndirigent aus.

Krauss verkörperte wie kaum ein anderer die „wienerische Note“ des Musizierens. Die Eleganz und Geschmeidigkeit seiner Orchesterleitung kam sowohl der klassischen und romantischen wie auch der neueren Musik zugute. Mit R. Strauss, der seine Kunst sehr schätzte, stand er in freundschaftlichem Verhältnis. Eine besondere Vorliebe zeigte er auch für die Musik von Johann Strauss, die er in den Neujahrskonzerten (1939, 1941–1945, 1948–1954) der Wiener Philharmoniker zu vielbewunderter Wiedergabe brachte. Als Dirigent dieses Orchesters hat er oftmals auch die Symphonien Bruckners aufgeführt, die unter seiner subtilen Leitung in ungewohnter Transparenz und in höchster orchestraler Farbenpracht erklangen.

Schriften
  • (gem. mit Stefan Zweig/Joseph Gregor/Richard Strauss), Capriccio (Libretto)
Literatur

CLEMENS HÖSLINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 20.9.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Neue Zeitschrift für Musik 106 (1939) H. 8, S. 824/3

Normdaten (GND)

Krauss, Clemens (Heinrich): 11871578X

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft