Schmidinger, Familie

Kajetan (I): * 30.10.1843 Großtraberg, Oberösterreich/A, † 9.4.1925 (Bad) Leonfelden, Oberösterreich/A. Lehrer, Gastwirt, Organist.

Als Sohn eines Gastwirts und Bäckermeisters begann Schmidinger ca. 1859 eine Lehrerausbildung an der Linzer Präparandie. Da der Zugang musiktheoretische wie -praktische Grundkenntnisse voraussetzte, ist davon auszugehen, dass Schmidinger bereits in der Jugend im Orgelspiel unterrichtet wurde. Nach absolviertem Lehrgang (1860) folgten Anstellungen als Unterlehrer in Oberneukirchen sowie ab 1867 in Grieskirchen. Nach kurzzeitiger Versetzung nach Meggenhofen wurde Schmidinger 1871 in Leonfelden (weiterhin als Unterlehrer) angestellt. Ab 1874 übernahm er den Orgel- und Chordienst an der dortigen Pfarrkirche. Für seine 40-jährige Dienstzeit erhielt er eine Auszeichnung und feierte 1924 noch sein 50-jähriges Jubiläum. Im Dezember 1924 legte er nach gesundheitlichen Problemen sein Amt nieder. In Leonfelden sowie in der nahegelegenen Gemeinde Stiftung war Schmidinger in weiteren Vereinen eingebunden, so u. a. in der ortsansässigen Freiwilligen Feuerwehr, dem Bienenzuchtverein sowie dem Liederkranz Leonfelden. Später gab er den Lehrerberuf auf und betrieb ein Gasthaus in Leonfelden. 1900–ca. 1920 verschiedene Aufführungen mit der Musikkapelle des Jugendhortes des Katholischen Arbeitervereins in Leonfelden.

Anekdotenhaft schildert Schmidinger gegenüber Göllerich-Auer seine Begegnung mit Bruckner: Während seiner Ausbildung an der Linzer Präparandie im Schuljahr 1859/60 wurden die jahrgangsbesten Musiker des Präparandenkurses von Bruckner zu einer Besichtigung der St. Florianer Orgel eingeladen. Schmidinger berichtet weiter, dass er für Bruckner Wechselkleidung tragen musste, da Bruckner „beim Gehen schon sehr schwitzte; aber beim Orgelspiel […] der Schweiß von seinem Gesichte herab[floß]“ (Göll.-A, 2/1, S. 247). Nach Bruckners eigenem Spiel, das in stereotyper Weise von den Rezipienten mystifiziert wird, durften auch die Präparanden ein vorbereitetes Stück vorspielen. Schmidinger wählte für dieses Vorspiel eine Fuge von Robert Führer. Gemäß dem Bericht war Bruckner auch weiter an Schmidingers Berufslaufbahn interessiert und lud ihn zu sich ein. Weitere Begegnungen der beiden sind bisher nicht dokumentiert.

Literatur

Sein Sohn
Kajetan (II; Cajetanus): * 7.8.1876 (Bad) Leonfelden, Oberösterreich/A, † 4.7.1948 Traun, Oberösterreich/A. Schuldirektor, Komponist, Organist.

Nach erstem Musikunterricht vermutlich bei seinem Vater in Klavier und Orgel, wirkte er bereits in seiner Jugend bei musikalischen Veranstaltungen als Klavierbegleiter mit. 1895 absolvierte er die staatliche Lehrerbildungsanstalt (ehemals Präparandie) in Linz. Es folgte eine Anstellung als Lehrer in (Bad) Leonfelden sowie ab 1896 die Versetzung nach Traun.

Vermutlich bereits kurz nach der Übersiedlung wird Schmidinger im ortsansässigen Gesangverein der Liedertafel Traun aktiv, welchen er 1908–1926 sowie nach Unterbrechung bis 1938 als Vereinschormeister (Ehrenchormeister ab ca. 1923) leitete. Neben seiner Position als Organist in der Trauner Pfarrkirche war Schmidinger an der Gründung des Trauner Kirchenchors beteiligt und leitete diesen vermutlich ab 1903. 1920 folgte die Ernennung zum Oberlehrer sowie 1924 zum Schuldirektor der Mädchenvolksschule in Traun. 1929 Gründung des Trauner Kinderchors. 1929–1934 war Schmidinger als zweiter Schriftführer Mitglied des Oberösterreichischen Chormeisterverbandes tätig. Nach der Pensionierung 1935 folgte die vermutlich kriegsbedingte Rückkehr als Direktor der Schule in Traun 1941/1942. 1935 erhielt Schmidinger das Österreichische Silberne Verdienstzeichen und wurde 1942 zum Ehrenbürger der Stadt Traun ernannt.

Als Dirigent trat er auch mit seinen eigenen Werken immer wieder an die Öffentlichkeit, vor allem seine C-Dur-Messe (UA 1927) erfreute sich besonderer Beliebtheit. Sein Sohn Kajetan Schmidinger (III; 1904–1997) wirkte als Tenorist in Salzburg bei einigen Aufführungen der C-Dur-Messe mit.

Wenngleich vermutlich in der Familie die oben angeführte Anekdote Kajetans (I) tradiert wurde, ist eine persönliche Bekanntschaft zwischen Kajetan (II) und Bruckner weder belegt noch wahrscheinlich. Jedoch scheint Schmidinger bereits ca. 1909 mit zahlreichen Personen aus dem Bruckner-Kreis bekannt gewesen zu sein, wenn beispielsweise bei dem von August Göllerich dirigierten Gründungsfestkonzert der Liedertafel „Frohsinn“ am 15.3.1909 neben einem Chor Schmidingers auch kleinere Kompositionen von Franz Gräflinger, Franz Neuhofer und Max Auer (alle drei wie auch Schmidinger beim Konzert anwesend) zur Aufführung gebracht wurden. Auf den 22.12.1913 datiert eine Abschrift des Tantum ergo (WAB 32) von Schmidinger, die daraufhin deutet, dass er mit Franz Xaver Bayer in Kontakt stand, der ihm die Komposition im August des Jahres mitgeteilt hatte. Schmidinger fertigte außerdem weitere Abschriften von folgenden Werken an: Das deutsche Lied, Herbstlied, Mitternacht, Vaterlandslied. Da sämtliche Abschriften einerseits Eintragungen Göllerichs sowie den Vermerk „[Franz] Brunner“ aufweisen – jedoch nicht die für die Göllerich-Auer-Biographie angefertigten Abschriften typische Transkription autographer Eintragungen beinhalten – und andererseits sämtlich Kompositionen für Männerchor wiedergeben werden, ist von einer Verwendung der Abschriften im Rahmen der Liedertafeln „Frohsinn“ oder Traun auszugehen.

Anlässlich der Zentenarfeier 1924 (Brucknerfeste und -feiern) sowie dem in Ansfelden stattfindenden Festkonzert zur Denkmalenthüllung (Gedenkstätten) am 18.5.1924 fertigte Schmidinger zwischen 2.–4.3.1924 eine Bearbeitung der Messe in C-Dur an, bei der er die Messe für gemischten Chor, Streichquintett, 2 Hörner und Orgel einrichtete. In der zugehörigen Abschrift (A-WEsa Inv.-Nr. 25346) beschreibt Schmidinger, dass die Einrichtung ursprünglich lediglich für gemischten Chor, Orgel und zwei Hörner angedacht war, jedoch aufgrund des schlechten Zustandes der Orgel in Ansfelden größere Abschnitte der Komposition auf ein Streichquintett übertragen werden mussten. Kajetan (II) widmete die Bearbeitung seinem Vater zum 50-jährigen Organisten-Jubiläum. Neben der Messe in C-Dur kamen bei dem von Schmidinger dirigierten Festkonzert auch die Chöre Trösterin Musik und Germanenzug zur Aufführung. Weitere Aufführung der Einrichtung Schmidingers folgten am 9.11.1924 in Windhaag unter der Leitung Karl Krejci (1900–?), am 7.12.1924 in Freistadt unter Karl Schallaböck (1896–1981) sowie am 19.12.1926 in Salzburg unter Joseph Messner (1893–1969). Möglicherweise im Zuge dieser Aufführung entstand zwischen Schmidinger und Messner die Idee, die Messe nochmals zu bearbeiten, um sie an den liturgischen Gebrauch anzupassen. Aufführungen der so entstandenen Schmidinger-Messner-Bearbeitung fanden am 14.8.1927 in Bad Leonfelden unter Schmidingers Leitung sowie am 15.8.1927 in München und am 28.8.1927 in Salzburg jeweils unter der Leitung Messners und am 8.4.1928 in der Domkirche Klagenfurt unter der Leitung Johannes Paul Kobecks (1891–1974) statt.

Eine weitere Bearbeitung – die Erweiterung des Männerchores Trösterin Musik um eine Bläserbegleitung – fertigte Schmidinger für das am 2.6.1929 stattfindende 12. Gau-Sängerkonzert im Linzer Volksgarten an. Eine Handschrift dieser Bearbeitung ist bisher nicht überliefert.

1924 wurde Schmidinger Ehrenmitglied im Bruckner Grabschutzbund (Bruckner-Gesellschaften).

Werke
  • Messen (u. a. Messe in C-Dur, Deutsche Messe, Messe Aus tiefer Not)
  • Chorwerke (u. a. Frühlingsluft, Mailied, In der Frühlingsnacht, Lied der Alpenmärker, Julinacht, Abendglocken)
  • Volksmusik
Literatur
  • Zeitschrift der oberösterreichischen Feuerwehren 1.2.1899, S. 3
  • Ostdeutsche Rundschau 18.3.1901, S. 3
  • Mühlviertler Nachrichten 4.4.1903, S. 11
  • [Linzer] Tages-Post 16.6.1903, S. 4
  • [Linzer] Tages-Post 16.6.1903, S. 8
  • [Linzer] Tages-Post 4.9.1908, S. 5
  • Linzer Volksblatt 16.3.1909, S. 6
  • [Linzer] Tages-Post 13.1.1912, S.
  • [Linzer] Tages-Post 26.11.1920, S. 2
  • [Linzer] Tages-Post 27.1.1924, S. 7
  • Linzer Volksblatt 16.5.1924, S. 5
  • [Linzer] Tages-Post 24.7.1924, S. 6
  • Linzer Volksblatt 6.11.1924, S. 4
  • [Linzer] Tages-Post 17.12.1924, S. 6
  • [Linzer] Tages-Post 12.7.1925, S. 5
  • Salzburger Volksblatt 18.12.1926, S. 7
  • Salzburger Chronik für Stadt und Land 23.12.1926, S. 7
  • [Linzer] Tages-Post 28.5.1927, S. 14
  • Mühlviertler Nachrichten 19.8.1927, S. 4
  • Salzburger Chronik für Stadt und Land 27.8.1927, S. 8
  • Linzer Volksblatt 3.1.1928, S. 8
  • Kärntner Tagblatt 11.4.1928, S. 5
  • Salzburger Volksblatt 5.5.1928, S. 8
  • [Linzer] Tages-Post 4.6.1929, S. 16
  • [Linzer] Tages-Post 27.9.1929, S. 4
  • [Linzer] Tages-Post 6.10.1929, S. 9
  • [Linzer] Tages-Post 19.3.1930, S. 5
  • [Linzer] Tages-Post 8.6.1932, S. 3
  • Mühlviertler Nachrichten 14.12.1934, S. 13
  • Mühlviertler Nachrichten 26.4.1935, S. 5
  • [Linzer] Tages-Post 1.7.1935, S. 3
  • Mühlviertler Nachrichten 26.2.1937, S. 5
  • Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/4, S. 74
  • Georg Heiligsetzer (Hg.), Traun in Geschichte und Gegenwart. Traun 1993
  • Taufbuch-Duplikat 1876 der Pfarre (Bad) Leonfelden, [pag. 9]
  • Trauungsbuch-Duplikat 1931 der Stadtpfarre Linz, [pag. 346]
  • www.traun.at [15.1.2022]
  • www.dioezese-linz.at [15.1.2022]

CLEMENS GUBSCH, EVELYN SZABO

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 15.1.2022

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Normdaten (GND)

Schmidinger, Kajetan (II; Cajetanus): 1108314929

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft