Beinum, Eduard (Alexander) van
* 3.9.1900 Arnheim/NL, † 13.4.1959 Amsterdam/NL. Pianist und Dirigent. Nach dem Musikstudium am Konservatorium von Amsterdam wirkte Beinum ab 1920 zunächst als Pianist. 1927 wurde er Kapellmeister der Haarlemhe Orkest Vereeniging (heute Noordhollands Philharmonisch Orkest). 1931 erhielt er die Berufung an das Concertgebouw Orkest in Amsterdam als 2. Dirigent; 1938 wurde er Chefdirigent und behielt diese Position bis an sein Lebensende. Er setzte die von Willem Mengelberg (1895–1945) begründete, v. a. der deutschen Spätromantik (Johannes Brahms, Bruckner, Gustav Mahler) zugewandte Tradition des Orchesters fort. Mit dem Concertgebouw Orkest unternahm er zahlreiche Konzertreisen in Europa und 1954 auch in die USA (Nordamerika). 1948–1950 übernahm er zudem die Leitung des London Philharmonic Orchestra und ab 1957 des Los Angeles Philharmonic.
Beinum verstand sich primär „als Vermittler zwischen Komponist und Publikum und vermied zu persönlich gefärbte Interpretationen.“ (Flothuis, Sp. 962). Sein Interesse galt besonders der Musik Bruckners und zeitgenössischer niederländischer Komponisten sowie in seinen späten Jahren zunehmend auch Mahlers.
Bei seinen Konzerten stellte er oftmals Werke Bruckners in den Mittelpunkt. Seine Interpretationen waren von gediegener Ernsthaftigkeit bestimmt und betonten den „spätromantischen“ Charakter der Musik. Er setzte sich für die Verwendung der Fassungen der Gesamtausgabe ein.
Als Dirigent des Concertgebouw Orkest brachte er fast alle Symphonien Bruckners (mit Ausnahme der Symphonie in f‑Moll, Zweiten und Sechsten), die Messe in e‑Moll, Messe in f‑Moll und das Te Deum zur Aufführung. Besonders häufig dirigierte er die Siebente und die Achte Symphonie. Am 30.9.1934 leitete er in Amsterdam die niederländische Erstaufführung der Symphonie in d‑Moll („Annullierte“). Mit dem Concertgebouw Orkest spielte er 1947 und 1953 die Siebente, 1952 die Vierte (2. Fassung, nach der Alten Gesamtausgabe), 1955 die Symphonie in d‑Moll und die Achte (nach der Mischfassung der Alten Gesamtausgabe von Robert Haas) sowie 1959 die Fünfte Symphonie (nach der Neuen Gesamtausgabe) ein, außerdem die Neunte Symphonie 1941 nach der Fassung der Alten Gesamtausgabe von Alfred Orel und 1956 nach der Fassung der Neuen Gesamtausgabe von Leopold Nowak.
Beinum gehörte dem Vorbereitungsausschuss des am 8.6.1934 gegründeten niederländischen Bruckner-Vereins (Nederlandse Bruckner Vereniging) und bis September 1934 deren vorläufigem Vorstand an. Für seine Verdienste um Bruckner wurde er mit der Medaille und der Ehrenmitgliedschaft der Nederlandse Bruckner Vereniging sowie der Ehrenmedaille der Internationalen Bruckner‑Gesellschaft ausgezeichnet.
Literatur
- Jan Goverts, Aus Holland, in: Bruckner-Blätter 6 (1934) H. 4, S. 4f.
- Eduard van Beinum, in: The Musical Times 100 (1959) H. 1396, S. 346
- Nico P. H. Steffen, Die Bruckner-Tradition des königlichen Concertgebouw-Orchesters – Teil 1, in: IBG‑MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 39 (Dezember 1992), S. 5–26
- Nico P. H. Steffen, Die Bruckner-Tradition des königlichen Concertgebouw-Orchesters – Teil 2, in: IBG‑MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 40 (Juni 1993), S. 5–26
- Marius Flothuis, Art. „Beinum, Eduard van“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 2 (1999), Sp. 962
- Arthur Jacobs/Charles Barber, Art. „Beinum, Eduard van“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 3 (2001), S. 152
- www.abruckner.com [8.1.2019]
- ABCD