Swarowsky, Hans
* 16.9.1899 Budapest/H, † 10.9.1975 Salzburg, Salzburg/A. Dirigent.
Klavierunterricht bei Moriz Rosenthal (1862–1946) und Eduard Steuermann (1892–1964). Ab 1919 studierte er drei Semester an der Universität Wien, u. a. bei Egon Wellesz, ab 1920 außerdem Privatunterricht bei Arnold Schönberg (1874–1951) und bis 1927 bei Anton Webern (1883–1945). Dirigieren lernte er bei Richard Strauss und Felix Weingartner. 1932 begann seine Dirigentenlaufbahn in Stuttgart, es folgten Gera, Hamburg, Berlin und 1937–1940 Zürich; anschließend (ohne offizielle Anstellung) Mitarbeiter bei Dirigierkursen von Clemens Krauss in Salzburg und Potsdam. September 1944 bis Jänner 1945 Generalmusikdirektor der Philharmonie des Generalgouvernements in Krakau (Kraków/PL). Nach dem Zweiten Weltkrieg entfaltete er eine reiche Tätigkeit als Kapellmeister an der Wiener Staats- und Volksoper, war 1946/47 Chefdirigent der Wiener Symphoniker und als Konzertdirigent und Professor an der Wiener Musikakademie tätig, wo er 1946–1975 (1961 o. Prof., 1970 Emeritierung, anschließend Lehrauftrag) als Lehrmeister zum Initiator zahlreicher, bedeutender Dirigenten-Karrieren wurde (u. a. Claudio Abbado, Jesús López Cobos, Constantin Floros, Theodor Guschlbauer, Mariss Jansons, Zubin Mehta, Giuseppe Sinopoli). Darüber hinaus gab er Meisterkurse in Brüssel, Nizza, den USA (Nordamerika), Brasilien, Wien und beim Carinthischen Sommer.
Als Konzertdirigent widmete sich Swarowsky mit besonderer Vorliebe dem Werk Gustav Mahlers, aber auch Bruckner fand in ihm einen kompetenten Interpreten. Die Wiener Symphoniker spielten im Rahmen des Wiener Brucknerfestes 1946 (Brucknerfeste und -feiern) unter seiner Leitung die Erste Symphonie. „Die Aufführung ragte durch große Präzision, feinste dynamische Abstimmung und durchsichtigste Gliederung hervor und verriet sorgfältigste, hingebungsvolle Probearbeit.“ (Österreichische Zeitung 18.10.1946, S. 5). Mit demselben Orchester waren in Wien 1947 die Dritte, 1961 die Siebente und 1973 im Verband mit dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien das Te Deum zu hören. 1959 vereinte er in einem Konzert mit dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich im Wiener Musikverein Werke von Franz Schubert (Ouvertüre im italienischen Stile D-Dur), Mahler (Lieder eines fahrenden Gesellen) und Bruckner (Siebente).
Schriften
- Persönliches von Richard Strauss, in: ÖMZÖsterreichische Musikzeitschrift. Wien 1946ff. 12 (1957) H. 4, S. 137–141, H. 5, S. 186–190
- Operndeutsch, in: ÖMZÖsterreichische Musikzeitschrift. Wien 1946ff. 14 (1959) H. 10, S. 417–420
- Giuseppe Verdi – eine geistige Macht, in: ÖMZÖsterreichische Musikzeitschrift. Wien 1946ff. 18 (1963) H. 10, S. 453–461
- Bemerkungen zur Interpretation der Schubert-Symphonien, in: ÖMZÖsterreichische Musikzeitschrift. Wien 1946ff. 27 (1972) H. 4, S. 186–193
- Johann Strauss – Inkarnation der Wiener Musik, in: ÖMZÖsterreichische Musikzeitschrift. Wien 1946ff. 30 (1975) H. 5/6, S. 242–256
- Manfred Huss (Hg.), Wahrung der Gestalt. Schriften über Werk und Wiedergabe, Stil und Interpretation in der Musik (U.E.26240). Wien 1979
- Übersetzungen von Opernlibretti
Literatur
- Friedrich Wildgans, Der erste Teil des Bruckner-Festes, in: Österreichische Zeitung 18.10.1946, S. 5
- Wilhelm Wodnansky, Wiener Bruckner-Festwochen 1946, in: Neue Zeit 6.11.1946, S. 2
- Art. „Swarowsky, Hans“, in: RiemannHugo Riemann, Musik-Lexikon (Riemann Musik Lexikon). 1.-12. Aufl. Mainz 1882-1975 1979, S. 564f.
- Rudolf Klein/R, Art. „Swarowsky, Hans“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 24 (2001), S. 758f.
- Martin Elste, Art. „Swarowsky, Hans, Johann“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 16 (2006), Sp. 337f.
- Erika Hitzler, „Ihr wärt gar nichts, wenn ihr den Mozart nicht hättet“. Der Dirigentenmacher Hans Swarowsky, in: Markus Grassl (Hg.), Österreichische Musikgeschichte der Nachkriegszeit. Wien 2006, S. 73–94
- Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Auprès des Zombry ²2009 [CD-ROM], S. 7613ff.
- Juri Giannini, Interpretation zwischen Praxis und Ästhetik. Hans Swarowsky als Übersetzer von Opernlibretti. Diss. Wien 2017
- Erika Hitzler, Art. „Swarowsky, Hans“, in: www.musiklexikon.ac.at [22.10.2019]
- Erika Horvath, Art. „Swarowsky, Hans (Johann) Josef Leopold“, in: www.deutsche-biographie.de [22.10.2019]
- www.abruckner.com/sitesearch/searchdiscographyd/default.htm?search=swarowsky [22.10.2019]
- www.demos.ac.at [22.10.2019]