Matačić, Lovro von

* 14.2.1899 Sušak/Kroatien-Slawonien (Rijeka/HR), † 4.1.1985 Zagreb/Jugoslawien (Zagreb/HR). Dirigent und Komponist.

War Mitglied der Wiener Sängerknaben, wurde von Ignaz Herbst (1877–1954), Franz Schalk und Oskar Nedbal (1874–1930) sowie an der Wiener Musikakademie (vormals Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien) musikalisch ausgebildet und begann seine Laufbahn 1915 als Korrepetitor in Köln. Nach Stationen in Jugoslawien und Lettland wirkte er 1933–1938 in Zagreb und seit 1938 wieder in Belgrad (Beograd/SRB), 1943–1945 auch in Wien als „kroatischer militärischer Oberkapellmeister“ (Tuksar). Nach dem Zweiten Weltkrieg von den Kommunisten bis 1954 mit Reiseverbot belegt, arbeitete er 1948–1954 in Skopje und Rijeka als Opern- und Orchesterdirigent; 1956–1958 Generalmusikdirektor der Sächsischen Staatskapelle Dresden, 1961–1966 an der Oper in Frankfurt am Main, 1967 Ehrendirigent des NHK-Sinfonieorchesters in Tokyo, 1970–1980 Chefdirigent der Zagreber Philharmonie, 1974–1979 auch Chefdirigent des Orchestre National de l‘Opéra de Monte Carlo. Matačić hatte 1928–1984 zahlreiche Gastauftritte bei den wichtigsten Orchestern (allein 1943–1983 bei den Wiener Symphonikern 30 Bruckner-Konzerte) und in den bedeutendsten Opernhäusern in Österreich, Deutschland, Italien, Belgien, Frankreich, Tschechoslowakei, Schweiz, England und Amerika. Sein Repertoire – auch slawische (inklusive kroatische) Kompositionen eingeschlossen – reichte von Musik des 16. bis zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts (über 170 Schallplatten hatte er aufgenommen), besondere Wertschätzung schenkte er dabei den Werken Bruckners. Tuksar bezeichnet ihn als einen „Musiker der ‚alten Schule‘, als Dirigent impulsiv, mit grandiosen Gesten und autoritativem Auftreten“, er sei aber auch „ein minuziöser Kenner der Partitur, und als Organisator ein Mensch von bedächtiger Strategie“ (www.musiklexikon.ac.at).

Matačić spielte Bruckner-Werke mit verschiedenen Orchestern (u. a. Budapester Philharmonisches Orchester, Wiener Symphoniker, Orchestra Sinfonica di Milano della RAI, Tschechische Philharmonie, Orchestre National de France, NHK-Sinfonieorchester, Slowenisches Philharmonisches Orchester, Staatskapelle Berlin, Zagreber Philharmonie) und z. T. mehrfach ein: Ouvertüre in g-Moll, Symphonie in d-Moll (Ausgabe von Josef Venantius von Wöss), Dritte (Fritz Wilhelm Paul Oeser), Vierte (Leopold Nowak bzw. Ferdinand Löwe), Fünfte (Nowak), Siebente (Robert Haas bzw. Nowak), Achte (Nowak), Neunte Symphonie (Nowak) sowie deren Finale-Skizzen (Alfred Orel), die in Gottfried von Einems (1918–1996) Werk Bruckner Dialog 1971 verwendet wurden (Hommagen und Widmungen an Bruckner). Dem Vorwurf Jägers (S. 259), dass Matačić (wie Hans Knappertsbusch) auf den Schalk-Löwe-Fassungen beharrte, ist hiermit zu widersprechen. Recht hat er mit dem Resumee, dass besonders Bruckners Werke „zu den Domänen dieses auf die Spontaneität vertrauenden“ Dirigenten gehörten. Für seine Verdienste erhielt er 1974 die Bruckner-Medaille der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, 1981 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie den Bruckner-Ring der Wiener Symphoniker.

1987 wurde die Lovro and Lilly Matačić Foundation gegründet mit dem Ziel, das Talent begabter junger Dirigenten in Kroatien und im Ausland zu fördern.

Werke
  • März 1. 1916 f. Sopran und Klavier (1917)
  • Szenenmusik (für William Shakespeares Macbeth, 1933, verloren; As You Like It, unvollständig; Jean Baptiste Molières Le Malade imaginaire, unvollständig)
  • Fünf Lieder nach Rainer Maria Rilke (1940)
  • Ouverture für Orchester (1951, unvollständig)
  • Konjuh planinom [Durch die Konjuh-Gebirge] für Chor und Orchester (1969?)
  • Balada konfrontacija/Simfonija konfrontacija [Ballade/Symphonie der Konfrontationen] für 2 Klaviere, Streicher und Schlagzeug (1978–1982)
Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 26.2.2020

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Normdaten (GND)

Matačić, Lovro von: 119542587

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