Horn, Camillo (Kamillo Andreas)

* 29.12.1860 Reichenberg/Böhmen (Liberec/CZ), † 3.9.1941 Wien/A. Komponist, Musikschriftsteller und ‑lehrer.

Zunächst Harfenistenausbildung in Prag – Angebote als Harfenist in Brüssel und Hamburg schlug er aus –, seit 15.11.1883 in Wien Privatschüler Bruckners, den er 1881 in Wels kennengelernt und ihm dort die Bekanntschaft mit Louise Hochleitner (Frauen), der Widmungsträgerin des Ave Maria (WAB 7), vermittelt hatte. 1884 fuhr Horn als einer von 17 Reisestipendiaten des Wiener Akademischen Wagner-Vereins gemeinsam mit Bruckner nach Bayreuth. 1890 war er Gründungs-Vorstandsmitglied (Bruckner Ehrenmitglied) des stark deutschnational ausgerichteten Neuen Richard Wagner-Vereins. 30 Jahre wirkte Horn als Musikreferent des Wiener Deutschen Volksblattes, 20 Jahre als Gesanglehrer am Wiener Piaristengymnasium, als Chor- und Orchesterleiter des Musikvereins „Haydn“ (v. a. mit Wagner- und Liszt-Abenden), 1918–1931 als Professor für Harmonielehre an der Akademie für Musik in Wien (heute Universität für Musik und darstellende Kunst Wien). Sein von Richard Wagner und Bruckner beeinflusstes musikalisches Schaffen wurde durch einen 1905 vom Arzt Gustav Paul (1859–1935) gegründeten Kamillo Horn-Bund (in Wien und Böhmen) gefördert.

Horn trat als Kritiker im Deutschen Volksblatt, der bedeutendsten deutsch-nationalen antisemitischen Zeitung in Wien, heftig für Bruckners Werk ein, setzte sich aber auch für das Schaffen von Franz Liszt, Peter Cornelius (1824–1874), Hermann Götz (1840–1876), Richard Strauss, Siegfried Wagner und Engelbert Humperdinck (1854–1921) ein. Wie seine Vorgänger und Kollegen in diesem Blatt (seit 1889 August Göllerich und Hans Puchstein, der einen Vergleich Bruckners mit Johannes Brahms als „ein Verbrechen an den heiligen Idealen der Kunst“ [Deutsches Volksblatt 12.12.1890, S. 2] bezeichnete) hielt auch Horn Bruckner für den einzigen berufenen Nachfolger Ludwig van Beethovens. Die oft scharfzüngigen deutsch-nationalen Auswüchse Horns dürften Bruckner nicht gefallen haben: In Briefen von Cyrill Hynais und Göllerich an Puchstein ließ er bitten, dass Horn nie mehr über ihn und seine Werke referieren möge (Briefe II, 930212). Dies ließ sich aber nicht durchsetzen.

1923/24 hatte sich Horn an Max Auers Spendenaufruf für die Orgel in St. Florian beteiligt, 1926 war er Mitbegründer des Brucknerbundes für Wien und Niederösterreich (Bruckner-Gesellschaften) gewesen und 1929 wurde er – zusammen mit anderen noch lebenden Schülern und Freunden Bruckners – Ehrenmitglied der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. – Unter den Autoren, die Horn in seinen Liedern vertonte, zählte auch der geistige Wegbereiter des Nationalsozialismus Aurelius Polzer (Pseud. u. a. Erich Fels), von dem der Text zu Bruckners Männerchor Das deutsche Lied stammt (Textdichter). 1940 erhielt Horn die von Adolf Hitler verliehene Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Ein Splitternachlass sowie zahlreiche Briefe befinden sich in der Wienbibliothek.

Werke
  • 2 Symphonien
  • Chor- und Orchesterwerke
  • Melodramen
  • Gesangsszenen mit Orchester
  • Lieder und Duette (z. T. auf eigene Texte)
  • Kammer- und Klaviermusik
Schriften
  • Rezensionen (vgl. Bruckner-Bibliografie)
  • Anton Bruckner. Der Meister von Ansfelden, in: Deutsches Volksblatt 4.9.1894, S. 1f.
  • Nekrolog, in: Deutsches Volksblatt, Abendausgabe 12.10.1896, S. 1–4
  • Anton Bruckner, in: Deutsches Volksblatt 25.10.1899, S. 1ff.
  • Erinnerungen an meine Lehrzeit bei Bruckner, in: Festschrift zu den anläßlich des 40. Todestages Anton Bruckners in der Zeit vom 22. Oktober bis 22. November 1936 in Aussig und Leitmeritz stattfindenden Sudetendeutschen Bruckner-Festtagen. Leitmeritz [1936], S. 23f.
Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 23.7.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung 24 (1897) Nr. 7, S. 81

Normdaten (GND)

Horn, Camillo (Kamillo Andreas): 116992468

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft