Reisen Bruckners

Abgesehen von der Schweizerreise, die für Bruckner eine reine Urlaubsreise war (er wollte den Montblanc und dessen Bergwelt erleben, auch die Orgeln in den großen Schweizer Städten kennenlernen und besuchte bei der Hinfahrt Oberammergau, wo 1880 das Passionsspiel stattfand), standen alle Reiseziele im Zusammenhang mit seinen beruflichen Interessen. Entweder waren es reine Orgel-Konzertreisen (wie Nancy, Paris, London), oder er hatte den Auftrag, neue Orgeln zu kollaudieren (Prag, „Rudolfinum“). Nach Bayreuth und München fuhr er zumeist, um Wagner-Opern zu erleben und mit Richard Wagner zusammenzutreffen. Nach Budapest führte ihn die Uraufführung von Franz Liszts Die Legende von der hl. Elisabeth und die Gelegenheit, diesem die Zweite Symphonie vorzulegen. Weitere Städte, wie Berlin (wohin auch seine letzte Reise führte), Leipzig, Dresden und Pressburg, und auch München, besuchte er für Aufführungen seiner eigenen Werke (zumeist der Siebenten Symphonie und in Berlin auch des Te Deum). Karlsbad und Marienbad (dort machte er eine Kur) lagen für ihn auf dem Weg nach Bayreuth zu Wagner, um diesem die Dritte Symphonie zu zeigen. Nürnberg (sein erstes Auslandsziel) und München besuchte er schon als Chormeister der Liedertafel „Frohsinn“. Nach Burghausen kam er von Salzburg aus (wo er mit der Liedertafel „Frohsinn“ und als Organist auftrat), um im Jakobs-Dom die Orgel zu spielen.

Seine Sommerurlaube verbrachte Bruckner zumeist in seiner oberösterreichischen Heimat (St. Florian, Kremsmünster, Steyr, Vöcklabruck oder Bad Ischl). Mit Freunden und Bekannten unternahm er Tagesausflüge u. a. nach Klosterneuburg, Wilhering, Admont oder Nasswald, wo er Hans Richter besuchte.

2011 widmete sich die Bruckner-Tagung (Symposien und Tagungen) des Anton Bruckner Instituts Linz beim Brucknerfest Ebrach (Brucknerfeste und -feiern) dem Thema „Anton Bruckner auf Reisen“.

Chronologische Liste der Reisen

1856 (Sept.) Salzburg, Liedertafel „Frohsinn“, Orgelspiel; Burghausen, Orgelspiel
1861 (Juli) Nürnberg, als Chormeister der Liedertafel „Frohsinn“; Regensburg (Walhalla?)
1863 (Sept.) München, Musikfest
1865 (Mai) München
(Juni) München, 3. Aufführung von Tristan und Isolde
(Aug.) Budapest, UA von Liszts Die Legende von der hl. Elisabeth
1868 (Juni) München, 3. Aufführung der Meistersinger von Nürnberg
1869 (April/Mai) Nancy, Orgelkonzerte in St. Epvre; Paris, Orgelspiel u. a. in Notre-Dame
1871 (Aug.) London, Orgelkonzerte in Royal Albert Hall und Crystal Palace
1873 (Aug./Sept.) Karlsbad; Marienbad; Bayreuth, Widmung der Dritten an Wagner
1876 (Aug.) Bayreuth, 3. Aufführung des Ring des Nibelungen
1880 (Aug./Sept.) Oberammergau; Schweizerreise; München
1882 (Juli/Aug.) Bayreuth, UA von Parsifal
1883 (Juli) Bayreuth, Parsifal
1884 (Ostern) Prag, Orgelkollaudierung
(Juli/Aug.) Bayreuth, Parsifal; München
(Dez.) Leipzig, UA Siebente Symphonie
1885 (März) München, EA Siebente Symphonie
1886 (Juli/Aug.) Bayreuth, EA von Tristan und Isolde, Begräbnis Liszts
1888 (Juli) Bayreuth, EA der Meistersinger von Nürnberg
1889 (Juli) Bayreuth, Tristan, Meistersinger
1890 (April) Pressburg, Siebente Symphonie
1891 (Mai/Juni) Berlin, Te Deum; Dresden
(Juli) Bayreuth, Parsifal, EA Tannhäuser
1892 (Juli) Bayreuth, Festspiele, Besuch von Wagners Grab
1894 (Jän.) Berlin, Siebente Symphonie
Literatur

RENATE GRASBERGER, ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.9.2017

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