Geistliche
„In seinem Verkehr mit hohen geistlichen Würdenträgern hat Bruckner diese immer mit warmer Herzlichkeit behandelt und ihnen gegenüber niemals jenes sonderbar unterwürfige Betragen zur Schau getragen, das man in seinem Umgang mit amtlichen Vorgesetzten oder gar mit Kritikern so oft beobachten konnte.“ (Eckstein, S. 49). Diese Beobachtung von Friedrich Eckstein, dem wohl intellektuellsten unter allen Freunden und Schülern Bruckners, zeigt, wie unverkrampft Bruckner im Umgang mit Geistlichen (sogar hochrangigen) war, wie sehr er sich im kirchlichen Milieu heimisch fühlte. Ein dezidiert anderes Bild von Bruckners Umgang mit der Geistlichkeit – eines von Doppelzüngigkeit, Unehrlichkeit und Schmeichelei geprägtes – zeichnet Leopold M. Kantner in seinem Aufsatz Die Frömmigkeit Anton Bruckners (s. Lit.). Zwar wird man Bruckner in manchen Verhaltensweisen berechnende Motive nicht ganz absprechen können, doch scheint eine solche pauschale negative Beurteilung überzogen und letztlich unberechtigt. Durch sein Nahverhältnis zur Kirche (Kirchenmusik) hatte Bruckner zeitlebens engen Kontakt zu Personen des geistlichen Standes.
Außer Loidol waren noch vier weitere Patres des Benediktinerstifts in Kremsmünster mit Bruckner befreundet. Romuald Lang (* 12.10.1821 Wels, Oberösterreich/A, † 6.11.1896 Kremsmünster, Oberösterreich/A) ließ Bruckner in Briefen an andere Stiftsmitglieder des Öfteren grüßen, Siegmund Fellöcker (* 19.2.1816 Neuhofen an der Krems, Oberösterreich/A, † 5.9.1887 Kremsmünster) nannte er in einem Brief an Loidol einen „hochedle[n] Herr[n]“ (Briefe II, 870916). Die Korrespondenz lässt auf ein vertrautes Verhältnis zu Georg (eigentl. Heinrich) Huemer (* 14.6.1837 Grünau, Oberösterreich/A, † 21.1.1908 Kremsmünster) schließen, das sich möglicherweise in späteren Jahren etwas abkühlte, und Sebastian Mayr (* 20.1.1845 Steinerkirchen an der Traun, Oberösterreich/A, † 2.5.1934 Kremsmünster) suchte eifrig Bruckners Gesellschaft, was dieser ihm freundlich dankte.
Weniger Kontakt als zu Bischof Rudigier in Linz hatte Bruckner zur Spitze der kirchlichen Hierarchie in Wien. Doch standen ihm auch die Erzbischöfe Joseph Othmar Ritter von Rauscher (1797–1875) und dessen Nachfolger Johann Rudolf Kutschker (1810–1881), Cölestin Josef Ganglbauer (1817–1889) und Anton Josef Gruscha (1820–1911) wohlwollend gegenüber.
Literatur
- P. Sigismund Fellöcker, Prior in Kremsmünster †, in: Linzer Volksblatt 7.9.1887, S. 2
- Friedrich Pesendorfer, Das Domkapitel in Linz. Linz 1929
- Friedrich Eckstein, Aus Anton Bruckners religiösem Leben, in: Anbruch 17 [1935] H. 2/3, S. 49
- Leopold M. Kantner, Die Frömmigkeit Anton Bruckners, in: Bruckner in WienManfred Wagner u. a., Anton Bruckner in Wien. Eine kritische Studie zu seiner Persönlichkeit (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 2). Graz 1980, S. 229–275
- Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
- Dom- und StadtpfarrorganistElisabeth Maier, Anton Bruckner als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist. Aspekte einer Berufung. Mit einem Beitrag von Ikarus Kaiser (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 15). Wien 2009
- Sterbebuch-Duplikat der Pfarre Kremsmünster, 1887, pag. 5; 1896, fol. 66; 1908, fol. 224; 1934, fol. 204