Orchestermusik

Der Schwerpunkt des kompositorischen Schaffens Bruckners liegt eindeutig auf dem Gebiet der (symphonischen) Orchestermusik – hatte er doch selbst als seinen „Lebensberuf“ den des „Symphoniker[s]“ (Briefe II, 911019) bezeichnet. Seine Bedeutung für die Musikgeschichte ist auch in erster Linie in seinen symphonischen Werken und der zukunftsweisenden Orchesterbehandlung in den großen Kirchenwerken (Messe in d‑Moll, Messe in f‑Moll, Te Deum, Psalm 150) begründet (für die Kirchenmusikpraxis sind jedoch zunächst vornehmlich die kleineren Kirchenwerke, die Motetten, von Bedeutung gewesen).

Bruckner fand erst spät zur Musik für symphonisches Orchester (Orchester und Instrumente zur Zeit Bruckners). Vor seinen diesbezüglichen Studien bei Otto Kitzler 1861–1863 hatte er das Orchester nur als Begleitung in einzelnen Vokalwerken eingesetzt: drei Posaunen und Streicher 1848/49 im Requiem in d‑Moll (WAB 39), größere Besetzungen 1852 im Magnificat, 1854 in der Missa solemnis und 1858 im Psalm 146. Auch bei später entstandenen Vokalwerken verfuhr er noch so: 1863 beim Psalm 112, 1864 bei der Messe in d‑Moll, 1867/68 bei der Messe in f‑Moll, 1881 beim Te Deum und schließlich 1892 beim Psalm 150. Musik für Soloinstrument(e) und Orchester schrieb er nie. In dem für den Unterricht bei Kitzler verfassten Kitzler-Studienbuch sind die ersten reinen Orchesterwerke Bruckners zu finden: vier vollständige Orchesterstücke (Marsch für Orchester in d‑Moll und Drei Orchesterstücke) und am Ende des Bandes Skizzen zur Ouvertüre in g‑Moll und zur Symphonie in f‑Moll („Studiensymphonie“). Der über Vierzigjährige wagt erst 1865/66 mit der Ersten Symphonie sein erstes selbständiges, d. h. ohne Aufsicht eines Lehrers entstandenes, Werk für symphonisches Orchester. – Näheres zu Entstehung und Rezeption bei den einzelnen Werken.

Chronologie der Orchesterwerke Bruckners

Diese Übersicht gibt jeweils das Jahr an, in dem die betreffende Komposition begonnen wurde.

1862 Instrumentation der Pathétique (WAB add 266)
Marsch für Orchester in d‑Moll (WAB 96)
Drei Orchesterstücke (WAB 97/1‑3)
Ouvertüre in g‑Moll (WAB 98)
1863 Symphonie in f‑Moll (WAB 99, „Studiensymphonie“)
1865 Erste Symphonie in c‑Moll (WAB 101)
1869 Symphonie in d‑Moll (WAB 100, „Annullierte“)
Symphonie-Entwurf in B‑Dur (WAB 142)
1871 Zweite Symphonie in c‑Moll (WAB 102)
1872/73 Dritte Symphonie in d‑Moll (WAB 103)
1874 Vierte Symphonie in Es‑Dur (WAB 104)
1875 Fünfte Symphonie in B‑Dur (WAB 105)
[spätestens 1876] [Symphonisches Präludium (WAB add 332)]
1879 Sechste Symphonie in A‑Dur (WAB 106)
1881 Siebente Symphonie in E‑Dur (WAB 107)
1884 Achte Symphonie in c‑Moll (WAB 108)
1887 Neunte Symphonie in d‑Moll (WAB 109)
Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 23.9.2020

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